Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Überraschendes Ende einer Erfolgsbeziehung

Thomas Wörle hört als Trainer der Bundesliga-Fußballerinnen des FC Bayern zum Saisonende auf.

Von Anna Dreher

Im Mai wäre es fast so weit gewesen, und Thomas Wörle hätte mit dem FC Bayern München das erreicht, was er schon so lange hatte erreichen wollen: den Sieg im DFB-Pokal, zum zweiten Mal als Trainer der Bundesliga-Fußballerinnen. Das Finale wurde erst im Elfmeterschießen entschieden, es war knapp, aber am Ende mussten der 36-Jährige und seine Spielerinnen wieder einmal dem VfL Wolfsburg gratulieren. Aus der Niederlage zog Wörle jedoch auch etwas Positives, denn dieses Ziel blieb ja weiterhin bestehen. Wie auch der Gewinn der Meisterschaft, die Etablierung in der Champions League und die Weiterentwicklung des von vielen Nationalspielerinnen geprägten Kaders. Der FC Bayern und Wörle, das schien eine Liaison auf Dauer zu sein. Am Mittwoch aber gab der FC Bayern überraschend bekannt, dass auch diese Beziehung ein Ende finden wird.

Verein und Trainer haben vereinbart, nach Ende der laufenden Saison getrennte Wege zu gehen und den bis 30. Juni 2019 laufenden Vertrag nicht zu verlängern. Diese Entscheidung sei das Ergebnis einvernehmlicher Gespräche zwischen Wörle und der Leiterin der Frauenfußballabteilung, Karin Danner, heißt es in einer Mitteilung. Und keine Momentaufnahme, sondern vorausschauend für die nächsten Jahre gedacht. Wer auf Wörle als Trainer des derzeitigen Tabellendritten folgt, gab der Verein nicht bekannt. Auch der genaue Grund für diese überraschende Trennung zum überraschenden Zeitpunkt vor gerade einmal dem vierten Spieltag dieses Wochenende wurde nicht genannt. "Ich werde in meiner letzten Saison bis zum letzten Tag alles für den FC Bayern geben, um eine sehr erfolgreiche und sehr schöne Zeit gemeinsam mit meinem Team auch erfolgreich zu Ende zu bringen", wird der ehemalige Zweitliga-Profi zitiert.

Neun Jahre lang prägte der Krumbacher den Frauenfußball beim FC Bayern, nachdem er das Amt von seinem Vater Günther in der Saison 2010/2011 übernommen hatte - und nur zwei Jahre später Pokalsieger wurde. 2015 folgte der Gewinn der deutschen Meisterschaft. Als einer von nur vier Mannschaften in der Geschichte der Liga gelang den Bayern-Frauen dies ohne eine einzige Niederlage. 2016 wiederholte der Klub diesen Erfolg. Unabhängig von personell teils großen Umbrüchen schaffte es Wörle, den FC Bayern als stärkste Mannschaft in der Bundesliga neben dem VfL Wolfsburg zu etablieren. In den Jahren vor und nach den Titelgewinnen rangierte das Team verlässlich auf den vorderen Tabellenplätzen, zudem wurde mit dem zweiten Rang die Qualifikation zur Champions League erreicht. Unter Wörle erlebte der Verein seine bislang erfolgreichste Zeit im Frauenfußball.

Zur neuen Saison, die bis auf eine 0:6-Niederlage gegen Double-Sieger Wolfsburg gut begonnen hat, konnten so viele deutsche Nationalspielerinnen wie noch nie verpflichtet werden - nicht zuletzt wegen Wörle. Bislang war stets der Eindruck entstanden, dass der FC Bayern und er weiter gemeinsam am langfristigen Erfolg des Klubs im Frauenfußball arbeiten wollen. Bis zum Sommer bleibt dafür noch Zeit.

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Quelle:
SZ vom 11.10.2018
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