FC Bayern:Was die Bundesliga von Hoeneß erwartet

Uli Hoeneß

Uli Hoeneß: Wieder ein Thema in der Bundesliga.

(Foto: dpa)

Vor der Wahl des alten neuen Bayern-Präsidenten: Clemens Tönnies erwartet klare Meinungen, Rudi Völler ein erfolgreiches Comeback und sogar Hans-Joachim Watzke freut sich.

Gesammelt von SZ-Redakteuren

Am Freitag will Uli Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung zum Präsidenten des FC Bayern gewählt werden, und der FC Bayern will, dass Hoeneß wieder zu seinem Präsidenten gewählt wird, auch die meisten Mitglieder wollen ihn wählen. Aber was will die Fußball-Bundesliga? Blickt sie dieser Wahl gespannt, gleichgültig, geschockt entgegen? Was erwarten sich die Funktionäre von dieser Rückkehr? Und glauben sie, dass sich Uli Hoeneß nach seiner Haftstrafe anders geben wird als früher, als er vor spitzen, auch provokativen Bemerkungen nicht zurückschreckte? Ein Rundruf durch die Liga.

Clemens Tönnies

Aufsichtsratsvorsitzenderdes FC Schalke 04

"Ich kenne Uli Hoeneß jetzt seit mehr als 25 Jahren, wir sind längst Freunde geworden. Ich finde es großartig, dass er in den Fußball zurückkehrt, wir können uns alle freuen auf seine klaren Meinungen und offenen Worte und vielleicht auch auf den einen oder anderen roten Kopf, wenn er sich mal wieder über etwas richtig aufregt. Mit Uli kann man streiten, aber danach ist es auch wieder gut. Er ist nicht stur und nicht nachtragend, und er ist immer verlässlich. Gegen seinen Einstieg beim FC Bayern gibt es meiner Meinung nach überhaupt keine Einwände. Die Zeit, in der er nicht da war, die ist doch längst vergessen. Er war ja nie weg, er ist immer nah dran geblieben. Für den Ruhestand ist Uli viel zu jung - und das Rentneralter ist ja sowieso auf dem Weg nach oben. Die Zeit in der Haft und die Erfahrungen, die mit der ganzen Geschichte verbunden sind, haben ihn verändert. Alles andere wäre auch nicht normal.

Ich erlebe ihn ein Stück weit nachdenklicher, zugleich aber auch souveräner. Das macht ihn, finde ich, noch sympathischer. Er bringt Eigenschaften mit, die die gesamte Fußballbranche wertvoller machen."

Rudi Völler

Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen

"Uli Hoeneß hat einiges mitmachen müssen in den letzten Jahren, ich freue mich sehr für ihn, dass er jetzt zurückkommt. Ich weiß: Das wird intern richtig gut funktionieren bei den Bayern, mit Kalle Rummenigge wird es da keine Probleme geben. Dass seine Rückkehr ein Rückschritt für den Klub sein könnte, das sehe ich nicht. Bayern München ist ein besonderer Verein, er hat Maßstäbe gesetzt in den letzten 30 Jahren, und Uli Hoeneß hat dabei eine Hauptrolle gespielt. Man muss in diesem Geschäft die Kraft und Wucht haben, um auch mal gegen den Strom zu schwimmen - und das hat er. Ich habe immer große Hochachtung für ihn gehabt, auch wenn wir sportlich oft direkte Rivalen waren.

Einmal hat er mich angerufen und gefragt, ob ich zu den Bayern kommen wollte. Dann haben wir uns bei ihm am Tegernsee getroffen, das muss etwa zehn Jahre her sein, er war gerade umgezogen. Es gab Kaffee, seine Frau war auch da. Aber dann habe ich gemerkt, dass ich unseren Klub nicht verlassen möchte, weil wir dort gemeinsam etwas aufgebaut haben und weil ich einfach zu Bayer 04 gehöre."

Dietmar Beiersdorfer

Vorstandsvorsitzenderdes Hamburger SV

"Uli Hoeneß ist der deutsche Fußballfunktionär, der das Bundesliga-Klubgeschehen in den vergangenen 30 Jahren wie kein anderer geprägt hat. Es ist eine absolute Bereicherung für die Liga, fachlich und persönlich, dass er wieder zurückkehrt."

Dietmar Hopp

Mehrheitseigner der TSG Hoffenheim

"Uli Hoeneß hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er nach verbüßter Strafe diesen Posten wieder bekleiden möchte. Da dies auch der Wille des Klubs und seiner Mitglieder ist, kann man seine Rückkehr in das Präsidentenamt nur positiv beurteilen. Welche Bedeutung Uli Hoeneß als Person und Führungsfigur für diesen Verein einnimmt, hat er ja schon in den vergangenen Jahren bewiesen, als sein Wort sogar während seiner Abwesenheit stets gefragt war und gehört wurde. Die Bundesliga gewinnt durch Uli Hoeneß eine charismatische, kompetente, starke und streitbare Stimme zurück. Er wird seine - sicher auch kontrovers zu diskutierenden Ansichten - nicht nur zum Wohl des FC Bayern, sondern des Großen und Ganzen immer wieder klar und unerschrocken einbringen. Sicher ist, dass der FC Bayern seinen erfolgreichen Kurs fortsetzen wird."

"Der FC Bayern ist ja ganz offensichtlich sein Lebensinhalt"

Klaus Allofs

Geschäftsführer Sport des VfL Wolfsburg

"Zunächst einmal ist das ist eine persönliche Entscheidung von Uli Hoeneß. Die Frage, die nun oft gestellt wird - darf er zurück? -, ist für mich klar beantwortet. Wenn einer Fehler gemacht hat und die Strafe dafür hinter sich gebracht hat, ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass er wieder ein öffentliches Amt bekleiden darf. Ob es nun mit der "Abteilung Attacke" wieder losgeht? Ganz ehrlich: Das bewegt mich nicht. Ich finde spannender, dass der Uli Hoeneß, der nun wiederkommt, nicht identisch sein wird mit dem, den wir vorher kannten. Er war Einflüssen ausgesetzt und hat Erfahrungen gemacht, die sein Arbeiten und Wirken erheblich bestimmen werden. Wenn man so in der Mühle drinsteckt, so intensiv auf höchstem Niveau tätig ist wie er es war, hat man oft gar nicht die Zeit, zur Besinnung zu kommen, Dinge auch aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Er hat nun diese Zeit gehabt, wenn auch nicht freiwillig, aber er wird sie ganz sicher genutzt haben, und das allein wird ihn verändert und beeinflusst haben. Er wird für Bayern München weiterhin alles geben und einbringen. Aber er wird das große Ganze mehr im Blick haben, als es vorher der Fall war.

Was das für die Bundesliga bedeutet? Ich will nicht sagen, dass ich zuletzt das Gefühl hatte: Wo ist jetzt Uli Hoeneß? Aber natürlich hat er auch in unserer Runde gefehlt. Denn so wie er in den Medien zu allen Themen befragt wurde und seine Sichtweise geäußert hat, so war er auch bei Manager-Tagungen immer jemand, der Ideengeber und Meinungsmacher war - als Vertreter des Marktführers Bayern München, und als derjenige, der von allen am längsten diesen Job gemacht hat und immer eine klare Meinung hatte."

Michael Preetz

Geschäftsführer von Hertha BSC

"Uli Hoeneß ist eine Figur, die den deutschen Fußball über Jahrzehnte geprägt hat. Es ist seine freie Entscheidung, zurückzukehren, und natürlich auch die freie Entscheidung des FC Bayern, ihn wieder zum Präsidenten zu wählen. Wir stehen dem nicht nur total offen gegenüber, wir begrüßen das. Der FC Bayern ist traditionell gut aufgestellt gewesen, schon zu Zeiten, als Uli Hoeneß Manager wurde, und er blieb auch gut aufgestellt, als er nicht da war. Es wird aber interessant sein zu sehen, wie sie sich jetzt aufstellen. Wovon man sicher ausgehen kann, ist, dass Uli Hoeneß nicht leise sein wird, wenn er nun auf die Bundesliga-Bühne zurückkehrt. Er wird so oder so wieder ein Bezugspunkt sein."

Wolfgang Martin

Sprecher des Club Nr. 12, einer Dachorganisation von Anhängern des FC Bayern

"Wir erwarten durch die Rückkehr von Uli Hoeneß keine Veränderung im konstruktiven Verhältnis zur Vereinsführung."

Hans-Joachim Watzke

Geschäftsführer von Borussia Dortmund

"Es freut mich für Uli Hoeneß, wenn er nun wieder zurück kommt, denn der FC Bayern ist ja ganz offensichtlich sein Lebensinhalt."

Gesammelt von: Javier Cáceres, Jörg Marwedel, Philipp Selldorf, Freddie Röckenhaus, Benedikt Warmbrunn

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