FC Bayern:Wenn aus Profis Menschen werden

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Enttäuschte Verlierer: Die Bayern-Profis Sven Ulreich, Manuel Neuer und Rafinha (von links). (Foto: dpa)

Die Münchner Fußballer haben bei der Pokal-Übergabe einen Fair-Play-Blackout und verziehen sich in Trauer, statt dem Sieger zu applaudieren. Vorbildhaft ist das nicht - aber menschlich.

Kommentar von Saskia Aleythe

Es wird vermutlich bald einen Namen dafür geben, was sich am Samstagabend im Berliner Olympiastadion zutrug, als eine ganze Truppe Frankfurter einen Pokal in die Höhe streckte, während eine ganze Truppe Münchner, von den Torhütern Manuel Neuer und Tom Starke abgesehen, schon im Stadioninneren verschwunden war. Hashtag: Kabinengate.

Aufregung gab es viel in und nach dieser Partie, kurz nach dem Schlusspfiff flog ein gewisses Verständnis selbst bei neutralen Beobachtern wohl noch eher zu den Münchnern zu, denen durch einen nicht gegebenen Elfmeter trotz Videobeweises eine Chance zum Ausgleich und einer möglichen Verlängerung genommen wurde. Doch wie sie dann ihre Silbermedaillen von sich streiften, wie sie betröppelt in die Katakomben schlichen, statt den Frankfurtern nach dem 1:3 beim Jubeln zuzuschauen, sorgte bei vielen Zuschauern für Empörung: Die Bayern als schlechter Verlierer, die dem Sieger den Erfolg nicht gönnen. Zumal Videoaufzeichnungen belegen, dass die Frankfurter im vergangenen Jahr als unterlegene Mannschaft auf dem Feld blieben und selbst ein Jürgen Klopp den Bayern applaudierte - und das auch nach dem unglücklich verlorenen Finale 2014.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Martínez fällt in der 95. Minute

Aber Schiedsrichter Zwayer gibt keinen Elfmeter. Thiago nimmt seinem Trainer die Auswechslung sichtlich krumm. Müller versucht viel, bewirkt aber wenig. James unterläuft ein grober Fehler. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Saskia Aleythe, Berlin

"Ich habe da in dem Moment überhaupt nicht dran gedacht, sonst hätte ich meine Mannschaft aufgefordert, zu bleiben", sagte Trainer Jupp Heynckes. Der Mann ist bekanntlich 73 Jahre alt und in seinen Jahren in der Öffentlichkeit nie in den Verdacht geraten, keine Größe zu besitzen. Dass Verlieren nicht zum Konzept der Münchner gehört, kann man an der Titel- und Siege-Sammlung der Vereinshistorie ablesen. Dass sie mit ihrem hurtigen Abgang kein gutes Bild abgaben, ist klar, ein Vorbild waren sie damit keineswegs, was dem Format des Vereins nicht gerecht wird.

Absicht zu unterstellen, verkennt den Grad der Enttäuschung

Aber Absicht zu unterstellen, verkennt den Grad der Enttäuschung, die die Münchner an diesem Abend erlebten. Und vielleicht auch die schlichte Banalität des Augeblicks. Wenn Mats Hummels sagt, man sei in die Katakomben geleitet worden und niemand hätte darüber nachgedacht, dann kann man ihm das schon glauben. Zumal alle anderen Reaktionen dazu passen. Joshua Kimmich entschuldigte sich sofort, als er darauf angesprochen wurde.

Allzu oft ächzt die Bundesliga-Konkurrenz und auch die Zuschauer über die manchmal fast unmenschlichen Dominanz der Münchner, die Fußballwelt im Generellen über mediengerechte Floskeln, die Spieler in Mikrofone sprechen, ohne damit etwas auszusagen. Als die Bayern am Samstagabend nicht mehr Profis waren und fühlende Wesen in ihnen aufblitzten, kam ihnen Entrüstung entgegen. Dass Mensch-Sein und Fehler-Begehen diese Reaktionen auslöst, ist womöglich das größere Problem. Von den Frankfurter Spielern oder Offiziellen hat sich übrigens niemand darüber beschwert.

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