FC Bayerns Erfolg gegen Braunschweig:Belästigt vom Bundesliga-Alltag

FC Bayern München - Eintracht Braunschweig

Siegerjubel beim FC Bayern: Eher verhalten als ekstatisch

(Foto: dpa)

Es menschelt wieder beim FC Bayern. Nach dem 2:0 gegen Eintracht Braunschweig bekennen sich die Spieler zu Motivationsproblemen, die Matthias Sammer ungewohnt gnädig kommentiert. Dass die Münchner sich nicht zu einem Kantersieg aufputschen, könnte allerdings eine Taktik sein, die sich noch auszahlen wird.

Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend

Er war extrem gut, doch perfekt war der Nachmittag auch für Arjen Robben nicht verlaufen. Der Mann, der beide Treffer zum 2:0-Erfolg des FC Bayern gegen Eintracht Braunschweig beigesteuert hatte, stand im Bauch der Fröttmaninger Arena. Er grinste fröhlich, schwärmte von der großartigen Zeit, die er derzeit in München erleben dürfe.

Da pirschte sich Javier Martínez von hinten an und zwickte ihn in die Wange, die Geste sollte signalisieren: gut gemacht. Und im Raum nebenan schwärmte Trainer Pep Guardiola während der Pressekonferenz über den 29-Jährigen: "Er macht für uns viele wichtige Tore." Doch eines störte. Ein Schnürsenkel an Robbens Turnschuhen war offen. Auch mit dem Spielverlauf war der Niederländer alles andere als zufrieden.

Nach Anpfiff war es bei der Partie eigentlich nur um die Frage gegangen, wie hoch der FC Bayern gewinnen wird. Denn es traten an: der Tabellenerste gegen den Tabellenletzte, der 23-malige deutsche Meister gegen den einmaligen, die Mannschaft, deren Spieler 222 Millionen Euro Transferkosten einbringen würden, gegen das Team von Thorsten Lieberknecht, das gerade einmal 1,73 Millionen Euro wert ist.

"Wir sind aus dem Rhythmus gekommen"

Die erste Halbzeit verlief dann auch so einseitig, wie die Zahlen vorhergesagt hatten. Bereits nach 111 Sekunden erzielte Robben die Führung, nach 30 Minuten legte er nach. Der FC Bayern hatte in den ersten 20 Minuten 87 Prozent Ballbesitz, dem gegnerischen Tor näherte sich die überforderte und ängstliche Eintracht kein einziges Mal.

Doch in der zweiten Halbzeit passierte das, was dem formidablen Arjen Robben den Nachmittag noch ein wenig vermieste. Der so übermächtige FC Bayern wurde nachlässig oder wie Robben sagte: "Wir sind aus dem Rhythmus gekommen, haben falsche Pässe gespielt, das darf nicht passieren."

Erst das Bundesliga-Spitzenspiel gegen Dortmund am vergangenen Wochenende, dann die anstrengende Reise zum Champions-League-Spiel gegen ZSKA Moskau und nun gegen den Tabellenletzten - Thomas Müller räumte ein, dass es nicht leicht für das Team war, sich für das Spiel zu motivieren. "Vom Kopf her verständlich, dass man nachlässig wird, wenn wieder Bundesliga-Alltag ansteht", sagte der 24-Jährige. Und Ersatz-Kapitän Manuel Neuer befand: "Wir sind Menschen, keine Maschinen."

Vielleicht war die zurückhaltende zweite Hälfte ja sogar Taktik, um nicht zu viel Kraft für die kommenden Partien zu verbrauchen. Denn nicht einmal Matthias Sammer nahm seinen Spielern das fehlende Engagement in der zweiten Hälfte übel. Als er die Fragen der Reporter beantwortete, sprach er mit sanfter Stimme. Den Minuten 45 bis 90 widmete er in seinen Ausführungen nur einem Halbsatz. "Nach der Pause haben wir zwei Gänge rausgenommen, da hat es halt gemenschelt bei uns."

Sammer hob stattdessen vor allem das Positive heraus, was bis vor ein paar Wochen ja noch gar nicht seine Art gewesen war. "Ich bin froh, dass alle gut durchgekommen sind", sagte er erleichtert, als wäre er für die Behandlung der Verletzten zuständig und würde seit Wochen Überstunden machen.

Robben bleibt im Rasen hängen

Ausgerechnet Robben wäre allerdings beinahe ein Missgeschick passiert. Beim Bejubeln seines ersten Treffers wollte er auf den Knien Richtung Seitenlinie rutschen, blieb jedoch im Rasen hängen, der Körper bremste abrupt ab und sein Oberkörper wurde vorne übergeworfen. Mannschafts-Doc Müller-Wohlfahrt griff wahrscheinlich schon nach dem Erste-Hilfe-Kasten und machte sich im Geiste für den Einsatz auf dem Rasen bereit. Doch die lange Krankenakte von Arjen Robben blieb von diesem weiteren, wenn auch kuriosen, Eintrag verschont. Auch über den offenen Schnürsenkel ist das einstige FCB-Sorgenkind nach dem Spiel nicht gestolpert.

Guardiola sagte über seinen derzeit besten Spieler: "Ich klopfe auf Holz: Er war immer noch nicht verletzt." Stattdessen hat der offensive Mittelfeldmann bereits sechs Tore in der Hinrunde erzielt - mehr als in der kompletten Saison 2012/2013, die er allerdings zu weiten Teilen vom Krankenbett aus verfolgte.

Auch ohne Neu-Eintrag Robben gilt die lange Liste der Verletzten bei den Münchnern als das größte Problem derzeit - die fehlende Motivation nach einer 2:0-Führung ist da eher der Kategorie Luxusproblemchen zuzuordnen. Immerhin wird damit gerechnet, dass Franck Ribéry und womöglich auch Xherdan Shaqiri beim nächsten Spiel, dem DFB-Pokal-Achtelfinale am Mittwoch gegen Augsburg, wieder fit sein werden.

Spielern wie Toni Kroos ist es durchaus anzumerken, dass eine Pause ihnen dringend gut bekäme. Kroos ließ gegen Braunschweig hin und wieder die nötige Präzision vermissen. Thiago Alcántara ist zwar nach seiner Verletzung wieder genesen, doch noch nicht zu 100 Prozent fit und noch nicht ausreichend eingespielt mit den Kollegen. Nach dem Ausfall von Philipp Lahm führt an ihm jedoch kein Weg vorbei, Guardiola hat schlichtweg keinen anderen Spieler, dem er auf dieser Position vertrauen würde.

So ist das Spiel gegen Augsburg durchaus eine "heiße Kiste", wie Müller sagt. Allerdings räumt er auch ein: "Die Motivation wird diesmal kein Problem sein, es ist ja ein K.o.-Spiel." Es dürfte also alles andere als leicht werden für die Schwaben.

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