FC Bayern:Wie schwer wiegt der Ausfall von Franck Ribéry?

Hertha BSC - Bayern München

Humpelt in Berlin vom Feld und fällt auf unbestimmte Zeit aus: Bayern-Profi Franck Ribéry.

(Foto: dpa)

Von Christopher Gerards

Es waren Bilder, die eigentlich mit einem Warnhinweis hätten versehen werden müssen, so schmerzvoll sahen sie aus. Die 61. Minute am Sonntagnachmittag im Spiel des FC Bayern bei Hertha BSC, Franck Ribéry wollte jetzt diesen Ball stoppen, ihn mitnehmen. Aber plötzlich: Blieb sein Fuß hängen, er verlor die Balance, trat unglücklich auf, sein Knie verdrehte sich. Sofort winkte Ribéry Hilfe herbei, winkten die Umstehenden Hilfe herbei. Ribéry ließ sich vom Platz tragen, und an dieser Stelle war es durchaus nützlich, das Alter von Ribéry zu kennen: 34 Jahre. Die Frage war ja: Wie schlimm ist es?

"Der FC Bayern muss in den kommenden Wochen auf Franck Ribéry verzichten" - das hat der FC Bayern am Montag mitgeteilt, und praktischerweise hat er auch gleich noch die Frage wie er behandelt wird beantwortet. Schlimm war's schon, Ribéry hat sich einen Riss des Außenbandes im linken Knie zugezogen, er fällt womöglich für den Rest der Hinrunde aus. Andererseits hätte es wohl noch schlimmer kommen können (Knie! Schmerzen! Vom Platz getragen!). Ribéry solle "konservativ behandelt" werden, hieß es nun.

Aber am Ende des Montags blieb doch noch eine Frage offen: Was genau heißt diese Verletzung für die kommenden Wochen des FC Bayern?

Es gab Zeiten, da war Ribéry einer der unersetzbaren Spieler des FC Bayern, der linksspielende Part im Künstlerduo Rib & Rob, stilbildend über viele Jahre, hochdekoriert dazu. Selten haben zwei Fußballer ja derart die Spielweise des FC Bayern über eine derart lange Zeit geprägt, der FC Bayern in den vergangenen Jahren, das hieß eben auch: Robben zieht von rechts in die Mitte und schießt in den Winkel; Ribéry rennt links bis zur Grundlinie und legt dann in die Mitte ab.

So gesehen waren die ersten Wochen dieser ja immer noch jungen Saison reichlich ungewöhnlich: Man sah, dass dieser Ribéry vielleicht, womöglich, eventuell nicht mehr ganz derselbe Ribéry ist, der 2013 den Titel als Europas Fußballer des Jahres einsackte. Der, je nach Zahl der Spiele, mal zwölf Tore und 21 Vorlagen in einer Saison sammelte (2011/2012). Seine Dribblings sahen weiterhin sehr hübsch aus, oft klappten sie auch; aber wenn nicht alles täuschte, beschleunigte er ein kleines bisschen langsamer aus dem Stand. Und wenn die Statistiken nicht täuschen, dann steht in ihnen auch nix von 21 Vorlagen. Dort steht, Saison 2017/18: Sieben Bundesligaspiele. Null Tore. Null Vorlagen.

Andererseits kann Ribéry auf mildernde Umstände verweisen: Es hat ihm eher nicht geholfen, dass sein Lieblingslinksverteidiger David Alaba verletzt fehlte, dass hinter ihm oft der eher nicht als Lieblingslinksverteidiger bekannte Rafinha spielte. Und genau so wenig geholfen hat ihm, dass unter Carlo Ancelotti die Bedeutung der Außenstürmer abgenommen hatte, dass sie ihren Stil ändern und häufiger in die Mitte ziehen mussten. Und dass derselbe Ancelotti ihn, Ribéry, recht häufig auf die Position Ersatzbank, Mitte, setzte.

Man kann diese beiden erst mal widersprüchlichen Feststellungen gut nebeneinander stellen. Ja, Franck Ribéry war in dieser Saison bei weitem nicht in Bestform (womit er im Übrigen nicht der einzige im Kader war). Aber fehlen wird er dem FC Bayern natürlich schon.

Sein Vertrag läuft 2018 aus

Franck Ribéry ist, das kann man so sagen, nicht mehr der Spieler, der er 2013 war, aber er ist immer noch ein Spieler, den in guter Fitness jeder Mannschaft besser machen kann. Er gehört zur Spezies jener anarchischen Profis, die drei, vier Mal einen Gegner andribbeln, die drei, vier Mal scheitern - und es dann noch ein fünftes Mal versuchen. Dem FC Bayern raubt Ribérys Verletzung daher eine Option auf dem Flügel. Kingsley Coman hat zwar ordentliche Spiele bestritten, auch er ist ein guter Dribbler. Aber in seiner Akte steht für die laufende Saison halt auch nur eine Vorlage.

Ribérys Knie wird nun "konservativ" behandelt, für einige Wochen mit einer Schiene ruhiggestellt. Zeitgleich soll Ribéry die Reha starten. "Wir alle wünschen ihm eine schnelle und gute Besserung", hat Karl-Heinz Rummenigge per Klubmitteilung gesagt. Doch schon fragen die ersten ("Bild"), was Ribérys Vertragsende 2018 für seine Karriere bedeutet. Aber es wäre höchst ungewöhnlich für die Kultur des FC Bayern, würden sie einen verdienten Spieler wie ihn einfach in die Vertragslosigkeit laufen lassen - zumal sie ja wissen, dass er ihnen noch helfen kann.

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