FC Bayern:Kompany und die Parade durch Burnley

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Vincent Kompany feiert mit dem FC Burnley den Aufstieg in die Premier League.
Vincent Kompany feiert mit dem FC Burnley den Aufstieg in die Premier League. (Foto: Martin Rickett/PA/Imago)

Vincent Kompany wird gefragt, ob er aufgeregt sei, bald seinen ersten Titel als Vereinstrainer zu gewinnen. Der findet die Frage „unglaublich“ – und verrät damit auch etwas über sich selbst.

Von Philipp Schneider

Zum Glück wurden Fotos gemacht im Mai 2023, als die kleine englische Stadt Burnley einem Tollhaus glich. Auf ihnen zu sehen sind Straßen, die überquellen von feiernden Menschen, und ein Mannschaftsbus, der sich seinen Weg durch sie hindurch bahnt. Außerdem gut dokumentiert: Der Trainer Vincent Kompany, wie er in der Townhall von Burnley auf einem thronartigen Holzstuhl sitzt; er trägt zwar keine Krone, dafür aber eines seiner geliebten Käppis und schreibt grinsend hinein in das goldene Buch der Stadt.

Kein Wunder also, dass Kompany am Freitag leicht genervt reagierte, als er gefragt wurde, ob er schon aufgeregt sei, dass er an diesem Samstag mit dem FC Bayern seinen ersten Titel als Trainer gewinnen könne? „Unglaublich“ sei diese Frage, antwortete Kompany. Er habe sehr wohl schon einen Titel gewonnen, schließlich sei er beim Aufstieg mit dem damaligen Zweitligisten Burnley vor zwei Jahren Erster in der Tabelle gewesen! „Aber okay“, brummte er, „dann war die Parade in Burnley umsonst.“

Er weiß, wie es ist, auf einem Balkon zu stehen und Titel zu feiern: Vincent Kompany winkt 2023 in Burnley den Fans.
Er weiß, wie es ist, auf einem Balkon zu stehen und Titel zu feiern: Vincent Kompany winkt 2023 in Burnley den Fans. (Foto: Danny Lawson/PA/Imago)

Keine Parade ist umsonst, nicht einmal die in Burnley. Und weil Kompany nun an sie erinnerte, wissen seine Fans in München, dass ihr oft bescheidener Trainer tatsächlich über einen Stolz verfügt, der sich kränken lässt. Diese Erkenntnis hielt sich gleichwohl nur für eine Weile – dann schwenkte Kompany schon wieder hinüber in seinen bewährt altruistischen Modus und sagte: „Jeder Trainer, der sagt: ‚Mein Titel‘ – der lügt. Es geht um die Spieler.“

Sollten die Bayern am Samstag Mainz 05 besiegen und Leverkusen gleichzeitig Punkte lassen in der Partie gegen Augsburg, dann dürfen besagte Spieler ihren Titel schon an diesem 31. Spieltag feiern. Mit dabei sein wird dann auch der Sportvorstand Max Eberl, für den es nach Stationen als Manager in Mönchengladbach und Leipzig der erste Gewinn einer deutschen Meisterschaft sein wird. „Ich bin mir sicher, dass da im Hintergrund etwas vorbereitet wird. Aber ganz ehrlich: Mich interessiert das nicht“, sagte Eberl, obwohl er ahne, dass dann „die Maschinerie loslaufen“ werde.

Die Maschinerie, das ist, wie jedermann weiß, die sogenannte Bierdusche. Nach 14 Jahren Profileben voller Tore und ohne Titel könnte sogar Harry Kane seine erste erleben. Auf dem Rathausbalkon. Eine Parade gibts bei den Bayern nur nach einem Triple.

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