FC Bayern und die Folgen:"Zynischster Verein der Welt"

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Sie fragen deswegen nicht mal höflich an in Dortmund, sie teilen einfach nur mit, dass sie demnächst die fällige Summe von einem ihrer prallen Konten überweisen werden. Kaum eine Woche vorher hatte der Münchner Präsident Uli Hoeneß seine Sorge um die Wettbewerbsgleichheit innerhalb der Bundesliga geäußert und die Hilfe seiner Bayern angeboten - jener Hoeneß, dem nun Steuerbetrug in Millionenhöhe angelastet wird, nachdem er ein Ansehen als moralische Instanz erworben hatte.

So haben die Münchner, die zuletzt viel Achtung für ihr phantastisches Spiel erhalten hatten, kurzerhand den Titel bestätigt, den ihnen vor ein paar Jahren die englische Zeitung Observer verliehen hatte: "zynischster Verein der Welt".

Das Leitmedium "Tagesschau" hat den Themen Mario Götze und Uli Hoeneß am Dienstag große Teile seiner Sendezeit gewidmet. Man könnte meinen, dass diejenigen, die an den Aufregungen im Fußball nicht teilnehmen, geradezu an den Rand der Gesellschaft geraten. Fußball, Fußball, Fußball. In der Politik ist er präsent wie selten zuvor, in diesen Tagen ist er eine Art Staatsschauspiel.

Sämtliche Parteien liefern sich über den Fall Hoeneß einen Streit der Positionen, jeder versucht auf seine Weise, mit dem Thema zu punkten; besonders interessant war es zu verfolgen, wie sich der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer gewunden hat, um weder Hoeneß-Freunde noch Hoeneß-Gegner im Freistaat zu verprellen. Die Kanzlerin Angela Merkel hingegen, die so zielbewusst ihre Enttäuschung über den Steuersünder ausrichten ließ, hat zumindest einen Wähler verloren: Auch Uli Hoeneß ist enttäuscht - von der Kanzlerin.

Es ist kein Widerspruch zu den Wucherungen, die der Fußball hervorbringt, dass just die Bayern mit ihrem überwältigenden Spiel gegen den großartigen FC Barcelona eine Gegendarstellung zum brutalen Bild vom modernen Fußball lieferten. Jene, die eben noch auf die skrupellose Münchner Firma geschimpft hatten, sahen sich verzaubert. Der Zorn über den Götze-Coup wird bald vergehen, er ist bloß ein Stück alltägliche Wirklichkeit im Fußballgeschäft.

Fußball ist im Jahr 2013 ein Konsumprodukt und ein Kommerzphänomen, er ist die Beute von Leuten, die mit ihm glänzen und an ihm verdienen wollen, und manche von diesen Leuten sind reichlich zwielichtig. Aber er ist auch das Spiel, das alle lieben. In Sternstunden lässt er sogar die Illusion einer schönen, heilen Welt entstehen.

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