FC Ingolstadt:Der zweite Trainer

2 Bundesliga FC Ingolstadt 04 DSC Arminia Bielefeld Tor Jubel 1 0 für FCI durch Almog Cohen; Almog Cohen - FC Ingolstadt

Den Syndesmosebandriss hat Almog Cohen überstanden. Jetzt ist er wieder ein Gewinn für Ingolstadt – als Kämpfer auf dem Platz und als Stimmungsaufheller für das Team.

(Foto: Stefan Bösl/imago)

Almog Cohen ist nach langer Verletzung zurück auf dem Platz. Dem Team von Trainer Nouri wird er in der Zweiten Fußball-Bundesliga helfen: als Stabilisator.

Von Johannes Kirchmeier

Er hatte schon eine Zeit lang gesprochen über das Spiel und über die gerade nicht so leichten Wochen beim Tabellenletzten der zweiten Fußball-Bundesliga, dem FC Ingolstadt, der seit neun Spielen auf einen Sieg wartet. Aber dann, plötzlich, sagte er: "Ich fühle mich wie ein Gewinner." Oder hatte man sich da verhört? Seine Mannschaft hatte gerade 1:1 (0:0) gespielt gegen Arminia Bielefeld und einen verdienten Sieg noch aus der Hand gegeben. Doch das Ergebnis meinte Almog Cohen gar nicht. Er fühle sich wie ein Gewinner, "weil ich jetzt keine Schmerzen mehr habe". Ein Jahr lang plagte er sich. Er spielte die vergangene Saison mit Problemen am Knie, dann am Fuß, nun ist Cohen wieder gesund.

Das ist ja die gute Nachricht, die der FCI in dieser ansonsten harten Zeit erhielt, in denen mangels Erfolg erst der Trainer Stefan Leitl gehen musste, dann der Sportdirektor Angelo Vier. Langsam tastet sich Cohen nach seinem Syndesmosebandriss wieder aufs Feld, am Sonntag spielte er erstmals von Beginn an und traf nach einer flachen Flanke im Rücken der Abwehr zur Führung. Die hatte auch noch Bestand, als Cohen nach einer Stunde vom Platz ging. "Er war noch nicht so weit, dass er durchspielen konnte", sagte Trainer Alexander Nouri. "Er hat ein Zeichen gegeben, und dann haben wir ihn ausgewechselt."

Dass er dann aber komplett abschaltet, so weit ist Cohen nie. Ab der 65. Minute standen so immer wieder zwei Trainer in der Ingolstädter Coaching Zone: links Motivator Nouri, der das Spiel im Stehen und meist klatschend begleitete, rechts Motivator Cohen, der von außen versuchte, den Takt vorzugeben. Nur auf dem Feld fehlte nun die ordnende Hand: Der FCI kassierte das Gegentor.

Nouris System funktioniert mittlerweile. "Alle fühlen sich jetzt auf ihrer Position wohl", sagte Cohens Nebenmann im zentralen Mittelfeld, Konstantin Kerschbaumer. Aber zu beobachten war in diesem Spiel auch: Dieses System hängt schon auch von einem erfahrenen Stabilisator wie dem 1,70-Meter-Mann Cohen ab. Bereits vor dem 0:4 in Sandhausen, in dem es einen wie den Israeli gebraucht hätte, der unauffällig ein Loch in der Defensive flickt, fragte Nouri Cohen, ob er sich einen Einsatz zutraue: "Ich habe ihm gesagt, in dem Spiel noch nicht. Aber gegen Bielefeld vor der Länderspielpause will ich dabei sein."

2010 verlegte Cohen seinen Wohnsitz von Netanya nach Bayern. Erst stand er drei Jahre lang beim 1. FC Nürnberg unter Vertrag, seit 2013 kickt der 30-Jährige in Ingolstadt. Von wo aus er sich allerdings nun schnell wieder verabschiedete nach seinem ersten Startelf-Einsatz der Saison: Er reiste zur israelischen Nationalmannschaft, die am Donnerstag ein Testspiel und am 20. November "ein großes Spiel für uns" (Cohen) in der Nations League bestreitet. Es geht gegen Schottland um den Gruppensieg und damit den Aufstieg in die zweithöchste Liga, wo künftig auch Deutschland spielen könnte.

In Ingolstadt werden sie diese Partien mit bangem Blick verfolgen. Denn verletzen darf sich Cohen nicht. Er ist ja nicht nur ein Gewinn als Kämpfer auf dem Platz, sondern auch ein Stimmungsaufheller für die Mannschaft. "Sein Spirit hat uns heute gut getan", fand Nouri. Wie wichtig er für ihn ist, verriet eine Geste in der ersten Halbzeit. In einer Behandlungspause kam das Team vor Nouri zusammen. Der Coach klatschte mit fast allen ab. Cohen umarmte er.

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