Süddeutsche Zeitung

FC Bayern vs. Borussia Dortmund:Wettrüsten der Meister

So sehr die Bundesliga Guardiolas Engagement in München als Kompliment begreift, so sehr beschäftigt sie die Sorge, dass seine Ankunft die Rüstungsspirale zwischen dem BVB und dem FCB verschärfen könnte. Wenn es so weitergeht, drohen sogar spanische Verhältnisse - die Konkurrenz sollte sich nicht demoralisieren lassen.

Ein Kommentar von Christof Kneer

Erstaunlicherweise hat noch niemand ermittelt, was Pep Guardiola am Samstagmittag gemacht hat. Vielleicht hat er in seinem New York wieder ein Museum besucht. Vielleicht war er beim Shoppen. Vielleicht hat er mit seinem Sohn Tiki-Taka gespielt. Vielleicht war er bei der Deutschstunde und hat schon mal jene drei Sätze auswendig gelernt, die man als Verantwortlicher beim FC Bayern von Anfang an beherrschen sollte ("Der FC Bayern kriegt jeden Spieler, den er haben will" - "Ein Witz, dass die Nationalelf schon wieder gegen Swasiland spielt" - "Wir sind für eine gerechte Verteilung des Fernsehgeldes: Wir kriegen am meisten!").

Vielleicht hat Guardiola um 12.30 Uhr New Yorker Ortszeit aber auch einfach nur Borussia Dortmund geschaut.

Wie man hört, ist der neue Bayern-Trainer bereits seriös vorbereitet auf seine neue Liga, sicher weiß er längst, wer Götze und Reus sind, und vielleicht sogar, wie man "Blaszczykowski" schreibt. Wer den BVB am Samstag ab 18.30 Uhr MEZ siegen sah, der ahnt, dass Guardiola sich in Deutschland wie zu Hause fühlen wird.

Er kennt das ja aus seiner spanischen Liga. In dieser Liga ist es so, dass statutengemäß immer der FC Barcelona oder Real Madrid Meister werden, was am Ende nur noch die Frage übrig lässt, ob der FC Valencia, der FC Sevilla oder der FC Malaga Dritter werden. In Guardiolas künftiger Liga ist gerade eine ähnliche Satzung in Arbeit. Sie sieht vor, dass immer der FC Bayern oder Borussia Dortmund Meister werden, was nur noch die Frage übrig lässt, ob Leverkusen oder Schalke Dritter werden.

Dortmunds festlichem 5:0 in Bremen lässt sich entnehmen, dass Leverkusen den BVB auf Dauer wohl nicht halten kann, und dabei ist dieses 5:0 nur der neueste und gewiss nicht letzte Schachzug in einem imposanten Wettrüsten. Nachdem der BVB erst bedeutende Bestände an Titeln angehäuft und dem strategischen Arsenal noch den Profi Marco Reus hinzugefügt hatte, konterten die Münchner empört mit der Anschaffung von Matthias Sammer und Javier Martinez.

Dortmund antwortete mit der Verlängerung zahlreicher Spielerverträge bis ins übernächste Jahrtausend, was Bayern zwang, den von Dortmund umworbenen Jan Kirchhoff einzukaufen. Dann: Holte Dortmund Sahin zurück. Dann: Prahlte Bayern mit Guardiola. Dann: Siegte Dortmund 5:0 in Bremen.

So sehr die Bundesliga Guardiolas Ankunft als Kompliment begreift, so sehr beschäftigt sie die Sorge, dass seine Ankunft diese Rüstungsspirale verschärfen könnte. Für die Spannung in Guardiolas neuer Liga dürfte es entscheidend sein, ob sich die Konkurrenz vom Bayern-Dortmund-Dualismus inspirieren oder demoralisieren lässt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1578080
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.01.2013/jbe
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.