Später, als die Fernsehkameras aus waren, hat Sven Ulreich dann ein paar klarere Worte gefunden, er fand es "traurig und schade, wenn man von ehemaligen Fans so ausgepfiffen wird". Aber es gehöre anscheinend zum modernen Fußball, "dass man so mit ehemaligen Spielern umgeht", sagte er noch. Doch ein kleiner Gruß an jene Orthodoxengemeinde hinter ihm, die ihn zu seiner VfB-Zeit noch mit "Ulle, Ulle"-Chören gefeiert hatte. Sven Ulreich, auch das gehört ja zur Wahrheit, hat den VfB damals nicht freiwillig verlassen. Als es mit dem gesamten Klub ein wenig abwärts ging, hat auch er in seinem Tor ein bisschen zu wackeln angefangen - bis ihm die damalige sportliche Leitung um Manager Robin Dutt eine Art Misstrauensvotum überbrachte.
Viele haben anschließend den Kopf geschüttelt, als Ulreich sich für die Planstelle hinter Manuel Neuer entschied. Klar, er werde dort in vier Jahren fünfmal Meister oder so - aber könne es einen jungen, kraftstrotzenden wirklich ausfüllen, sich nur im Training und bei Meisterfeiern zu verausgaben? Von vergoldeter Frührente war die Rede - und nun kann sich der vermeintliche Rentner auf einmal seine Zukunft aussuchen. Es gebe "noch keine Tendenz", was er im Sommer mache, sagte Ulreich am Samstagabend. Er findet, dass er sich nun ruhig ein bisschen bitten lassen darf, so wie unter der Woche schon von Heynckes, der die Bayern-Bosse öffentlich aufgefordert hatte, Ulreichs auslaufenden Vertrag zu verlängern.
Ulreich weiß: Nach Spielen wie in Stuttgart steigt sein Marktwert dramatisch an, "und es ist natürlich schon schwierig, wieder auf die Bank zurückzukehren, wenn man so viele Wochen gespielt hat wie ich jetzt". Bei Bayern, das weiß er und das akzeptiert er auch, muss er in jenem Moment auf die Bank zurück, in dem Manuel Neuer wieder in sein Tor heimkehrt.
Gut möglich, dass man Ulreich in der neuen Saison also wieder als Nummer eins in einem Bundesliga-Tor erlebt, allerdings eher nicht beim VfB Stuttgart. Dort hält Ron-Robert Zieler so gut, dass es keinen Bedarf an einem neuen Torwart gibt. Ulreich zurück zum VfB: Nein, das wäre dann doch zu viel "ausgerechnet" gewesen.