FC Bayern verliert Amateure-Trainer:Jonker geht zum Saisonende

Der FC Bayern bot ihm angeblich einen Zweijahres-Vertrag als Trainer der U19 - für den profilierten Jugendtrainer Andries Jonker eigentlich eine reizvolle Aufgabe. Doch der derzeitige U23-Coach wollte aus familiären Gründen mehr Planungssicherheit. Jetzt verlässt er den Klub nach der Saison und sucht eine neue Herausforderung.

Von Ralf Tögel

Andries Jonker wird den FC Bayern München am Saisonende verlassen. Genauer gesagt wird der Niederländer das Angebot des erfolgreichsten deutschen Fußballvereins nicht annehmen: Die Bayern wollten den Trainer der U23, der in der kommenden Saison von Rückkehrer Mehmet Scholl beerbt wird, dem Vernehmen nach als Coach der U19 in das neue Jugendkonzept einbinden, die Vertragsdauer sollte zwei Jahre betragen. Genau das dürfte der Hauptgrund sein, warum Jonker dieses "schöne Angebot", wie er es selbst nennt, nicht annehmen wird.

Jonker verlaesst den FC Bayern Muenchen

Andries Jonker auf einer Pressekonferenz des FC Bayern.

(Foto: dapd)

Der 49-Jährige will längerfristig planen, eine Tochter des dreifachen Familienvaters besucht in München eine internationale Schule und wird in vier Jahren Abitur machen. So lange hätte Jonker, der immer betont hat, wie gut es ihm und seiner Familie beim FC Bayern und in München gefällt, gerne Sicherheit über seine berufliche Situation. Weil aber in der umgebauten Nachwuchsabteilung nach SZ-Informationen für alle leitenden Funktionen zunächst nur Zweijahresverträge geschlossen werden, kann der Verein für den Niederländer offenbar keine Ausnahme machen.

Jugendleiter Werner Kern wird im Sommer in den Ruhestand gehen, seine Nachfolger sind Jörg Butt und Michael Tarnat. Butt, noch zweiter Torwart bei den Profis, wird den organisatorischen Teil übernehmen, Tarnat den sportlichen. Scholl wird U23-Trainer, für die U17 wurde der ehemalige Freiburger Profitrainer Michael Sorg verpflichtet. In diese Reihe illustrer Namen würde sich ein U19-Trainer Andries Jonker bestens einfügen.

Würde. Nun muss Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger für den Trainerposten an dieser wichtigen Schnittstelle zum Profikader einen anderen Kandidaten finden. Denn neben den privaten hat Jonkers Entscheidung auch sportliche Gründe. Der Wunsch nach einer "neuen sportlichen Herausforderung" ist nachvollziehbar, denn vor ziemlich genau einem Jahr übernahm Jonker als Co-Trainer der Profis das Amt des Cheftrainers, nachdem sein Vorgesetzter Louis van Gaal entlassen worden war. Jonker rettete die Saison, indem er die Profis in die Champions-League-Qualifikation führte.

Treuer Van-Gaal-Gefolge

Danach folgte er Hermann Gerland als Coach der U23, der wiederum Jupp Heynckes' Assistent bei den Profis wurde. Jonker übernahm ein heikles Amt: Das Team war soeben aus der dritten Liga abgestiegen und befand sich in einem Umbruch. Mit dem Kader der U23 konnte er sich erst unmittelbar zu Beginn der Vorbereitung beschäftigen, entsprechend holprig gestaltete sich die Saison. Derzeit steht der FC Bayern II auf dem 13. Tabellenplatz der Regionalliga, den Aufstieg soll nun Scholl in der kommenden Spielzeit realisieren.

Schon in der Winterpause hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß angekündigt, dass in die Neustrukturierung der Nachwuchsabteilung kräftig investiert werde. Denn in jüngerer Vergangenheit hatte es kein Talent mehr in den Profikader geschafft, eigentlich die essenzielle Aufgabe der Jugendabteilung. In Jonkers Trainerzeit ist das immerhin Emre Can gelungen, er gehört seit der Winterpause dem Profikader an. Neben der Besinnung auf eigene Talente, gibt es auch Pläne für ein modernes Jugend-Leistungszentrum - ein möglicher Ort wäre das vereinseigene Gelände der ehemaligen Fürst-Wrede-Kaserne im Münchner Norden.

In Jonker verliert der FC Bayern nicht nur einen bekannten Namen, sondern auch Kompetenz im Jugendbereich. Neben zahlreichen Profitrainerstationen arbeitete er viele Jahre als Nachwuchskoordinator beim niederländischen Verband. Zu seinem Dienstantritt bei den Bayern-Amateuren hatte Jonker gesagt, dass er schon wisse, "wie Jugendarbeit geht". Jetzt sagt er: "Selbstverständlich werde ich bis zum letzten Tag 100 Prozent für den FC Bayern München geben." Und: "Noch habe ich keinen neuen Verein."

Wichtig dürfte ihm dabei ein langfristiges Engagement sein. Im Februar noch galt Jonker als aussichtsreichster Kandidat für den Bundesligisten Hertha BSC Berlin, ehe dieser überraschend Otto Rehagel präsentierte. Denkbar scheint auch eine neue Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Chef van Gaal. Der steht noch bis Ende der Saison bei den Bayern unter Vertrag, danach ist er wieder frei für den Markt. Wie sein ehemaliger Assistent: Jonker war unter van Gaal bereits beim FC Barcelona sowie beim FC Bayern Co-Trainer.

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