Probleme beim FC Bayern:Wie damals im Herbst

Nach der Niederlage gegen Schalke wusste van Gaal selbst nicht so recht, warum es derzeit nur selten Spektakel gibt. Derweil erinnern die Pfiffe der Fans an die Misere vor eineinhalb Jahren.

Jürgen Schmieder

Es war keine schöne Begleitmusik, die gespielt wurde, als die Akteure des FC Bayern bei Heimspielen während der Halbzeit vom Spielfeld zur Kabine marschierten. Die Komposition war denkbar einfach, die Interpreten waren die Fans des Vereins. Es war ein gellendes Pfeifkonzert, das schließlich den Krach eines startenden Kampfjets erreichte. Die Pfiffe hinter den Toren wurden immer lauter, sie wurden so laut, dass sich die Verantwortlichen des FC Bayern beinahe genötigt sahen, sich vom neuen Trainer zu trennen.

FC Bayern Muenchen - Schalke 04

Beim Schalke-Spiel richtete sich Volkes Rage noch hauptsächlich gegen Manuel Neuer - vereinzelt waren jedoch Pfiffe gegen die eigene Elf zu hören.

(Foto: dapd)

Eineinhalb Jahre ist das her, die Halbzeitergebnisse von damals lesen sich so schrecklich, wie es gewesen ist: 0:1 gegen Bremen, 0:0 gegen Nürnberg, 0:0 gegen Turin, 0:0 gegen Köln, 0:0 gegen Frankfurt, 0:1 gegen Bordeaux, 0:0 gegen Haifa. Der neue Trainer Louis van Gaal hatte seiner Elf ein Konzept verpasst, das den Besitz des Spielgeräts als höchste Maxime ausgab. Das war ein paar Minuten lang schön anzusehen, irgendwann jedoch wurde es schrecklich öde.

Wie dieses Konzept aussehen kann, wenn es in Reinform und Perfektion praktiziert wird, das präsentierte der FC Bayern dann in der Rückrunde der vergangenen Saison. Verzweifelt hechelten die gegnerischen Akteure dem Ball hinterher, und wenn sie müde genug waren, dann kombinierten die Münchner schnell und sicher und erzielten als logische Konsequenz sehenswerte Treffer. Wieder erreichte der Lärm in der Münchner Arena Kampfjet-Niveau, doch diesmal waren es die Jubelschreie der eigenen Fans - und wer genau hinhörte, der bemerkte sogar, dass mancher gegnerische Fan verzückt aufschrie.

Konnte man nun die Niederlage gegen Dortmund noch der ausgefeilten Taktik, der choreographierten Defensive und dem schnellen Umschalten des Gegners zuschreiben, wirkte die Partie gegen Schalke wie eine Erinnerung an den Herbst 2009. Mit einfachsten taktischen und fußballerischen Mitteln gelang es Schalke, den FC Bayern weitgehend vom eigenen Strafraum fernzuhalten, die Münchner dagegen wirkten ob dieser nun wahrlich nicht innovativen Art zu verteidigen arg ideenlos. Es gab einen Querpass, dann noch einen Querpass und dann noch einen Querpass.

Im Herbst 2009, da warb Louis van Gaal noch um Verständnis. Die Spieler müssten erst sein Konzept verstehen und verinnerlichen, dann werde es ein Offensivspektakel geben. Der Verein vertraute ihm - und wurde belohnt mit zwei Titeln und dem Erreichen des Champions-League-Endspiels.

Nach der Niederlage gegen Schalke indes hatte es den Anschein, als wüsste Louis van Gaal selbst nicht so recht, warum es derzeit nur selten Spektakel wie gegen Inter Mailand gibt. Der Trainer führte das fehlende Glück an, die unglücklichen Pfiffe der Schiedsrichter und die mangelnde Körpergröße seiner Mannschaft.

Gegen Schalke gab es zur Halbzeit ein paar Pfiffe zu hören. Leise waren sie, sehr leise. Sollte es jedoch nicht bald wieder Spektakel geben, dann werden sie lauter werden. Viel lauter.

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