FC Bayern:Wie die Bayern mit ihrer Jugend hadern

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Champions-League-Sieger 2001: Meist gewährt der FC Bayern ehemaligen Spielern wie Tarnat eine Karriere nach der Karriere.

(Foto: imago)
  • Michael Tarnat und Jürgen Jung verlassen den Nachwuchsbereich des FC Bayern München.
  • Der Verlust scheint den FC Bayern nicht sonderlich zu schmerzen.
  • Holger Badstuber kritisiert die Jugendspieler für ihr fehlendes Durchsetzungsvermögen.

Von Christoph Leischwitz

In gewisser Weise hatte die Trennung schon lange vorher stattgefunden, zumindest die räumliche. Wenn die U23 des FC Bayern in den vergangenen Monaten ihre Regionalliga-Heimspiele im Grünwalder Stadion austrug, dann saßen Michael Tarnat und Jürgen Jung oft schon gar nicht mehr auf der Haupttribüne. Vielmehr sah man sie auf der Südtribüne, einem fast immer leeren Stehplatzbereich, ziemlich weit entfernt von den anderen Entscheidern des Vereins.

Als diese Woche nun bekannt wurde, dass Tarnat als Leiter des Junior Teams und Jung als Leiter des Nachwuchs-Scoutings zurückgetreten sind, war schnell kolportiert worden, die beiden hätten die "Atmosphäre vergiftet". Doch vieles spricht dafür, dass sie die Atmosphäre weder vergiftet noch verbessert haben. Eher hatte man sich schlicht auseinander gelebt.

Keiner will was sagen

Einerseits gewährt der FC Bayern vielen seiner altgedienten, ehemaligen Spieler eine Karriere nach der Karriere, und Michael Tarnat ist immerhin Champions-League-Sieger 2001. Doch allzu überraschend kommt sein Abschied nicht mehr, denn er hatte sich angekündigt. Schon im vergangenen Sommer war der 46-Jährige degradiert worden, als er plötzlich nur noch für die jüngeren Mannschaften bis zur U16 zuständig war.

Und auch Jürgen Jung dürfte schon vor einiger Zeit gemerkt haben, dass man mit seiner Arbeit nicht mehr gänzlich zufrieden gewesen war. Man wird sich auch darüber auf der Südtribüne unterhalten haben. Insofern kamen die Rücktritte auch nicht ganz freiwillig.

Sie scheinen dem FC Bayern auch nicht sonderlich zu schmerzen. Zumindest gab der Verein an, die Abschiede vorerst nicht weiter kommentieren zu wollen, und auch Tarnat wollte das nicht tun. Es wurden auch keine Nachfolger präsentiert, offensichtlich werden die Posten gar nicht neu besetzt. Heiko Vogel hatte zuvor schon stufenweise immer mehr Kompetenzen übertragen bekommen, die zuvor Tarnat besaß. Wohlgemerkt auch nicht Wolfgang Dremmler, der nach 17 Jahren als Scout 2012 Leiter des Jugendleistungszentrums geworden war. Aktuell wurde Dremmler weder befördert noch degradiert.

Durch Misserfolg vergiftet

Vergiftet wurde die Atmosphäre am ehesten durch den Misserfolg, mit dem man beim FC Bayern wenig Erfahrung hat. Zwar überwintert die U17 der Bayern an der Tabellenspitze der Süd/Südweststaffel. Doch die U23 steht in der Regionalliga auf einem enttäuschenden sechsten Platz.

Die U19 ist nur Vierter und hat 13 Punkte Abstand auf den Tabellenführer, der ausgerechnet der TSV 1860 München ist. Von dort war Jung vor vier Jahren zu den Bayern gewechselt. Es ist offensichtlich, dass dem Verein in den meisten Jahrgängen schon seit Längerem herausragende Talente fehlen, die es in den Profikader schaffen können.

Badstubers harte Kritik

Nun hat sich eines jener herausragenden Talente, die es zuletzt geschafft haben, in die Diskussion eingeschaltet. Holger Badstuber findet, dass die "Jugend von heute nicht mehr die Jugend von gestern" sei. Der 26-Jährige kam vor gut zehn Jahren zum Verein, und er findet, dass den heutigen Nachwuchsspielern das Durchsetzungsvermögen fehle, das Spieler wie er selbst, Philipp Lahm oder Thomas Müller gehabt hätten.

"Heute ist der eine oder andere zu bequem, man muss immer seine Leistung bringen. Ich sehe die Spieler in der Verantwortung." Das kann man so verstehen, als träfe die Nachwuchsabteilung des FC Bayern gar keine Schuld an der kargen Ausbeute. Andererseits könnte man künftig auch einfach mehr Spieler mit diesem Durchsetzungsvermögen scouten.

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