Es ist erst dreieinhalb Monaten her, dass Sabrina Wittmann die U19 der Ingolstädter trainierte. Die 33-Jährige war schon im Juniorenbereich als Frau eine Pionierin, nun ist Wittmann, die das Profiteam des FCI erst interimsweise und schließlich fest übernahm, die erste Trainerin im deutschen Profifußball. Und steht direkt vor einer schwierigen Aufgabe: Ingolstadt will in die zweite Liga aufsteigen, das hat der Verein vor der Saison offensiv kommuniziert: „Wir wollen unter die ersten Drei, das ist unser Ziel, und das kommt auch aus der Mannschaft heraus“, erklärte Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer kürzlich dem Donaukurier.
Die erste Zweitliga-Tauglichkeitsprüfung haben die Ingolstädter am Samstag trotz 1:2-Niederlage recht ordentlich bestanden: Im DFB-Pokal gegen den FC Kaiserslautern schlug sich Ingolstadt vorrangig in der zweiten Hälfte gut, wenn auch bedingt durch einen FCK-Patzer. Kurz nach der Pause sah Kaiserslauterns Jan Gyamerah die Gelb-Rote Karte (49.), weil der Sechser zweimal zu spät in einen Zweikampf gekommen war – und danach das Spiel kippte. Bis zum Platzverweis hatte es nach einem entspannten Lauterer Pokalausflug ins Oberbayerische ausgesehen: Nach 35 Minuten führten die Roten Teufel 2:0, die mehr als 5500 mitgereisten Pfälzer Fans machten Stimmung und ihre Roten Teufel hatten das Spiel im Griff. Mit einem Mann mehr übernahm allerdings der FCI die Spielkontrolle. „Wir haben die Überzahlsituation sehr gut angenommen“, fand Wittmann. Was fehlte waren die ganz klaren Torchancen, obwohl die Ingolstädter im letzten Drittel des Gegners „die Räume gut fanden“, wie Wittmann sagte. Die besten Möglichkeiten vergaben David Kopacz und Dennis Borkowski nach einer Stunde Spielzeit, beide scheiterten am stark parierenden FCK-Torwart Julian Krahl. Einige gute Kontermöglichkeiten ließ Ingolstadt gegen zunehmend schläfrige und schlampige Gäste liegen, dazu verpufften die vielen Standards. So war es auch bezeichnend, dass erst der aufgerückte Innenverteidiger Ryan Malone den Anschlusstreffer köpfte (88.) – der nach hektischen Schlussminuten inklusive kleiner Rangelei aber letztlich zu spät kam. Von Lauterns Coach Markus Anfang gab es trotzdem das obligatorische Lob und die Prophezeiung: „Ingolstadt wird sicher oben mitspielen.“

Nach einer Vorbereitung ohne Niederlage hatte der FCI in der dritten Liga mit einem Sieg gegen Waldhof Mannheim und einer Derbyniederlage gegen die SpVgg Unterhaching einen mittelmäßigen Saisonstart, wirklich untermauert haben die Schanzer die großen Ziele bisher nicht. Und auch der Transfersommer wirkt bislang eher wenig ambitioniert: Viel passiert ist bislang nicht beim FCI, die Mannschaft setzt sich größtenteils aus den Spielern der vergangenen Saison zusammen, die Ingolstadt als Zehnter beendete. Gerade im Mittelfeld bestünde aber Handlungsbedarf – der Klassenunterschied im Pokalspiel am Samstag gegen Kaiserslautern war hier am deutlichsten zu sehen: Marlon Ritter und Philipp Klement, die zu den technisch besten Spielern der zweiten Liga zählen, schalteten und walteten vor allem in der ersten Hälfte im Zentrum nach Belieben.
Ingolstadts Trainerin Wittmann schließt Verstärkungen im Sommer nicht aus
Besonders der bundesligaerfahrene Klement hebelte die Ingolstädter Defensive mehrfach mit einfach aussehenden, aber hocheffektiven Bewegungen und Pässen aus. Die Ingolstädter Lukas Fröde und Max Plath, 19, machten zwar kein schlechtes Spiel, waren der Klasse des Gegners aber nicht gewachsen. Trotz Talenten wie dem Juniorenspielern Deniz Zeitler, 17, der gegen Kaiserslautern in der Startelf stand und als rechter Verteidiger eine ordentliche Leistung bot, schließt FCI-Trainerin Wittmann Änderungen noch diesen Sommer nicht aus – sagt aber auch: „Wenn wir noch was machen auf dieser Position, muss es menschlich und sportlich passen.“
Vorne verlor der FC Ingolstadt Torjäger Jannik Mause, der ausgerechnet zu Pokal-Gegner Kaiserslautern wechselte und prompt beide Tore schoss. Der 26-Jährige traf nach knapp zwei Minuten mit einem überlegten Schlenzer, Aaron Opoku hatte schön durchgesteckt. Und nach einem geblockten Freistoß staubte Mause zum 2:0 ab (35.) ab. „Er hat schon das Näschen, Tore zu machen“, befand sein neuer Trainer Anfang.
Sabrina Wittmann kennt Mause zwar „nur von der Physio-Liege“, wie die Trainerin sagte, denn der Stürmer war am Ende der Saison verletzt ausgefallen, als sie übernahm. Wittmann wird ihn aber sicher nicht nur vermissen, weil er „ein unfassbar netter Kerl ist“. Mit 18 Toren war Mause mit Abstand bester Torschütze der Ingolstädter. Als direkter Ersatz kam Borkowski von RB Leipzig, der 22-jährige ist technisch gut ausgebildet, glänzte auf seinen Leihstationen Nürnberg und Dresden aber nicht mit vielen Toren. Und auch die Abstimmung mit Sturmpartner Pascal Testroet stimmte nicht, beide nahmen sich die Räume. Zur Halbzeit musste der 33-jährige Testroet dem Dänen Sebastian Grönning, der im Winter aus der zweiten spanischen Liga kam, weichen, besser wurde es nicht.
Trotz der Niederlage habe ihr Team einen Schritt nach vorn gemacht, sagte Wittmann, die Richtung jedenfalls passe schon einmal.