Bundesliga:Bayern dreht das Spiel in Stuttgart

Bundesliga - VfB Stuttgart v Bayern Munich

Leon Goretzka umarmt Douglas Costa nach seinem Tor zum 3:1.

(Foto: Pool via REUTERS)

Leipzig bleibt an der Spitze dran, Max Kruse sorgt erneut für ein Spektakel bei Union Berlin und Schalke kassiert auch gegen Gladbach vier Gegentore. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Sebastian Fischer, Milan Pavlovic und Lisa Sonnabend

Borussia Mönchengladbach - FC Schalke 04 4:1 (2:1); Tore: 1:0 Neuhaus (15.), 1:1 Raman (20.), 2:1 Wendt (36.), 3:1 Thuram (52.). 4:1 Wolf (80.)

Natürlich ist es kaum zu glauben, wenn man bei diesem Ergebnis schreibt, dass Schalke gar nicht so schlecht, stellenweise sogar ziemlich gut gespielt hat. Zwischen dem Ausgleich von Benito Raman, der volley nach einer starken Vorlage von Mark Uth traf, drückte Schalke 04 auf die Führung. Aber Uths Freistoß traf nur den Außenpfosten. Stattdessen überzeugte Gladbach mit gnadenloser Effizienz, Florian Neuhaus brachte die Borussia mit einem Fernschuss in Führung, in den sich drei Königsblaue warfen, aber keiner erwischte den Ball.

Oscar Wendt traf dann in die beste Schalker Phase hinein zur Führung und Marcus Thuram erstickte die kleine Hoffnung direkt nach der Pause. Je länger das Spiel dauerte, desto deutlicher wurde dann der Qualitätsunterschied. Hannes Wolf entschied das Spiel in der 80. Minute endgültig mit dem 4:1. Der Schalker Sieglos-Zähler steht nun bei 25 Spielen, nächste Woche geht es gegen Bayer Leverkusen.

VfB Stuttgart - FC Bayern 1:3 (1:2); Tore: 1:0 Coulibaly (20.), 1:1 Coman (38.), 1:2 Lewandowski (45.), 1:3 Costa (87.)

Die "unforced errors" sollte der FC Bayern vermeiden, das hatte sich Trainer Hansi Flick gewünscht. Denn besagte leichte Fehler hatten zuletzt dazu geführt, das beim 1:1 gegen Werder Bremen und beim 3:1 gegen RB Salzburg Torwart Manuel Neuer sehr viel mehr zu tun hatte, als sich das für einen Schlussmann des Rekordmeisters gehört. Nimmt man die Forderung des Trainers zum Maßstab, haben die Münchner das Ziel in Stuttgart nur bedingt erfüllt. Ein Stuttgarter Angriff nach einem Einwurf aus der eigenen Hälfte führte zum 1:0 durch Tanguy Coulibaly, danach hätte, um nur ein Beispiel zu nennen, ein Fehlpass von Linksverteidiger Lucas Hernández fast zum 2:0 geführt. Auch in der zweiten Halbzeit musste Neuer viel halten.

Doch, auch das war in den vergangenen Tagen und Wochen schon so: So lückenhaft die Münchner Verteidigung manchmal nach einfachen Ballverlusten wirkt, so überzeugend sehen die Angriffe aus, die sie zu Ende spielen. Zunächst war es ein hervorragender Pass von Serge Gnabry, der die Stuttgarter Abwehr aushebelte, Kingsley Coman schloss unnachahmlich ab. Dann traf Robert Lewandowski ausnahmsweise auch von jenseits der Strafraumgrenze unhaltbar. Und Douglas Costa entschied das Spiel kurz vor dem Ende.

Außerdem: Tanguy Nianzou, 18, gab sein Debüt, als er für den angeschlagenen Jérôme Boateng kam. Niklas Süle kehrte per Einwechslung für den angeschlagenen Lucas Hernandez in die Mannschaft zurück, nach Quarantäne, Länderspielreise und von Flick attestiertem "Trainingsrückstand". Und Corentin Tolisso, im defensiven Mittelfeld Ersatz für Joshua Kimmich, musste kurz vor Schluss auch angeschlagen raus. Die nächsten Wünsche von Trainer Flick dürften sich vor allem um die Genesung des Franzosen drehen.

Borussia Dortmund - 1. FC Köln 1:2 (0:1); Tore: 0:1 Skhiri (9.), 0:2 Skhiri (60.), 1:2 T. Hazard (74.)

Borussia Dortmund hat überraschend den Anschluss an den Tabellenführer verloren. Gegen den 1. FC Köln gab es ein unerwartetes, aber nicht unverdientes 1:2 (0:1). Es war die erste Heimniederlage des BVB gegen Köln seit April 1991 - und der erste Sieg der Kölner in dieser Saison.

Die beiden Tore der Kölner fielen nach nahezu identischen Szenen: zwei amateurhaft verteidigten Eckbällen, die nach Kopfballverlängerungen des ehemaligen Dortmunders Wolf jeweils beim Tunesier Ellyes Skhiri landeten (9. bzw. 60. Minute), der zweimal blank am hinteren Pfosten stand. Basis des Kölner Erfolgs war die giftige und variable Deckungsarbeit. Mitunter irritierten sie den Favoriten mit mutigem Pressing. Meistens standen sie dicht gestaffelt am eigenen Strafraum, wo sie den Dortmundern auf die Nerven gingen, weil sie körperlich dagegen hielten. Chancen wie für Sancho (4., Latte) oder Haaland (26., knapp daneben), blieben die Ausnahme. 17 seiner 20 Liga-Tore hatte Dortmund nach der Pause erzielt, und auch diesmal kam Hoffnung auf, als Thorgan Hazard den Ball nach einer flüssigen Kombination über Haaland, den eingewechselten Moukoko, immer noch 16, und Reyna (schon 17) ins entfernte Eck schob (74.). Dortmund kam dem Ausgleich zweimal sehr nah, doch Haaland schob eine Hereingabe knapp am Tor vorbei (90.+4), kurz nachdem Mats Hummels mit einer Direktabnahme an Timo Horn (87.) gescheitert war.

RB Leipzig - Arminia Bielefeld 2:1 (1:0); Tore: 1:0 Angelino (29.), 2:0 Nkunku (47.), 2:1 Klos (75.)

Leipzig präsentierte sich an diesem Samstagnachmittag zunächst gehemmt wie ein Mittelklasseklub, ehe der 18-jährige Lazar Samardzic in der 29. Minute einen der schönsten Pässe dieser Bundesliga-Saison hinzauberte: Vom Mittelkreis landete der Ball vorausschauend und präzise auf dem Fuß vom umtriebigen Angelino, der nur noch Torhüter Stefan Ortega austänzeln musste - und zum 1:0 einschob. Das 2:0 war dann keine Weltklasse-, sondern eine Slapstick-Aktion: Dani Olmo klaute sich einen völlig missglückten Rückpass von Amos Pieper, gab zurück zum eben eingewechselten Christopher Nkunku und der musste nur noch ins Tor zielen. Kurz wurde es noch einmal spannend: Nachdem Leipzig-Stürmer Alexander Sörloth einen Elfmeter vergeben hatte, verkürzte Fabian Klos umgehend auf 1:2. Danach vergab Bielefeld noch zwei gute Möglichkeiten. Doch es reichte für den Sieg - Leipzig bleibt an den Bayern dran.

Union Berlin - Eintracht Frankfurt 3:3 (2:2); Tore: 1:0 Andrich (2.), Kruse (6./Elfmeter), 2:1 Silva (27.), 2:2 Silva (37.), 2:3 Dost (79.), 3:3 Kruse (82.)

Während in manchen Stadien die Partie noch gar nicht angepfiffen war, unterlief Kevin Trapp bereits ein folgenschwerer Patzer: Der Eintracht-Torhüter bekam einen einfachen Schuss nicht zu fassen, Robert Andrich nahm den Abpraller dankend an. Vier Minuten später dann das nächste Union-Tor: Elfmeter-Spezialist Max Kruse verwandelte den Straftoß souverän, nachdem er zuletzt in Köln nur im Nachschuss getroffen hatte. Die Sache schien klar: Union war stürmisch, die Eintracht perplex. Doch noch in der ersten Halbzeit wendete sich das Blatt: Erst traf André Silva aus kurzer Distanz, dann verlängerte er einen Freistoß mit dem Nacken - 2:2. Nun die Eintracht stürmisch, Union perplex. In der zweiten Halbzeit ließen es die Teams ruhiger angehen, die Partie war ausgeglichener, ehe es zum Ende hin wieder turbulent wurde: Zunächst gelang in der 79. Minute Bas Dost aus kurzer Distanz das dritte Tor für die Eintracht, drei Minuten später drechselte dann Kruse den Ball mit einem Distanzschuss ins Netz. Auch wenn Union den vierten Sieg in Serie verpasste - die Berliner sind äußerst zufrieden mit ihrer zweiten Saison in der Bundesliga. Max Kruse macht's möglich.

FC Augsburg - SC Freiburg 1:1 (0:0); Tor: 0:1 Grifo (64.), 1:1 Vargas (80.)

Seit sieben Spielen war dem SC Freiburg kein Sieg gelungen, in Augsburg wollte das Team von Christian Streich es nun aber mal wieder wissen. Die Spieler liefen, sie kämpften, sie schossen aufs Tor. In der 64. Minute fand sich Vincenzo Grifo ganz allein im Strafraum wieder, stoppte die Flanke von Nicolas Höfler - und traf. Das reichte aber nicht für den ersten SC-Sieg seit dem 19. September. Denn mit dem ersten Torschuss gelang den Augsburgern der Ausgleich: Ruben Vargas feuerte in der 80. Minute aufs Tor, der Ball wurde abgefälscht und war tatsächlich drin.

Debüt des Tages: Nachdem sich Schiedsrichter Benjamin Brand beim Aufwärmen in Dortmund verletzt hatte, kam Arne Aarnink, ursprünglich als vierter Offizieller vorgesehen, zu seinem Bundesliga-Debüt. 54 Zweitliga-Spiele hat der 35-jährige Volkswirt bereits gepfiffen, sein erstes Erstliga-Spiel zwischen dem BVB und Köln war kein unkompliziertes, aber er behielt die Übersicht: Ein Hummels-Tor erkannte er zu Recht wegen Abseits ab. Ein unverhofftes Debüt, aber ein gelungenes. Der BVB wird es allerdings nicht in guter Erinnerung behalten.

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