FC Bayern:Vier Neue für Hansi Flick

FC Bayern: Douglas Costa (li.): Kehrt zurück nach München

Douglas Costa (li.): Kehrt zurück nach München

(Foto: AP)

Das chaotische 4:3 des FC Bayern gegen Hertha war ein Symbol für die begrenzte Breite des Kaders. Nun sollen Roca, Sarr und Choupo-Moting dem FCB helfen - und Douglas Costa.

Von Sebastian Fischer

Zwei Männer, von denen in den vergangenen Tagen viel erwartet wurde, begrüßten sich am Sonntag mit einem herzlichen Handschlag. Sie sprachen vor dem Anstoß kurz miteinander, die Manager aus München und Berlin, Hasan Salihamidzic und Michael Preetz. Sie haben ja gerade durchaus ähnliche Themen, die sie beschäftigen, wie Hertha-Trainer Bruno Labbadia im Sky-Interview erzählte. "Wir haben uns die Transferperiode anders gewünscht, wir sind da gescheitert", sagte Labbadia. Er erklärte: "Die Preise sind mehr als verrückt." Er habe sich darüber auch mit den Kollegen aus München unterhalten: "Selbst denen ging es ähnlich."

Salihamidzic, 43, streichelte seinen Bart, als er von der Berliner zur Münchner Auswechselbank zurückging. Es sah so aus, als wäre inmitten dieses Barts ein Lächeln zu erkennen. Das Lächeln eines Managers, der am Ende einer mehr als verrückten Transferperiode wahrscheinlich doch noch einige Ergebnisse vorzuweisen hat, mit denen er zufrieden sein dürfte.

Noch am Sonntag bestätigten die Bayern den Transfer des zentralen Mittelfeldspielers Marc Roca, 23, von Espanyol Barcelona. Am Montag landete dann der Rechtsverteidiger Bouna Sarr, 28, von Olympique Marseille in München. Am Abend wurde der Transfer bestätigt, ebenso wie die Ausleihe des Mittelfeldspielers Mickaël Cuisance nach Marseille im Gegenzug.

Außerdem wird der Flügelstürmer Douglas Costa, 30, von Juventus Turin leihweise nach München zurückkehren. Und schließlich wird auch noch Eric Maxim Choupo-Moting, 31, den Kader ergänzen; der Stürmer, der zuletzt als Reservist bei Paris Saint-Germain das Champions-League-Finale erreicht und dazu immerhin ein entscheidendes Tor im Viertelfinale beigetragen hatte, erhält einen Ein-Jahres-Vertrag. Er sei "super, super happy", wenn am Montagabend das Ende der Transferperiode erreicht sei, sagte schon am Sonntag Bayern-Trainer Hansi Flick. Von Dienstag an könne er sich dann endlich einen Überblick über seinen Kader verschaffen und sich "auf die Dinge konzentrieren, die wichtig sind".

Das 4:3 gegen die Hertha hatte ihm aus seiner Sicht durchaus aufgezeigt, um welche Dinge es sich handelt. Und es hatte auch noch mal gezeigt, welche Rollen auf neue Spieler zukommen werden.

Erst mal war es aber natürlich das Spiel von Robert Lewandowski. Der gerade zu Europas Fußballer des Jahres gewählte Stürmer schoss alle vier Tore. Das 2:0 war der schönste Treffer, ein platzierter Schuss von der Strafraumgrenze. Entscheidend war das 4:3 in der Nachspielzeit, nachdem Berlin nach 88 Minuten zum 3:3 ausgeglichen hatte. Lewandowski wurde gefoult - und verwandelte den Strafstoß selbst. Doch in den Bewertungen des Geschehens ging es dann weniger um Lewandowskis Klasse als um die Frage, warum es ihrer bedurfte, um ein am Ende chaotisches Spiel noch zu gewinnen.

"Wir können natürlich nicht zufrieden sein, wie wir aktuell unser eigenes Tor verteidigen", sagte Thomas Müller bei Sky. Es gehe nicht um müde Beine nach dem fünften Spiel seit dem Saisonstart vor rund zwei Wochen. Es gehe vielmehr um müde Gedanken beim sogenannten Quadruple-Sieger. "Wenn du fünf Titel eingesackt hast", sagte Müller, "dann ist der Schritt zu diesem Stehenbleiben, wenn man in Führung ist, nah. Das ist irgendwo logisch und vielleicht auch verständlich. Aber wir sind nicht auf dem Platz, um verständliche Dinge zu tun." Es habe die Mentalität gefehlt, "nach einer 2:0-Führung weiter dranzubleiben".

Sarr soll Pavards Rückstand kompensieren

Der Spieler, der die angesprochenen Münchner Probleme am Sonntag am eindrucksvollsten offenbarte, war der Berliner Stürmer Jhon Cordoba. Er stand seinen Gegenspielern ständig auf den Füßen, hatte etwas Glück, nur eine gelbe Karte dafür zu sehen, aber er hörte einfach nicht auf. Nach einer Stunde traf er zum 1:2.

Danach tauschte Hansi Flick dreimal, und zwei dieser Wechsel hatten auch etwas mit dem Transfermarkt zu tun. Flick brachte Benjamin Pavard für Chris Richards, 20, in der zweiten Mannschaft im Grunde eher ein Innenverteidiger, der bei seinem Startelf-Debüt als Rechtsverteidiger ohne Fehler blieb und das 2:0 vorbereite. Für Joshua Kimmich, von den Berlinern besonders gründlich bearbeitet, spielte am Ende Corentin Tolisso im Mittelfeld. Doch Tolisso und Pavard gelang es auch nicht, die Partie, in der nun Hektik und Unordnung ausgebrochen waren, wieder zu ordnen.

Pavard, 24, ist nach einer Verletzung noch nicht wieder ganz auf der Höhe, solche Phasen soll nun wohl Sarr kompensieren. Und im Mittelfeld fehlt den Münchnern immerhin der nach Liverpool gewechselte Thiago, ein bekanntermaßen einzigartiger Fußballer, der kaum zu ersetzen ist. Allerdings gilt Roca als ein Sechser mit gutem Gefühl dafür, ein Spiel mit seinen Pässen beruhigen oder beschleunigen zu können. Als weiterer Ersatz im defensiven Mittelfeld bleibt nun womöglich sogar der schon fortgeglaubte Javi Martínez da. "Nach der Länderspielpause geht es darum, wieder den schönen Fußball zu spielen, den wir alle wollen", sagte Hansi Flick am Sonntag: "Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, ist nicht Bayern-like."

Welcher Fußball dieser Beschreibung entspricht, daran dürfte sich Douglas Costa noch erinnern, er hat ja bereits 77 Spiele für die Bayern gemacht. "Douglas kennt den FC Bayern und wird sich sehr schnell wieder zurechtfinden", sagte Salihamidzic laut der Mitteilung, mit der die Münchner den Transfer am Montag bestätigten. Costa ist der Spieler für die dritte Position, für die sich Flick noch eine Ergänzung wünschte. Durch Verletzungen von Coman und Sané war Gnabry gegen Berlin tatsächlich der letzte verbliebene echte Flügelstürmer.

An Costa, von 2015 bis 2017 erstmals in München, hatten die Bayern schon im Winter Interesse, damals scheiterte ein Geschäft an den Vorstellungen in Turin. Ob ihn nun alle für die Idealbesetzung halten, das könnte umstritten sein. Uli Hoeneß zum Beispiel nannte den Brasilianer nach seinem Abschied 2017 in einem Interview mit der Frankenpost einen "Söldner", der "uns charakterlich nicht gefallen hat".

Allerdings ist der Ehrenpräsident Hoeneß nach allem, was man weiß, eher kein nachtragender Mensch. Und im Zweifel wird ihm Hasan Salihamidzic sicher erklären, wie kompliziert der Transfermarkt in diesem Sommer war.

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