Sportjournalisten sind mittlerweile daran gewöhnt, dass Uli Hoeneß - seit er Präsident des FC Bayern ist und nicht mehr Manager - nach den Spielen seines Vereins nichts sagen will. Er schlendert nach dem Besuch der Mannschaft in der Kabine durch die Mixed Zone und wehrt sämtlich Anfragen freundlich oder genervt oder freundlich-genervt ab. Dann lächelt er und verlässt den Raum.
Umso erstaunlicher war, dass Hoeneß nach dem Unentschieden gegen Borussia Mönchengladbach tatsächlich nicht abwehrte, sondern stehenblieb und sprach. Er war auch nicht freundlich oder genervt. Nein, der Präsident war entspannt. Ja, wirklich: entspannt. Genau das sagte er auch: "Wir können total gelassen und sehr, sehr zufrieden in die Winterpause gehen."
Hoeneß wirkte derart zufrieden, als hätte er vor dem Spiel kein Gespräch mit den Fans des FC Bayern gehabt, sondern mit dem Fußballgott höchstselbst - und als hätte dieser Fußballgott versprochen, dass der FC Bayern am Ende der Saison nicht nur die Deutsche Meisterschaft gewinnt, was angesichts von mindestens neun Punkten Vorsprung noch wahrlich keine forsche Prophezeihung wäre. Sondern als hätte dieser Gott auch noch den DFB-Pokal und die Champions League draufgelegt und den Weltpokal noch mit dazu.
Die anderen Verantwortlichen wirkten ähnlich gelassen wie Hoeneß: Trainer Jupp Heynckes sagte: "Ich bin sehr zufrieden." Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge sagte: "Wir stehen nach wie vor mit großem Vorsprung an der Spitze, wir können sehr zufrieden sein, wir haben die Voraussetzung dafür geschaffen, dass wir auch am Ende vorne stehen." Sportdirektor Matthias Sammer sprach über seine Emotionen am Spielfeldrand ("Man muss das gar nicht inhaltlich bewerten") und seine Fitness ("Der Speck setzt langsam an, aber ich hab's im Griff"), aber auch er gab zu, wenigstens "nicht unzufrieden" zu sein.
Über die Partie gegen Gladbach sprach kaum jemand beim FC Bayern. Warum auch? Man mühte sich, dieses 1:1 schnell zu archivieren und nur nicht allzu tief zu analysieren - denn das hätte die allgemeine Zufriedenheit wohl ein wenig getrübt. Es war nämlich so, dass die Gladbacher lange Zeit die forschere, kreativere und spielstärkere Elf war an diesem Abend, während die Bayern eher den interessierten Zuseher gaben. Oder wie Kapitän Philipp Lahm es formulierte: "Die erste Halbzeit haben wir verschlafen."
Die Münchner hatten kaum Gelegenheiten im ersten Abschnitt, sie mussten gar den Rückstand hinnehmen, weil Jérôme Boateng den Ball im Strafraum an die Hand bekommen hatte und Thorben Marx den Strafstoß recht humorlos verwandelte. Die Münchner verloren darüber hinaus Javi Martínez, der nach einem unabsichtlichen Zusammenstoß mit Martin Stranzl ins Krankenhaus gebracht werden musste. "Er hat einen Bluterguss und kann aktuell auf dem linken Auge nichts sehen", sagte Heynckes nach dem Spiel.
Mittlerweile hat der Verin Entwarnung gegeben: Martínez habe eine Quetschung des Augapfels sowie eine leichte Verletzung der Hornhaut erlitten, er soll bereits am Montag wieder trainieren können. Aus medizinischer Sicht soll auch einem Einsatz im Achtelfinale des DFB-Pokals am Dienstagabend beim FC Augsburg nichts im Wege stehen.
Javi Martinez: Verletzung am Auge.
(Foto: Bongarts/Getty Images)