FC Bayern:Voll im Plan

FC Bayern München v Eintracht Frankfurt - FLYERALARM Frauen Bundesliga

Ausgelassene Meisterschaftsparty: Die Fußballerinnen des FC Bayern haben diese Saison 20 von 22 Bundesligapartien gewonnen.

(Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Mit dem Gewinn der Meisterschaft erreichen die Fußballerinnen des FC Bayern eines der gesteckten Etappenziele auf dem Weg, sich an der Spitze zu etablieren. Das Team wird sich kaum verändern - was der entscheidende Vorteil gegenüber Dauerkonkurrent Wolfsburg sein könnte.

Von Anna Dreher, München

Sydney Lohmann musste sich beeilen. Die anderen Spielerinnen waren auf der gegenüberliegenden Seite und sie wollte die Party natürlich nicht verpassen, aber eben auch unbedingt die Sektflaschen holen, die am Seitenrand des Platzes deponiert worden waren. Also schnappte sich die 20-Jährige zielstrebig ihre Beute und stürzte sich dann wieder mitten rein in das rote Gewimmel, das vor der Gegentribüne mit erhobenen Armen tanzte, hüpfte und lauthals "Campeones olé, olé, olé" sang. 150 Zuschauer hatten am Sonntag ins Campus-Stadion gedurft. Und vor ihnen feierten die Fußballerinnen des FC Bayern so ausgelassen und lange, als seien es Zehntausende.

Fünf Jahre hatten sie auf diesen Moment gewartet und ihn oft um nur wenige Punkte verpasst. Nun waren sie endlich wieder deutscher Meister geworden, zum vierten Mal nach 1976, 2015 und 2016. Für jene wie Lohmann ist es der erste große Titel überhaupt - für die Frauen-Abteilung der ersehnte Auftakt in eine, so zumindest die Hoffnung, ruhmreiche Zukunft. Und weil es im Gegensatz zu den Männern keine vorzeitige Feier war, sondern die Saison am abschließenden Spieltag ihre Zuspitzung im Fernduell gegen den VfL Wolfsburg fand, war die Erleichterung besonders groß. "Uuuaaaah", krächzte Lina Magull mit einem erleichternden Seufzer, als sie ein Mikro in die Hand gedrückt bekommen hatte. "Vom ersten Spieltag an hat man gespürt, dass da irgendwie was Besonderes ist in unserer Mannschaft. Und dass sich das jetzt bis zum Ende durchzieht, ist einfach unheimlich schön."

Dauerkonkurrent VfL Wolfsburg steht vor einem größeren personellen Umbruch

Die Münchnerinnen waren mit zwei Punkten mehr und einer deutlich besseren Torbilanz als die Wolfsburgerinnen in die Partie gegangen. Gegen Pokalfinalist Eintracht Frankfurt hätte ein Unentschieden gereicht. Doch den Schlussakt in diesem Fußballjahr setzten sie mit dem 20. Sieg im 22. Bundesligaspiel. Beim 4:0 trafen Linda Dallmann (17./25. Minute) und Lea Schüller (90.), Laura Störzel erzielte zudem ein Eigentor (54.). Der Dauerkonkurrent VfL gewann parallel 8:0 gegen Werder Bremen, zum fünften Double in Serie reichte aber auch das dem Pokalsieger nicht.

Wolfsburg dürfte nun angesichts eines größeren personellen Umbruchs inklusive des Weggangs von Trainer Stephan Lerch erst einmal damit beschäftigt sein, sich die Stärke der vergangenen Jahre zu wahren. Der FC Bayern hat diesen Wandel bereits hinter sich. Mit erfahrenen internationalen und talentierten deutschen Nationalspielerinnen wie Lohmann, Schüller und Dallmann sieht sich der Verein nun mit dem Meistertitel voll im vor wenigen Jahren gefassten Plan, der die Frauen an der Spitze etablieren soll. Zumindest eine Trophäe war in diesem Jahr vorgesehen - dieser Punkt kann nun abgehakt werden. "Wie wir inzwischen Fußball spielen, wie wir den Kader weiterentwickelt haben, das geht alles in eine sehr gute Richtung", hatte die Sportliche Leiterin Bianca Rech vor wenigen Tagen auf der Vereinshomepage mitgeteilt.

06.06.2021, xcex, GER, Muenchen, FC Bayern Campus, Frauenfussball, 1. Bundesliga, DIE LIGA, FCB, SGE, FLYERALARM Frauen-; Jens Scheuer Trainer FC Bayern Frauen

"Den Grundstein haben wir in der Vorbereitung gelegt": Bayerns Trainer Jens Scheuer nach einer äußerst dominant gespielten Saison.

(Foto: Peter Hartenfelser /imago)

Von 34 Begegnungen (123:17 Tore) konnte das Team von Trainer Jens Scheuer 30 gewinnen, drei gingen verloren. Die Serie von 26 wettbewerbsübergreifenden Siegen endete Anfang April - ausgerechnet im Pokalhalbfinale gegen Wolfsburg. Im Mai kam im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Chelsea FCW die nächste bittere Niederlage hinzu. Bis dahin waren die Münchnerinnen mit einer selbstbewussten, kreativen und offensivfreudigen Spielweise derart dominant aufgetreten, dass es zwischenzeitlich so aussah, als könnten sie die Planungen des Managements übertreffen und vorzeitig zwei, womöglich gar drei Titel einheimsen. "Den Grundstein haben wir in der Vorbereitung gelegt. Da haben wir unsere Werte festgelegt, wie wir sein wollen. Was es heißt, eine Mannschaft zu sein und das auch wirklich zu leben", sagte Scheuer mit von Sekt- und Bierduschen durchnässten Haaren.

In Saki Kumagai wird eine mehrmalige Champions-League-Siegerin zum Team stoßen

Am Ende dieser Saison steht nun das Wissen, mit einem harmonierenden und funktionierenden Mannschaftsgefüge zuversichtlich in die nächste gehen zu können. In Saki Kumagai wird von Olympique Lyon zudem eine mehrmalige Champions-League-Siegerin und Weltmeisterin zum Kader stoßen. Weggänge sind nur wenige bekannt. Gia Corley wird zur TSG Hoffenheim wechseln, Torhüterin Carina Schlüter zu RB Leipzig - und eine der erfolgreichsten deutschen Fußballerinnen beendete ihre Karriere auf besondere Weise: Simone Laudehr komplettiert mit der gewonnenen Meisterschaft ihre große Titelsammlung als Vereins- und Nationalspielerin. "Das ist das perfekte Ende", sagte die 34-Jährige.

Am späten Nachmittag war eine Bayern-Spielerin nach der anderen schließlich aus dem Campus-Stadion verschwunden. Die Sektflaschen waren geleert, die Playlist mit Partysongs neigte sich ihrem Ende zu. "Diese Tage voller Sonne, voller Licht, oh FCB" lief noch, auf dem Rasen glitzerte das silberne Konfetti. Laudehr nahm sich als Souvenir eine der Eckfahnen mit und lief ein letztes Mal hinter dem Tor entlang, die Meisterschale unter den anderen Arm geklemmt. Am Kabineneingang wartete Scheuer, sie umarmten sich lange. Und als wäre es eine perfekte Inszenierung, verschwanden mit ihnen auch die letzten Hauptakteure dieses Tages von der Bühne. Genau in dem Moment, als die Musik aufhörte zu spielen.

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