FC Bayern:Liebesgrüße in die Kabine

FC Bayern: Bitte lächeln: Thomas Tuchel am Wochenende bei der Einwechslung von Sadio Mané.

Bitte lächeln: Thomas Tuchel am Wochenende bei der Einwechslung von Sadio Mané.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Sadio Mané ist vor dem DFB-Pokalspiel gegen den SC Freiburg einer von mehreren prominenten Fußballern, die beim FC Bayern zuletzt auf der Bank saßen. Trainer Thomas Tuchel ist gleich in seiner Rolle als Moderator gefragt.

Von Sebastian Fischer

Es gab mal eine Zeit beim FC Bayern, da waren Liebeserklärungen des Trainers an die Spieler etwas so Alltägliches, dass man leicht den Überblick verlieren konnte. Pep Guardiola, Münchner Trainer von 2013 bis 2016, wollte "1000 Dantes", aber Holger Badstuber war "der beste Spieler, den ich je hatte". Sebastian Rode war sein "favourite player" und Joshua Kimmich sogar "fast mein Sohn". Ja, ein Mal sagte Guardiola: "Ich liebe diesen Jungen!"

Thomas Tuchel ist erst seit gut einer Woche Bayern-Trainer, jegliche Vergleiche mit seinen Vorgängern sind selbstverständlich verfrüht. Aber ein wenig hat er sich am Montagmittag auf die vom Spanier damals ausgelegten und seither legendären Pfade begeben, zumindest rhetorisch. Gefragt nach João Cancelo - übrigens im Winter von Manchester City ausgeliehen, weil er dort vom Trainer Guardiola nicht mehr eingesetzt wurde -, sagte Tuchel: "Ich liebe Cancelo. Ich liebe João." Zu einem späteren Zeitpunkt erklärte er: "Das Wichtigste ist, dass ich meine Mannschaft liebe."

Einer der Gründe, warum sich die Vorstände des FC Bayern zur in ihrem Ablauf immer noch umstrittenen Hauruck-Entlassung von Julian Nagelsmann entschlossen haben, war bekanntlich die Kompetenz und Erfahrung von Tuchel im Umgang mit anspruchsvollen Fußballern, besonders erprobt in seiner Zeit bei Paris Saint-Germain. In München hat er nun gegen Borussia Dortmund sein erstes wichtiges Spiel gewonnen, die nächsten folgen unmittelbar, an diesem Dienstag gegen den SC Freiburg im DFB-Pokal-Viertelfinale, am Samstag in Freiburg in der Liga, drei Tage danach bei ManCity und Guardiola im Viertelfinalhinspiel der Champions League. Und seine in Paris erworbenen Kompetenzen sind längst gefragt.

Cancelo zum Beispiel wurde am Samstag gegen Dortmund erst spät eingewechselt und war darüber sichtlich unzufrieden, was womöglich auch zum besonders euphorischen Lob in der Pressekonferenz beitrug. Tuchel zählte die Stärken des Portugiesen auf. Und er sagte: "Wir werden ihn brauchen."

"Er sucht sich beim FC Bayern immer noch selbst", sagt Kahn über Mané

Auch Sadio Mané kam gegen den BVB zum wiederholten Male erst in der zweiten Halbzeit von der Bank, weshalb bei seinem sonntäglichen Besuch bei Sky auch Vorstandschef Oliver Kahn über ihn sprach (als er gerade ausnahmsweise nicht zur Chronologie der hauruckartigen Nagelsmann-Entlassung Stellung bezog). "Er sucht sich beim FC Bayern immer noch selbst", sagte Kahn über den Senegalesen, der seit seinem mit Pauken und Trompeten präsentierten Transfer vom FC Liverpool im vergangenen Sommer noch nie über mehrere Wochen hinweg überzeugte. Besonders nach seiner Rückkehr von einer Verletzungspause, die ihn die WM-Teilnahme kostete, sucht er seinen Rhythmus. "Wie jeder Spieler in diesem Kader ist er in einer Konkurrenzsituation. Das kennt er so nicht", sagte Kahn, und: "Er ist schon ein Spieler, der das braucht, mit dem man sich viel beschäftigen muss."

Tuchel nahm die Vorlage auf und erklärte auf Nachfrage, dass Wichtigkeit und Qualität Manés außer Frage stünden. "Es geht um Vertrauen, um ein bisschen Geduld, um zurück in den Flow zu kommen", sagte er. Meistens helfe sensiblen Stürmern ein Tor, um die Freude am Job zu erhöhen: "Da sind wir gerade dran."

Die Botschaft des Trainers war so banal wie unmissverständlich: Jeder ist wichtig. "Es ist mit Sicherheit klar, dass wir nicht mit einer Stammelf durch die nächsten Wochen kommen", sagte Tuchel. "Wir müssen jetzt einfach schauen, dass wir in der Kürze der Zeit so viele wie möglich ranführen, als Gruppe gemeinsam wachsen und schnell an unser Top-Level kommen." Gelobt hat er auf entsprechende Nachfragen am Montag übrigens außerdem Jamal Musiala, Benjamin Pavard, Leroy Sané - und in höchsten Tönen Christian Streich, den Trainer des Gegners SC Freiburg.

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