1:0 des FC Bayern:Mit Glück, Wucht und Süle

Bayern München - Werder Bremen

Matchwinner: Niklas Süle (r.).

(Foto: dpa)

Von Tim Brack

Die Tage um Ostern sind dafür gedacht, um innezuhalten. Die Bayern wollten sich freilich nicht daran halten gegen Werder Bremen und im Titelkampf mit Borussia Dortmund vorlegen. Am Ende brauchten sie in einem über weite Strecken krampfhaften Spiel das Tor von Niklas Süle, um 1:0 (0:0) zu gewinnen. An ein besinnliches Spiel war auch deswegen nicht zu denken, weil die Mannschaft von Florian Kohfeldt bereits am Mittwoch wieder der Gegner im Halbfinale des DFB-Pokals sein wird. Für beide war es also ein Sparring unter verschärften Bedingungen. In der Liga gibt es zwar kein Knock-out wie im Pokal, doch den Bremern war zu Beginn der Partie anzumerken, dass sie die Bayern zumindest im Titelkampf einen Schlag verpassen wollten.

Mit dem Selbstvertrauen, 2019 ungeschlagen zu sein, griff Werder früh an. Bayern-Verteidiger Niklas Süle musste in höchster Not einen Schuss von Maximilian Eggestein blocken. Der Bremer tunnelte wenig später den anderen bayerischen Innenverteidiger Jérôme Boateng. So startet eine Mannschaft, die bisher in jedem Ligaspiel getroffen hatte und viel wichtiger: Fußball fürs Werder-Herz zeigt - offensiv und attraktiv.

Doch der Aufschwung hielt nur kurz, nach der Eggestein-Chance spielte sich die Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt keine größeren Gelegenheiten mehr heraus. Doch auch die Bayern waren nicht wirklich gefährlich. Javi Martínez köpfte einmal am Tor vorbei (9.).

Es war so: Bremen verteidigte zupackend, versperrte Bayerns Wege nach vorne. Die Münchner machten das aber auch nicht viel schlechter. Die Teams neutralisierten sich, wie es so schön heißt. Auch Max Kruse, der Mann mit dem Körper eines Stoßstürmers und dem Gemüt eines Spielgestalters, fand nicht die richtigen Lücken, was auch daran lag, dass viel Kraft ins Verteidigen floss.

Der erste Bayern-Torschuss gelang Thomas Müller (21.). Es war ein Versuch, der mehr die mangelnde Inspiration verkörperte als Überzeugung. Werder-Torhüter Jiri Pavlenka hielt entspannt - er sollte später noch schwieriger Aufgaben bekommen. Trotzdem war Müllers Versuch so etwas wie ein Weckruf. Das Münchner Spiel wirkte fortan griffiger. Die Pässe von Thiago fanden immer häufiger ihr Ziel. Der schönste der ersten Hälfte war ein Chipball in der 26. Minute auf Serge Gnabry, der mit ein paar schnellen Tippelschritten hinter die Bremer Abwehr geflitzt war.

Und weil Thiago insgesamt einen sehr guten Tag erwischte, kam sein Pass punktgenau an. Gnabry tanzte nach dem Tanzverbotstag und vollführte vor dem Abschluss eine formvollendete Pirouette. Nur Pavlenka war kein Fan der Einlage und parierte den Volleyschuss blitzschnell mit seinem Fuß (36.).

Ein wenig Esprit schienen sich die Bayern durch die Aktion selbst eingeflößt zu haben. Sie hatten folglich etwas mehr Kontrolle als noch in der Anfangsphase, doch die letzte Präzision fehlte in vielen Pässen und Abschlüssen weiterhin. Robert Lewandowski setzte folgerichtig einen von Thiago geschlagenen Eckball weit neben das Tor (32.).

Süle legt Glück und Kraft in seinen Schuss

Das Spiel der Bayern nahmen erst nach der Pause so richtig Fahrt auf. Im Minutentakt wurde Werders Schlussmann Jiri Pavlenka zu Paraden gezwungen. Er war als der Teufelskerl nach München gekommen, den man braucht, um gegen diese immer noch sehr guten Individualisten zu bestehen: Erst parierte er einen Schuss von Lewandowski aus spitzem Winkel (49.) und wehrte dann einen Versuch von Gnabry ins Toraus ab (51.). Drei Minuten später lenkte er einen Gnabry-Schuss aus 16 Metern gerade so an den Pfosten. Nach gut zehn Minuten Verschnaufpause testet ihn dann Lewandowski wieder mit einem zentralen Schuss.

Der Torhüter hätte der Mann des Nachmittags werden können, doch wenige Sekunden nach seiner Parade gegen Lewandowski landete der Ellbogen von Milos Veljkovic bei einem Kopfballduell am Kopf von Süle. Schiedsrichter Tobias Welz gab dem bereits vorbestraften Verteidiger die gelb-rote Karte. Süle sollte in diesem Spiel an den beiden wichtigsten Aktionen beteiligt sein. Die Münchner hielten den Druck in der Folge hoch.

Ein Tor hatten sie bis dahin aber immer noch nicht. Doch da, wo all diese begabten Angreifer versagt hatten, kam ein Innenverteidiger zur Rettung der Bayern. In der 75. Minute packte Süle so viel Glück wie Kraft in einen Schuss aus 20 Metern. Weil es in diesem Spiel nicht anders sein durfte, fälschte der hereingrätschende Davy Klaassen den Ball unhaltbar für Pavlenka ab. Dass es die Bayern auch kunstvoller können, wollte dann Lewandowski noch einmal mit einem Schlenzer beweisen. Das Aluminium stand Pavlenka aber bei.

Ein zweiter Treffer gelang der Mannschaft von Kovac nicht mehr, aber das wird ihnen am Ende egal sein. Es sind Siege, die man im Meisterschaftskampf braucht. Sie haben gegen Borussia Dortmund vorgelegt und den Vorsprung in der Tabelle vorübergehen auf vier Punkte ausgebaut. Der BVB kann am Sonntag in Freiburg kontern. Und Bremen am Mittwoch im Halbfinale des DFB-Pokals. Im Fußball bleibt eben keine Zeit zum Innehalten.

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