Süddeutsche Zeitung

FC Ingolstadt:Am Limit

Trainer André Schubert ist mit dem Auftritt beim 1:1 gegen Kiel zufrieden. Die Schanzer geben den letzten Platz an Aue ab, können den Rückstand auf Platz 15 aber nicht verkürzen.

Von Linus Freymark, Ingolstadt

Stürmer Stefan Kutschke hatte eben den Ball im Kieler Tor versenkt, da wurden aus den elf Ingolstädtern auf dem Platz plötzlich zwölf: Rund um den Torschützen hatten die Feldspieler eine Jubeltraube gebildet, im Tor feierte Fabijan Buntic - und am Spielfeldrand fuchtelte auf einmal ein Mann im grauen Trainingsanzug mit den Fäusten in der Luft herum und schrie seine Freude über den eben erzielten Ausgleich in den Ingolstädter Nachmittag. Der zwölfte Mann war André Schubert, seit Kurzem Cheftrainer des FC Ingolstadt 04, und die fast schon übermütige Freude über den Treffer hatte durchaus ihre Berechtigung: Immerhin hatte Schubert soeben sein erstes Heimtor als Coach der Schanzer erlebt.

Nicht nur der Kopfballtreffer seines Stürmers verleitete Schubert nach Spielende, ein erstaunlich positives Fazit des Auftritts gegen Holstein Kiel (1:1) zu ziehen. Gerade in der zweiten Halbzeit habe man "relativ dominant gespielt", sprach der Berufsoptimist Schubert in die Mikrofone. Auch die Defensive sei stabil gewesen und - was Schubert besonders freute - die Passquote seiner Mannschaft sei höher gewesen als jene der für ihre Ballsicherheit bekannten Kieler. Auch der frühe Rückstand durch Benedikt Pichler, der in der 14. Minute ähnlich unbedrängt per Kopf treffen durfte wie kurz nach dem Wiederanpfiff Kutschke auf der Gegenseite (46.), habe sein Team nicht aus dem Konzept gebracht. "Das sind alles sehr positive Zeichen", meinte Schubert.

Für Stendera ist das Comeback "wie ein Geschenk"

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Schanzer die erste Spielhälfte mehr oder weniger verschlafen haben und nur mit einem 0:1-Rückstand in die Pause gingen, weil die Gäste aus dem Norden ähnlich tranig agierten. Die Folge: kaum Torchancen auf beiden Seiten und immer wieder verunglückte Querpässe und lange Bälle, die im Aus oder beim Gegner landeten. Erst nach der Pause wurden die Ingolstädter forscher und sorgten dafür, dass sich das Spielgeschehen immer mehr in die Hälfte der Störche verlagerte. Kutschke hatte noch zwei Möglichkeiten - sein Kopfball ging jedoch daneben (77.), kurz darauf scheiterte er mit einem Flachschuss an Holsteins Torwart Thomas Dähne (81.). Ansonsten kam bei den Ingolstädter Bemühungen wenig Zwingendes heraus.

Verletzungsbedingt hatte Schubert einiges umformieren müssen, zudem befinden sich in den Reihen des FCI einige Spieler, die wie Kutschke oder Marc Stendera eben erst zurückgekehrt sind. "Das war für mich wie ein Geschenk", sagte Stendera darüber, dass er sechs Wochen nach seiner Knieverletzung wieder auf dem Platz stehen konnte. Anstrengend sei das nach der Pause gewesen. Und laut Schubert ging es nicht nur Stendera so. Es gebe "eine ganze Reihe von Spielern, die heute wirklich am Limit waren".

Dennoch dürften die Schanzer die Rückkehrer dringend benötigen. Durch den Punktgewinn gegen Kiel geben sie zwar den Platz am Zweitliga-Tabellenende an Erzgebirge Aue ab, doch mit fünf Punkten nach zehn Spieltagen hat der FCI, nun auf Rang 17, immer noch vier Punkte Rückstand auf die Kieler auf Rang 15. Und auch wenn Schubert sich Mühe gibt, sich auf das Positive zu konzentrieren, dürfte auch ihm nicht entgangen sein, dass die Ingolstädter gegen Kiel zwar mithalten konnten, eine klare Spielidee aber nicht zu erkennen war.

Natürlich ist es für den neuen Trainer schwer, seiner Mannschaft mit den vielen Verletzten jetzt schon seine Philosophie näherzubringen - allzu viel Zeit aber sollten sich Spieler und Trainer nicht mehr lassen, wenn man den Anschluss zu Rang 15 halten will. Am kommenden Freitag geht es zum Kellerduell nach Aue, danach zum DFB-Pokalspiel nach Dortmund. Am Sonntag darauf empfangen die Schanzer dann Jahn Regensburg zum Derby. Dann kann Schubert vielleicht wieder zum Jubeln aufs Feld rennen.

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