So richtig glücklich war Bayern-Trainer Niko Kovac nicht, dass er jetzt fast zwei Wochen kaum jemand zum gemeinsamen Arbeiten zur Verfügung hatte. Es war ja ein wenig einsam geworden an der Säbener Straße, all die Nationalspieler tingelten durch Europa, da gab es wenig Gelegenheit, die Probleme in München aufzuarbeiten. Dass es nach vier sieglosen Spielen Verbesserungsbedarf gibt, ist aber eine dringliche Realität.
So blieb Kovac nur die Hoffnung, dass seine Profis "ein Erfolgserlebnis haben, um das mit nach München zu bringen", wie er sagte. Nun ja, das klappte nicht, die Nationalspieler bringen nun zwei weitere Pleiten mit in den Bundesliga-Alltag, ihr Selbstvertrauen dürfte nicht unbedingt größer sein als vor dem Abflug in die große weite Welt. Spieler wie Mats Hummels, Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Niklas Süle, Serge Gnabry, Thomas Müller oder Jerome Boateng kehrten ohne erwärmende Momente zurück, dafür aber mit der wachsenden Erkenntnis: Mia san sieglos. "Wir haben null Punkte geholt, das reicht leider nicht für ein gutes Gefühl", sagte Hummels der Bild-Zeitung.
Wie von Löw könnte Thomas Müller auch von Kovac auf die Bank beordert werden
Der Innenverteidiger hat genau wie seine bayerischen Nationalteam-Kollegen nun sechs Spiele hintereinander nicht gewonnen - was für die Bayern ungewohnt ist. Vor wenigen Wochen fragte man sich ja, ob sie das in München überhaupt noch kennen: Verlieren? Kriseln? Hummels fordert deshalb für die Auswärtspartie am Samstag (15.30 Uhr/im SZ-Liveticker) beim VfL Wolfsburg einen Stimmungswandel: "Es wird mal wieder Zeit, dass wir uns das Gefühl eines Sieges wieder holen." Verloren haben die Deutschen zwar immer noch vereint als Team, dennoch brachte die Länderspielphase auch so etwas wie einen vordersten Verlierer hervor: Nach den zwei Pleiten in der Nations League ist das sicherlich Thomas Müller.
Gegen die Niederlande (0:3) vergab der Stürmer eine Großchance, gegen Weltmeister Frankreich (1:2) kauerte er 88 Minuten auf der Bank, ehe er für seinen Vereinskollegen Gnabry eingewechselt wurde. Im Nationalteam hat er schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr getroffen, zuletzt gelang ihm im Testspiel gegen Spanien im März ein Tor. Müllers Bilanz in München ist etwas besser, doch auch hier war er zuletzt mit der Mannschaft reihenweise vorne abgeprallt. Es ist deshalb eine spannende Frage, ob Kovac genau wie Bundestrainer Joachim Löw den Dauerpatienten Müller zur Erholung aus dem Team nimmt.
Denn ähnlich wie Löw kann sich Kovac nach den jüngsten Enttäuschungen derzeit keine Rücksicht auf vergangene Verdienste leisten. Bei einer weiteren Niederlage in Wolfsburg dürfte die von Präsident Uli Hoeneß ausgesprochene Rückendeckung ("Werde Kovac verteidigen bis aufs Blut") einem gehörigen Stresstest unterzogen werden. Schon jetzt sind die fünf Plätze und vier Punkte, die den Dauermeister von Platz eins trennen, nach eigenem Selbstverständnis zu viel. Aus Fanperspektive sei "die Konstellation super", sagte Arjen Robben im kicker: "Das wollen doch alle."