FC Bayern besiegt Werder Bremen:Nicht "Klick", sondern "Bumm"

FC Bayern München - SV Werder Bremen

Spielt er am Mittwoch im Pokal gegen Dortmund wieder von Beginn an? Gegen Werder Bremen machte Bayern-Torjäger am Samstag immerhin zwei Mal "Bumm".

(Foto: dpa)

Egal, welche Spieler Jupp Heynckes auf den Rasen schickt: Der FC Bayern dominiert die Bundesliga souverän - das belegt nicht nur das 6:1 gegen Werder Bremen. Deshalb sehnen sich nicht wenige Münchner die Pokal-Revanche gegen Borussia Dortmund herbei. Ein Scheitern im Viertelfinale könnte jedoch fatale Folgen haben.

Von Jürgen Schmieder

Es gibt in vielen Filmen diesen lustigen Moment, wenn der Bösewicht mit der Pistole in der Hand feststellt, dass er all seine Patronen verschossen hat und es nur noch "Klick" macht statt "Bumm", wenn er den Abzug betätigt. Wie er dann mit verdutztem Gesicht auf den Helden blickt und merkt, dass er verloren hat. Wie er die Pistole fallen lässt und aufgibt.

Wer in der Bundesliga nicht Anhänger des FC Bayern ist, der wartet derzeit auch sehnsüchtig auf diesen "Klick"-Moment. Wie die Münchner merken, dass ihnen langsam die Patronen ausgehen und sie verdutzt feststellen, dass sie doch Gegentore kassieren und dass sie tatsächlich eine Partie mal nicht gewinnen können. Am Samstag gab es diesen Moment freilich nicht, der FC Bayern gewann souverän mit 6:1 gegen Werder Bremen.

Dabei hatte Jupp Heynckes den Bremern ja tatsächlich den Gefallen getan, sechs Patronen auszutauschen gegenüber der herausragenden Vorstellung beim FC Arsenal - wobei das Wort "nachladen" angebrachter wäre angesichts der Akteure, die er statt dessen aufs Spielfeld schickte und es geradezu verwunderte, dass die Bremer überhaupt auftauchten zu diesem Duell in der Nachmittagskälte.

Auf der Bank sitzen 125 Millionen Euro

Es waren keine Nachwuchstalente, die Heynckes da beginnen ließ, es waren vielmehr: Mario Gomez. Jérôme Boateng. Arjen Robben. Xherdan Shaqiri. Luiz Gustavo. Diego Contento. Das Portal transfermarkt.de weist für diese sechs Spieler einen kumulierten Marktwert von 125 Millionen Euro aus - das sind exakt 40 Millionen Euro mehr als der Wert des kompletten Kaders von Werder Bremen.

"Es hat viel Rotieren des Trainers gegeben, aber die, die reingekommen sind, waren sehr konzentriert und motiviert - und es war eigentlich kein Unterschied zu London festzustellen", sagte Karl-Heinz Rummenigge nach der Partie, bei der Mario Gomez zwei Mal traf, Arjen Robben, Franck Ribéry und Javi Martínez jeweils ein Mal und der Bremer Theodore Gebre Selassi noch ein Eigentor beisteuerte. Der Gegentreffer durch Kevin de Bruyne mag ein Ärgernis für Torwart Manuel Neuer gewesen sein, wirklich schmerzhaft war er nicht.

Das Vermaledeite für die Gegner des FC Bayern ist derzeit, dass diejenigen, die spielen dürfen, keine lustlosen und beleidigten Bankdrücker sind, sondern sich unbedingt präsentieren wollen - weil sie gerne dabei sein möchten in jenen Momenten dieser Spielzeit, von denen es gemeinhin heißt, dass dann die dicke Frau in der Oper singen würde.

"... aber gegen Dortmund können sie nicht gewinnen"

"Jetzt kommen die interessanten Spiele, jetzt geht es Schlag auf Schlag", sagte etwa Mario Gomez, der seine eigene Vorstellung recht lapidar abtat und sagte, dass "ein Stürmer bei einem 6:1 schon mal an Treffern beteiligt sein darf". Ein wenig offensiver warb Arjen Robben für sich selbst: "Ich habe heute meinen Beitrag geliefert, mehr kann ich nicht machen. Der Trainer kennt mich, er kennt meine Qualitäten. Ich sehe die 90 Minuten als etwas Positives - auch für die Zukunft."

Die unmittelbare Zukunft bietet ja das Pokalduell mit Borussia Dortmund am Mittwoch nach Sonnenuntergang, das Rummenigge als "Spiel auf Augenhöhe" ausgemacht hat, und das prägend sein könnte für den weiteren Verlauf der Saison und auch für die endgültige Bewertung dieser bislang so herausragenden Spielzeit. Gewinnen die Münchner, dann ist ein zweiter Titel greifbar, zudem wäre ein Erfolg nach sechs sieglosen Partien (fünf Niederlagen) gegen Dortmund Balsam für die in diesem Punkt doch wunde Münchner Seele.

Bei einem Scheitern indes droht eine Saison wie etwa 1998/99, als die Münchner die Bundesliga souverän gewannen und bis zuletzt die Chance auf drei Titel hatten - und am Ende nur einen gewinnen konnten. Zudem würde eine Niederlage das "Ja, aber..."-Gerede verstärken, das meist mit "...aber gegen Dortmund können sie nicht gewinnen" weitergeht und das Spieler und Verantwortliche nicht mehr hören können.

Zehn Seiten Sonderbeilage für den BVB

Wie bedeutend die Partie für den FC Bayern ist, das zeigte sich beim Blick ins Stadionheft zum Bremen-Spiel: Der aktuelle Gegner wurde auf zwei Seiten abgehandelt, dazu gab es ein Interview mit Nils Petersen - der ja noch in München unter Vertrag steht. Für das Spiel gegen Dortmund gab es bereits eine Sonderbeilage von zehn Seiten. Es ist zu erwarten, dass diese Partie in den kommenden Tagen auch von den Medien gehyped wird bis zum Gehtnichtmehr und zum Spiel des Jahres verklärt wird.

Die Spieler sehen dieser ersten Rückrunden-Prüfung relativ gelassen entgegen. "Wir werden das Spiel der Dortmunder am Sonntag analysieren und uns dann vorbereiten", sagte etwa Mario Gomez und gab als Ziel einfach aus: "Eine Runde Weiterkommen." Er vergaß nur zu sagen, dass er auch gerne auflaufen würde bei diesem Spiel.

Das nämlich scheint das einzige Problem für Jupp Heynckes zu sein: Wen wird er denn von Beginn an spielen lassen am Mittwoch? Andererseits: Ist es wirklich ein Problem, wenn ein Trainer weiß: Egal, welche Patronen er in die Pistole schiebt, es wird keinesfalls "Klick" machen, sondern höchstwahrscheinlich "Bumm".

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