Bundesliga:Transfer-Fragen begleiten Bayern ins Trainingslager

Arjen Robben und Jerome Boateng 2017 nach dem Champions-League-Spiel Bayern München gegen Real Madrid.

Jérôme Boateng könnte den FC Bayern noch verlassen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern startet an diesem Donnerstag sein Trainingslager am Tegernsee, angeleitet vom neuen Coach Niko Kovac.
  • "Es wird das Jahr der harten Arbeit. Das kann ich nach den Gesprächen mit Niko voraussagen", sagte Klubboss Karl-Heinz Rummenigge der Sport-Bild.
  • Auch Transfer-Fragen beschäftigen den Klub: Sie betreffen Arturo Vidal, Sebastian Rudy und Jérôme Boateng.

Von Benedikt Warmbrunn

Die Erwartungen an den neuen Trainer: riesengroß. Die Temperaturen: so heiß, dass Thomas Müller klagte, dass ihm 30 Grad lieber wären, "wenn ich in den Urlaub fahren würde". Der Sportvorstand: einer, der Sätze formulierte, in denen Wortkombinationen wie "hochsensible Phase" oder "ein hohes Maß an Aufmerksamkeit" vorkommen konnten. So war das, als der FC Bayern zuletzt in ein solides Trainingslager gereist war, im Sommer 2013. Der neue Trainer hieß Pep Guardiola, und der Sportvorstand, das war noch der unverkennbare Matthias Sammer.

An diesem Donnerstag startet der FC Bayern wieder in ein Trainingslager, das ganz traditionell an einem Ort abgehalten wird, die Spieler übernachten in einem Hotel, und der Zweck der Woche ist es tatsächlich, dass der neue Trainer Niko Kovac mit seinen Spielern viel trainieren darf. Und eben nicht, dass die Spieler möglichst viele Werbetermine wahrnehmen.

Vier Jahre lang hatte der Klub in der Vorbereitung lediglich eine Werbetournee absolviert, zweimal in den USA, zweimal in China; auch in diesem Sommer war die Mannschaft zunächst in den Vereinigten Staaten. Mit den wesentlichen Zielen jener Reisen lässt sich das nun startende Trainingslager nicht vereinen, es werden keine potenziell 90 Millionen chinesische FCB-Fans bedient, und für die Anteilseigner des Vereins lassen sich auch keinen sog. neuen Kernmärkte erschließen.

Es ist dafür einfach ziemlich herrlich an diesem Tegernsee.

Keine 60 Kilometer südlich der Säbener Straße wird der FC Bayern nun acht Tage lang trainieren, einige Einheiten sind öffentlich, zum Beispiel an diesem Donnerstag (17 Uhr). Und so wie der frühere Bayern-Spieler Kovac für eine Rückbesinnung auf die vereinseigenen Werte steht, so steht auch das Trainingslager für eine Rückbesinnung auf die Traditionen. Jahrelang gehörten die Tage am Tegernsee fest zum Sommerprogramm, Felix Magath ließ seine Spieler gerne die Stufen auf den 1722 Meter hohen Wallberg hinaufrennen.

Auch Kovac hat sich in seinem ersten Monat in München bereits einen Ruf als Trainer mit einer Vorliebe für intensive Einheiten gemacht. "Es wird das Jahr der harten Arbeit. Das kann ich nach den Gesprächen mit Niko voraussagen. Die Spieler werden auf einem hohen körperlichen Niveau sein und dafür auch manchmal leiden müssen", sagte Klubboss Karl-Heinz Rummenigge stolz der Sport Bild. Kovac selbst versprach, dass er "nicht overloaden" werde, er erklärte auch, was er damit meint: "Wir passen klar auf, haben Kontrollmechanismen." Darin dürfte jedoch eine kleine Drohung stecken, nämlich die, dass der Trainer weiß, wie viel er seinen Spielern an Belastung zumuten kann; und intensiv werde es ja schon werden, sagte Kovac, "das gehört zur Vorbereitung dazu".

Sollte Vidal gehen, bleibt Sebastian Rudy wohl definitiv

Vor dem Start des Trainingslagers sind noch ein paar kleinere Fragen offen, zum Beispiel die, ob Manuel Neuer in seinem Haus am Tegernsee schlafen darf. Oder die, ob Präsident Uli Hoeneß das Team zu einem Grillfest auf dem heimischen Anwesen einlädt. Und dann wären da noch ein paar größere Fragen.

Auf den ersten Blick ist der Sommer des FC Bayern ruhig verlaufen, der einzige Zugang, Leon Goretzka, wurde schon vor Monaten verpflichtet. Goretzka, der an diesem Donnerstag offiziell vorgestellt wird, gilt als der neue Arturo Vidal, weswegen der alte Arturo Vidal, das Original aus Chile, offenbar vor einem Wechsel zu Inter Mailand steht - spekuliert wird über ein abenteuerliches Konstrukt: Vidal verlängert in München, wird für ein Jahr verliehen, und Inter bekommt eine Kaufoption für 2019. Sollte Vidal gehen, bliebe wohl Sebastian Rudy definitiv; die Sport-Bild hatte berichtet, dass RB Leipzig interessiert sei. Leipzigs Trainer Ralf Rangnick dementierte ohnehin gegenüber dem kicker: "Wie soll das für uns darstellbar sein?"

Weiterhin möglich ist dagegen, dass Jérôme Boateng den Klub verlässt, Paris Saint-Germain soll ihn noch nicht aufgegeben haben. Kovac würde gerne mit dem Innenverteidiger arbeiten, musste aber feststellen, dass die Klubbosse die Beziehung zu Boateng overloadet haben; das Verhältnis zwischen Rummenigge/Hoeneß und Boateng gilt als ziemlich angespannt.

Ruhe wird ohnehin erst am 31. August eintreten. Dann endet die Wechselfrist, und mit ihr die Lizenz von Pini Zahavi, dem schillernden Berater von Robert Lewandowski. Zahavi würde seinen Klienten gerne transferieren. Der tz sagte Rummenigge, der Verein wolle "bei Robert auch ganz klar ein Exempel statuieren, um intern wie extern zu zeigen: Bayern München tickt hier völlig anders als andere Klubs, die bei Preis X schwach werden. Wir wollten zeigen: Unsere Tür bleibt zu". Er sprach besonders laut, in der Hoffnung, dass es danach still bleibt.

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