FC Bayern vs. RB Leipzig:Der innere Konflikt des Uli Hoeneß

Hoeneß bei FC Bayern Fanclub in Wunsiedel

Uli Hoeneß, hier bei der Adventsfeier eines Fanclubs in Wunsiedel.

(Foto: dpa)

In der Bundesliga mag Uli Hoeneß den neuen Rivalen aus Leipzig bekämpfen - auf anderer Ebene braucht er Red Bull dafür sehr wohl.

Kommentar von Johannes Schnitzler

Von Bratwürsten versteht der Wurstfabrikant Uli Hoeneß mehr als die meisten anderen. Der Metzgerssohn aus Ulm hat das richtige Verhältnis von Muskelfleisch, Fett und Gewürzen quasi im Blut. Die Qualität der Grundzutaten ist ebenso wichtig wie deren richtige Mischung, da unterscheidet sich die Wurst nicht viel von einer Fußballmannschaft. Hoeneß weiß auch: Von einem bestimmten Punkt an wird die Wurst nicht besser, sondern nur noch teurer. Für den Kader des FC Bayern aber ist nur das Beste gut genug. Die Bayern-Profis sind die Kobe-Rinder unter den Fußballern.

Diese Expedition ins Tierreich sei erlaubt, weil der junge Marketing-Pionier Hoeneß seinem sportlichen Premiumprodukt einst das Etikett "Die Bullen" aufklebte. Anfang der Achtziger war das, und es wäre längst vergeben und vergessen, wenn nicht kurz darauf ein junger Marketing-Experte aus Österreich das Rezept für ein Aufputschgetränk aus Asien importiert hätte. Er füllte den Muntermacher in silberne Dosen, und ein zweiter Großkopf betrat die Arena: Red Bull.

Erst "Feind", dann "Rivale"

Die visionäre Symbolik des Logos mit den zwei aufeinander zu preschenden roten Stieren war damals noch nicht abzusehen. Im Fußball hat RB Leipzig die Bayern jetzt vorübergehend überflügelt, Hoeneß hat den potenten Aufsteiger darauf prompt als "Feind" identifiziert. Einen Tag nach seiner Re-Inthronisation relativierte der alte, neue Bayern-Präsident seine Wortwahl zwar und sprach mit Samtstimme von einem "Rivalen", den es sportlich zu bekämpfen gelte. Die verbale Rolle rückwärts taugt aber nur bedingt als Beleg für das hurtig ausgestellte Attest, der neue Hoeneß sei "demütig" geworden. Es kommt nur auf den Gegner an. Einen Tag später griff Hoeneß schon wieder an: Er könne sich nicht vorstellen, mit Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke "Arm in Arm" durch die Welt zu laufen. Die alte Leitbullen-Kultur.

Wenn Hoeneß sich bei Leipzig nun für sein Feind-Bild entschuldigt, spricht der Unternehmer aus ihm, der Respekt hat vor Red-Bull-Schöpfer Dietrich Mateschitz, den er als Mann vom selben Schlag achtet. Es spricht aber auch der Zahlenmensch aus ihm, der seine Basketballer gerne unter einem Dach mit Mateschitz' Münchner Eishockeyteam vereint sähe und die Kosten kalkuliert. Red Bull würde die neue Halle bezahlen, mit allem Drum und Dran, für 130 Millionen oder 150, so genau weiß das keiner. Überschaubares Geld im RB-Kosmos. Geld, das sich der FC Bayern sparen möchte. Nicht zuletzt, weil er es braucht für den Kampf in der Fußball-Bundesliga, der auch ein Kampf gegen Red Bull geworden ist. Diesen inneren Konflikt muss der Manager Uli Hoeneß nun moderieren. Darum: Lieber kein falsches F-Wort mehr.

Hoeneß braucht RB in München

Das rot-rote Hallenprojekt war bereits weit verhandelt, als das bayerische Interregnum um Karl Hopfner Anfang des Jahres plötzlich den Ausstieg verkündete. Ein FC Bayern erfüllt keine Mietkonditionen, ein FC Bayern schafft an, wenn er zahlt: So in etwa ging die Argumentationslinie. Red Bull reagierte mit einem Moratorium: Einfach mal abwarten, bis Basketball-Fan Hoeneß zurück ist. Nun soll das Projekt so bald wie möglich realisiert werden. Avisierter Spielbeginn ist 2019/20.

Der Geschäftsmann Uli Hoeneß weiß, dass ein Konflikt mit Red Bull ihn in München nur unnötig teuer zu stehen kommen würde. Lieber grast er die Wiese Horn an Horn ab für das gemeinsame Ziel. Ein rotes Tuch ist und bleibt allerdings die Tabellenführung für RB Leipzig. Am 21. Dezember treffen die Fußball-Rivalen in München zum Jahresabschluss aufeinander. Noch sind die Bayern überzeugt, dass sie den "gefährlichen Gegner" sportlich stoppen können. Falls nicht, könnte die Stimmung kippen im Reich der roten Alphastiere. Dann geht es um die Wurst.

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