FC Bayern vor Shaqiri-Verpflichtung:Kraftwürfel aus Basel

Der FC Bayern steht offenbar vor der Verpflichtung des Schweizer Offensivspielers Xherdan Shaqiri. Der 20-Jährige soll etwa zwölf Millionen Euro kosten und absolvierte bereits die sportärztliche Untersuchung. Er gilt als spielfreudig und dribbelstark und könnte sowohl Robben als auch Ribery ersetzen.

Jürgen Schmieder

Einen Spitznamen bekommt man nicht geschenkt. Man muss ihn sich erarbeiten, erspielen, erkämpfen. Karl-Heinz Riedle wird auf ewig "Air Riedle" gerufen werden, Franz Beckenbauer ist der "Kaiser" und Franz Roth ist "Bulle Roth".

Switzerland's Shaqiri celebrates after scoring hatrick during their Euro 2012 Group G qualifying soccer match against Bulgaria in Basel

Ein echter Straßenkicker: Xherdan Shaqiri vom FC Basel.

(Foto: REUTERS)

Der 20-jährige in Gjlan im heutigen Kosovo geborene Fußballer Xherdan Shaqiri kann gleich auf drei Beinamen verweisen. "Kraftwürfel" nennen sie ihn in der Schweiz oder "Zauberzwerg", gerne auch mal "Shaq Attack" in Anlehnung an den wuchtigen Basketballer Shaquille O'Neal. Von der kommenden Saison an soll Shaqiri für den FC Bayern auflaufen.

Am Montag soll Shaqiris Berater Wolfgang Vöge in München gewesen sein, um die Details zu klären -am Dienstag war Shaqiri bereits bei der sportärztlichen Untersuchung. Kolportiert wird derzeit, dass Shaqiri vom FC Bayern einen Vertrag bis zum Jahr 2016 bekommt und der FC Basel etwa 14 Millionen Franken (rund 11,6 Millionen Euro) erhält, dazu Bonuszahlungen bei Titeln.

Offiziell halten sich beide Vereine derzeit zurück, Münchens Mediendirektor Markus Hörwick sagte, was er immer sagt, wenn es Gerüchte um Zugänge gibt: "Wenn es etwas zu sagen gibt, dann machen wir das." Der Präsident des FC Basel, Bernhard Heusler, gab an, "dass wir Transfers erst dann kommentieren, wenn sie definitiv sind".

Bayern-Trainer Jupp Heynckes erklärte am Montag: "Ich habe mir Basel schon mal angeschaut. Es ist doch klar, dass man da Spieler sieht, die herausragen." Heynckes sagte aber auch: "Wir haben schon so viele Spieler verpflichtet, die dann nicht zu uns gekommen sind."

Herausragend ist Shaqiri allemal, der 1,69 Meter große Flügelspieler ist 72 Kilogramm wuchtig, er gilt als beidfüßiger Techniker und kraftvoller Dribbler. Thorsten Fink, der Shaqiri kürzlich noch beim FC Basel trainierte, sagt über ihn: "Das ist ein ganz frecher Hund, spielstark, dribbelstark. Er ist wie so ein Ninja Hero Turtle." Wie Shaqiri agiert, das kann man hier sehen. Und hier. Und hier.

Shaqiri gilt aufgrund seiner Fähigkeit, auf beiden Flügeln spielen zu können, als idealer Ersatzmann für die doch verletzungsanfälligen Dribbler Franck Ribéry und Arjen Robben. Er kann aber auch im offensiven Mittelfeld oder als zweiter Angreifer spielen, seine Vielseitigkeit könnte ihm in München durchaus zahlreiche Einsatzminuten bescheren.

Shaqiri: ein Anführer, kein Star

Er selbst bezeichnet sich als Spieler, der auf dem Spielfeld nicht besonders intensiv nachdenkt: "Ich mache viel aus dem Gefühl heraus, versuche Überraschendes. Ich bin einer, der nicht viel denkt, der so spielt, wie er schon immer gespielt hat." Er sei ein Straßenfußballer, von denen es heutzutage eben nicht mehr viele gibt. Nur torgefährlich ist er noch nicht: In 113 Spielen für den FC Basel erzielte er 18 Treffer, dafür bereitete er 19 weitere Tore vor.

Abseits des Spielfelds gilt Shaqiri als bodenständiger und intelligenter junger Mann. Als kürzlich Zenit Sankt Petersburg und Galatasaray Istanbul anfragten, da sagte Shaqiri: "Wenn ich ins Ausland wechsle, dann zu einem Topklub, wo ich die Sprache beherrsche. Für meine Integration ist dies ein wichtiger Faktor."

Er ist kein Müllredner, dieser Xherdan Shaqiri. Vor der U-21-EM im vergangenen Sommer - die Schweiz erreichte das Finale - hatte Shaqiri gesagt: "Ich will ein Anführer sein, aber kein Star." Das sind Sätze, die sie sehr gerne hören beim FC Bayern.

Den Münchnern ist Shaqiri bereits im September 2010 beim Champions-League-Spiel in Basel aufgefallen. "Wenn ich jetzt etwas sage, heißt es sofort, ich hätte Interesse an Shaqiri", hatte der damalige Trainer Louis van Gaal gesagt, "das gäbe viel Druck für den Jungen. Deshalb ist es besser, ich halte den Mund."

Im Mai 2011 soll Bayern-Präsident Uli Hoeneß erstmals beim FC Basel wegen Shaqiri angefragt haben, auch in diesem Winter hatte es Gerüchte gegeben, dass der 20-Jährige nach München wechseln könnte. Heusler hatte angedeutet: "Es gibt Kontakte zwischen den Klubs auf verschiedenen Ebenen und zu verschiedenen Themen."

Nun also soll ein Wechsel vereinbart werden, der allen drei Parteien helfen könnte. Der FC Bayern bekommt die "Bombe", von der Uli Hoeneß kürzlich gesprochen hat. Shaqiri wechselt genau zu dem Klub, zu dem er möchte: "Wenn der FC Bayern anfragt, dann überlegt man sich das nicht fünfmal." Der FC Basel bekommt die höchste Ablösesumme, die jemals für einen Spieler aus der Super League bezahlt wurde, und könnte damit den bereits angekündigten Umbruch finanzieren.

Aber noch gilt die alte Regel des FC Bayern und von Mediendirektor Markus Hörwick: Wenn es etwas zu sagen gibt, dann machen die Münchner das schon.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: