FC Bayern:Verzögerung im Fahrplan

Durch das 1:1 des FC Bayern in Gladbach schließt Schalke nach Punkten auf. Für das Spiel am Dienstag in Lyon drohen zwei Innenverteidiger auszufallen.

Philipp Kreutzer, Mönchengladbach

Markus Hörwick ist beim FC Bayern München als Mediendirektor beschäftigt, aber er hat zusätzlich mindestens eine weitere Funktion inne. Bei Auswärtsspielen ist Hörwick nach Spielschluss für die möglichst zügige Heimfahrt des Teams zuständig. "Danke, das wars, wir müssen los", sind die Worte, mit denen er frischgeduschte Spieler aus Gesprächen mit Journalisten loszueisen pflegt.

FC Bayern gegen Mönchengladbach: Arjen Robben und Filip Daems; dpa

Bayern-Verteidiger Daniel van Buyten (re.) droht für das Halbfinal-Rückspiel in Lyon auszufallen.

(Foto: Foto: ap)

Am Samstag in Mönchengladbach hätte Hörwick ruhig ausgedehntere Interviews genehmigen können. Die Abreise der Bayern vollzog sich wegen eines Schadens am Mannschaftsbus etwas später als geplant, die Klima-Anlage war defekt und musste erst einmal von drei Technikern instand gesetzt werden.

Eine Verzögerung hat der FC Bayern auch am drittletzten Spieltag der Bundesliga hinnehmen müssen, das 1:1 in Mönchengladbach und der gleichzeitige 1:0-Erfolg des FC Schalke 04 in Berlin haben die Fahrgeschwindigkeit Richtung 22. Meisterschaft verringert. Nur noch dank des um 13 Treffer besseren Torverhältnisses liegen die Münchner weiter auf Platz eins der Bundesliga.

Störungen im zuletzt so reibungslosen und auf gleich drei Spuren angelegten Fahrplan mochten die Bayern aber nicht bestätigen. "Für Felix Magath gibt es nichts zu frohlocken, wir haben es weiterhin selbst in der Hand", stellte Uli Hoeneß trotz des späten Schalker Siegtors bei der Hertha klar. Der Bayern-Präsident betonte, er habe der Mannschaft noch in der Kabine zu einem Punktgewinn gratuliert. Trainer Louis van Gaal meinte gar, er sei zufrieden. Und erleichtert, ein schweres Auswärtsspiel hinter sich gebracht zu haben: "An unseren Zielen hat sich nichts geändert, wir sind voller Selbstvertrauen."

Beim FC Bayern hat es Tradition, einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst zu dokumentieren - gern nach außen und erst recht in der alles entscheidenden Phase einer Saison. Zweifel am großen Ziel sind nicht gestattet, sie könnten schließlich das große Ziel vom Gewinn von Meisterschaft, Pokal sowie Champions League und mithin die Chance auf eine historische Saison gefährden.

So überraschte es nicht, dass - trotz der Buspanne - auch die Spieler auf ein weiterhin gutes Klima verwiesen. "Wir müssen zweimal gewinnen, dann sind wir Meister, das ist ganz einfach", rechnete Arjen Robben hoch. Jörg Butt bemühte genauso die Mathematik: "Wir wussten vorher, dass wir aus den letzten drei Spielen sieben Punkte brauchen", verdeutlichte der Torwart. "Jetzt müssen wir eben zweimal gewinnen."

Dass sie möglicherweise doch nicht ganz so glücklich mit dem Unentschieden waren, wie sie anschließend glauben machen wollten, hatten die Bayern zuvor durch ihr Verhalten auf dem Feld verraten. In der Schlussphase drängten sie mit solcher Vehemenz auf den Siegtreffer, dass mancher Anhänger um die Defensive zu bangen und ein zweites Gladbacher Tor zu befürchten begann.

Die Gäste hatten es aber vor allem in der ersten Hälfte versäumt, ihre spielerische Überlegenheit auszunutzen. Anders als etwa beim 7:0 eine Woche zuvor gegen Hannover, fehlte es der Mannschaft in Mönchengladbach an der nötigen Effizienz. 72 Prozent Ballbesitz hatten die Statistiker für die Bayern errechnet, doch daraus resultierten zu selten echte Torgelegenheiten - was sich womöglich auch durch die hohe Belastung in den vergangenen Wochen erklärt. Nur der eingewechselte und zuletzt so glücklos wirkende Miroslav Klose traf, er erzielte per Kopf nach Flanke von Philipp Lahm das 1:1 (73.).

"Wir waren die bessere Mannschaft", konstatierte van Gaal, "aber in der zweiten Halbzeit mussten wir mal wieder Gas geben, und wir sind glücklich, dass wir ein Tor schießen konnten." Gladbach-Trainer Michael Frontzeck teilte die Einschätzung des Kollegen, er verneigte sich vor dem Gegner: "Man merkt, dass da etwas gewachsen ist. Sie sind dominant und selbstbewusst, es ist ganz schwer, gegen sie zu spielen. Wir haben mit Leidenschaft, Herz und Disziplin dagegengehalten und hatten vier, fünf ganz gute Tormöglichkeiten."

Die hatte auch die phasenweise instabile Innenverteidigung der Bayern zu verantworten. Deren Mitglieder standen nicht zum ersten Mal in dieser Saison in der Kritik. Doch jetzt, wo es fraglich erscheint, ob Martin Demichelis und Daniel van Buyten das Champions-League-Rückspiel am Dienstag in Lyon bestreiten werden, wird ihr Stellenwert erst richtig deutlich. "Ein Drama", nannte es van Gaal, "dass sie verletzt aus dem Spiel gelaufen sind."

Signal zur Auswechslung kommt zu spät

Demichelis blieb nach der ersten Hälfte nach schwacher Vorstellung in der Kabine, die offizielle Begründung lautete Wadenverletzung. Dieselbe Diagnose erhielt wenig später van Buyten. Nach einem Foul von Bobadilla schleppte er sich zunächst zurück auf das Feld und sah die Gladbacher Führung durch Marco Reus (60.) mit an. Erst danach gab van Buyten das Signal zur Auswechslung.

Van Gaal hofft nun, wenigstens einer der beiden in Frankreich einsetzen zu können. Den zweiten Innenverteidigerposten, so seine Überlegung, würde dann Holger Badstuber einnehmen, hinten links könnte Diego Contento spielen, "und dann bin ich wieder zufrieden".

Van Buytens Chancen auf eine Teilnahme schienen zumindest am Samstag eher schlecht zu stehen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stand er den Reportern Rede und Antwort. Markus Hörwick hat ihn dann aber zum Glück schnell erlöst.

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