FC Bayern und 1860:"Ein Signal, dass wir aufeinander zugehen"

Damit der TSV 1860 endlich aufsteigt, tauschen der FC Bayern und die Löwen in der Rückrunde ihre Spielerkader. Ein Gedankenspiel

Markus Schäflein

Liebes Christkind, weil die SZ-Bayernsportredaktion dieses Jahr so brav war und so fleißig Bayernsportseiten produziert hat, schicken wir Dir heute diese Geschichte. Wir finden nämlich, dass es einfach an der Zeit ist, dass wir nicht immer nur über die Sporteignisse und Vereine in Bayern berichten, sondern auch einmal selbst etwas bestimmen. Deshalb schicken wir Dir heute unsere Wünsche, was bitte bald in der Welt des bayerischen Sports passieren soll. Es wäre schön, wenn Du den einen oder anderen davon in Erfüllung gehen lassen könntest.

Frank Ribery

Frank Ribéry macht bereits Werbung für das Projekt Kadertausch.

(Foto: dpa)

Das Bistro der Tankstelle in der Grünwalder Straße war aufgrund der vielen Journalisten und Kamerateams hoffnungslos überfüllt, als Bayern-Präsident Uli Hoeneß und 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer erschienen. "Wir haben diesen Veranstaltungsort bewusst gewählt, weil er genau in der Mitte zwischen den beiden Vereinen liegt", sagte Schäfer. "Das ist ein Signal, dass wir aufeinander zugehen." Hoeneß betonte, er würde 1860 "gerne in der fünften Liga sehen", aber er sehe den Konkurrenten und Arenamieter als "Geschäftspartner, dem wir die Hand reichen müssen".

Auf der Pressekonferenz überraschten die beiden größten Münchner Fußballklubs am Donnerstag mit einer nie dagewesenen Idee. Den von Schäfer sehnlichst erwünschten Mietnachlass wird es zwar nicht geben, dafür helfen die Bayern den Löwen nun auf anderem Weg: Die beiden Klubs tauschen bis zum Saisonende auf Leihbasis ihre kompletten Lizenzspielerkader. Damit soll dem TSV 1860 der Aufstieg in die erste Liga ermöglicht werden.

"Dann können die armen Schlucker vielleicht endlich wieder ihr Essen bezahlen", sagte Hoeneß, der sich um die sportlichen Perspektiven des FC Bayern nicht sorgt. "Wir werden denen das Bayern-Gen schon einimpfen. Wenn wir die Mannschaft punktuell verstärken, sollte der Klassenerhalt kein Problem sein", meinte der Präsident, "andere Ziele haben wir nach der missratenen Hinrunde ohnehin nicht mehr. Und in der Champions League fliegen wir gegen Inter sowieso raus. Wir sind Realisten, im Vordergrund steht jetzt erst einmal der Basketball."

Bei der Deutschen Fußball-Liga herrschte nach Bekanntwerden des Deals Aufregung. "Demnächst tauschen wahrscheinlich Real Madrid und der FC Ismaning ihre Kader", lästerte Ligapräsident Reinhard Rauball. "Aber wir können gegen diese Sache leider nichts machen, juristisch ist alles einwandfrei, uns sind die Hände gebunden."

Bayern-Trainer Louis van Gaal gab zu, "am Anfang nicht so begeistert" von der Idee gewesen zu sein; er setze aber weiterhin auf sein System. "Auch in Zukunft werden wir maximalen Ballbesitz anstreben und die kreierten Chancen minimal nutzen", sagte van Gaal, "wenn das Schweinsteiger und Müller können, werden das Daniel Halfar und Djordje Rakic auch schaffen. Große Namen spielen bei mir keine Rolle."

In der Innenverteidigung erhofft sich van Gaal durch die Zugänge Kai Bülow und Stefan Bell sogar "eine deutliche Verbesserung gegenüber dem bisherigen Personal".

Reiner Maurer, van Gaals Kollege beim TSV 1860, reagierte mit der ihm eigenen Gelassenheit. Er werde "ganz normal weiter arbeiten", sagte er. Der erhöhte Rummel um seine Mannschaft beeindruckt ihn nicht: "Hier bei 1860 ist sowieso immer Unruhe." Was den Aufstieg angehe, werde er sich "auch weiterhin nicht unter Druck setzen lassen", sagte Maurer. "Wir hatten bisher auch schon einen sehr teuren Kader und stehen nicht auf einem Aufstiegsplatz, da sehe ich persönlich jetzt keinen so großen Unterschied, nur weil jetzt ein Ribéry da ist."

Bei den Spielern gehen die Meinungen auseinander. Franck Ribéry, der an der Tankstelle mit einem Löwenbaby Werbung für das Projekt machte, nannte die Pläne "brutal schwachsinnig", betonte aber auch: "Mir ist das egal." Sein Bayern-Kollege David Alaba hingegen freute sich, "weil Talente bei 1860 besser zum Zug kommen". Löwenstürmer Benjamin Lauth betonte, er hoffe, "dass der neue Coach mir das Vertrauen schenkt".

Die Reaktionen der Anhänger fielen in den beiden Vereinen erwartungsgemäß völlig unterschiedlich aus. "Klar wären wir gerne wieder deutscher Meister geworden, aber der Uli Hoeneß hat gesagt, es geht hoid net", fasste Bayern-Fanbeauftragter Raimond Aumann die Meinung der FCB-Anhänger zusammen.

Bei 1860 hingegen ist die Aufregung groß. "Nicht genug, dass wir in der roten Arena spielen müssen. Jetzt beschmutzen die roten Millionäre auch noch unsere blauen Trikots", klagte User Dauerblau im Löwenforum; viele Anhänger fürchten nun einen Ansturm von Erfolgsfans und organisieren einen Arenaboykott.

"Ich kann verstehen, dass unsere Anhänger einen Ribéry und einen Robben nicht sehen wollen", sagte Geschäftsführer Schäfer. "Aber hier geht es nicht um Emotionen, sondern um Vernunft. Der Mannschaftstausch ist - nach dem Ersetzen der Waschfrau durch eine Ex-Wäschereipraktikantin und der Streichung der Lizenzspielerverköstigung mit Nudelgerichten bei Auswärtsfahrten - die unabdingbare dritte Phase in unserem Sanierungsplan."

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