FC Ingolstadt:Abschied in Kürze

04.12.2021 - 2.Bundesliga 2021/2022: FC Hansa Rostock vs. FC Ingolstadt - Trainer Andre Schubert (FCI) 04.12.2021 - 2.Bu

18 Absenzen, viel Sarkasmus und ein Punkt: Das Remis in Rostock konnte man sogar als Erfolg betrachten, dennoch muss André Schubert nun gehen.

(Foto: Andy Bünning/Eibner/imago)

Die Angst vor der dritten Liga ist groß: Nach zwei Punkten in neun Spielen muss Trainer André Schubert beim Zweitliga-Letzten schon wieder gehen. Sport-Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer präsentiert rasch Rüdiger Rehm als Nachfolger.

Von Christoph Leischwitz

Der Mittwoch ist ein eher ungewöhnlicher Wochentag für Trainer-Freistellungen - schon allein, weil die Vorbereitungszeit für die verbliebenen Verantwortlichen damit sehr kurz ist bis zum nächsten Spiel; der FC Ingolstadt empfängt am Samstagmittag die derzeit auch vom Abstieg bedrohte Mannschaft von Hannover 96 (13.30 Uhr). Doch erstens bedeutet die offizielle Maßnahme nicht, dass André Schubert nicht vorher schon gewusst hat, was da auf ihn zukommt. Und zweitens drängt die Zeit eben bei den Schanzern: Jeder Punkt ist wichtig, um überhaupt noch eine kleine Chance zu haben, die Liga zu halten.

Also wurde Schubert konsequenterweise zwei Spieltage vor der Winterpause das Vertrauen entzogen. In neun Partien hatte seine Mannschaft gerade einmal zwei Unentschieden verbucht, selbst sein Vorgänger Roberto Pätzold war erfolgreicher gewesen, ihm war immerhin ein Sieg und das Weiterkommen im DFB-Pokal geglückt. Der neue Geschäftsführer Sport, Dietmar Beiersdorfer, ließ eine rekordverdächtig kurze Pressemitteilung veröffentlichen, sie lautete: "Wir haben diese Entscheidung nach eingehender Analyse der aktuellen Situation getroffen. Ich möchte mich im Namen des gesamten Vereins bei André für seinen Einsatz in den vergangenen, fordernden Wochen bedanken und ihm alles Gute für seinen weiteren Weg wünschen."

Die Kürze lag wohl daran, dass Beiersdorfer sehr wenig Zeit hatte. Der 58-Jährige hatte sich nämlich schon am Mittwoch mit Schuberts Nachfolger getroffen - und diesen gab der Verein dann am Abend auch noch bekannt: Es handelt sich um Rüdiger Rehm, 43, für den auch alles sehr schnell ging. Beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden war er erst Ende Oktober entlassen worden, dort war er vier Jahre lang Trainer gewesen. Beiersdorfer erklärte auch den Zeitpunkt: Deshalb haben wir diese Veränderung auch zu diesem Zeitpunkt getätigt: Weil wir in der neuen Konstellation fest an diese Chance glauben." Die Chance Ligaverbleib.

Schubert war in Sachen Selbstvertrauen bei den anwesenden Spielern nicht weitergekommen

Es stellt sich allerdings die Frage, wie viel Schuld eigentlich Schubert an der sportlichen Misere trifft. Der ehemalige Trainer von Borussia Mönchengladbach hatte Ende September eine Mannschaft übernommen, die auch wegen zahlreicher verletzter Leistungsträger schlecht in die Saison gestartet war. Vergangenes Wochenende folgte dann der traurige Absenzen-Höhepunkt, nachdem sich sieben Personen mit Corona infiziert und sich 15 Personen in Quarantäne begeben mussten; insgesamt 18 Spieler fehlten, die Partie bei Hansa Rostock wurde trotzdem ausgetragen, das 1:1 war auf dem Papier sogar ein Achtungserfolg. Schubert hatte sarkastisch angemerkt, dass er über die Spieler des Gegners mehr sagen könne als über die eigene Mannschaft, so bunt zusammengewürfelt sei der Kader gewesen.

Doch die vergangenen Wochen hatten auch offenbart: Schubert war in Sachen Selbstvertrauen bei den anwesenden Spielern nicht weitergekommen. Sportlich gute Ansätze waren in Phasen häufiger zu erkennen. Doch in den meisten Situationen nahm sich die Mannschaft selbst mit Unkonzentriertheiten, schlampigen Zuspielen oder überhasteten Abschlüssen die Möglichkeit auf mehr Zählbares.

Klar ist nun, dass der neue Geschäftsführer Beiersdorfer alle Freiheiten hat, und auch, dass man die Zweitliga-Saison noch lange nicht abgeschenkt hat. "Unser Ziel ist klar: Wir wollen uns mit allen Mitteln den Klassenerhalt erkämpfen", sagt der Neue dann auch. In einem viel längeren Statement als zum Schubert-Abschied sagt Beiersdorf, Rehm stehe für "kurzfristige Impulse" wie auch für Konzeptarbeit. "Für uns sind beide Faktoren ganz entscheidend, weil wir uns mit unterschiedlichen Szenarien befassen müssen", so Beiersdorfer.

Die aktuelle Situation erinnert jedoch stark an jene vor drei Jahren. Stefan Leitl musste damals Ende September gehen, Alexander Nouri nach acht Spielen Ende November. Es folgte Jens Keller, der bis Anfang April 2019 blieb. Sie alle konnten den Abstieg nicht verhindern, der dann nach der Relegation gegen den Dritten der dritten Liga feststand. Der Gegner war: Rüdiger Rehm mit dem SV Wehen Wiesbaden. Sein Werdegang hat einen weiteren Vorteil für die Schanzer: Rehm kennt sich in beiden Ligen gut aus, so wie der FC Ingolstadt selbst.

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