Supercup:Es riecht nach einer Fortsetzung der Tyrannei

Supercup: Die erste Trophäe der Saison: Manuel Neuer stemmt den Supercup.

Die erste Trophäe der Saison: Manuel Neuer stemmt den Supercup.

(Foto: Annegret Hilse/Reuters)

Nur gegen Ende wird es knapp: Der FC Bayern sichert sich nach einem lange Zeit einschüchternden Auftritt den Supercup. Nach dem Abschied von Robert Lewandowski deutet sich gegen Leipzig kein Sturmproblem an.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Im ersten Pflichtspiel nach dem Abschied von Mittelstürmer Robert Lewandowski hat der FC Bayern jeden Verdacht auf Phantomschmerz für ausgeschlossen erklärt. Der deutsche Meister siegte beim DFB-Pokalsieger RB Leipzig mit 5:3 (3:0) - und gewann damit zum zehnten Mal in seiner Geschichte den deutschen Supercup.

Die Nachricht war jedoch weniger der Sieg, sondern dass der FC Bayern die Partie gegen lange Zeit biedere Leipziger zumindest zu Beginn von A bis Z dominierte. Erst in der zweiten Halbzeit gelang es den Leipzigern, die Herrschaft der Bayern infrage zu stellen; der Anschlusstreffer zum zwischenzeitlichen 3:4 durch Dani Olmo gelang erst in der 89. Minute, zum Endstand traf Leroy Sané in der Nachspielzeit (90.+8). Unter den Torschützen der Bayern war auch Sadio Mané, der als einziger Zugang in der Bayern-Startelf stand. Für RB Leipzig war es die zweite empfindliche Pleite innert zehn Tagen. Am vorvergangenen Donnerstag hatten die Leipziger gegen den FC Liverpool mit 0:5 verloren.

In den Stunden vor dem Spiel hatten diverse Spekulationen um Leipziger Personalien für Aufregung gesorgt. Der TV-Sender Sky berichtete, RB Leipzig verhandele im Rahmen der vom Kicker unlängst als "Posse" qualifizierten Suche nach einem Sportdirektor mit Max Eberl. Die Bild-Zeitung konterte umgehend, Eberl habe abgesagt; RB Leipzig hielt sich bedeckt. Der Zugang von Linksverteidiger David Raum (TSG 1899 Hoffenheim) wiederum war auch am Samstag noch nicht perfekt; wie weit die Verhandlungen mit dem Nationalspieler gediehen sind, ließ sich aber allein daran ablesen, dass der bisherige RB-Linksverteidiger Angelino nicht mal mehr im Kader zu finden war. Er war nach Angaben des Klubs freigestellt worden, um Verhandlungen mit einem anderen Verein zu führen.

Der vom FC Bayern München umschwärmte und zuletzt überaus wechselwillige Konrad Laimer hingegen stand in der Startelf von Domenico Tedesco; ein Wechsel steht weiterhin zur Debatte. Der Rest des Supercup-Präludiums war ein Pfeifkonzert der Leipziger Fans gegen Julian Nagelsmann. Der heutige Bayern-Trainer war bis zum Sommer 2021 noch in Leipzig angestellt, er wechselte für etwa 20 Millionen Euro Ablöse nach München.

Bayerns Dominanz in der ersten Halbzeit war erdrückend

Was Nagelsmann sah, dürfte dagegen sein Wohlgefallen gefunden haben. Der Ball wanderte mit guter Geschwindigkeit durch die Reihen seiner Bayern. Die Leipziger hatten sich offenkundig vorgenommen, den Bayern die Initiative gar nicht erst streitig zu machen, um dann über sogenannte Umschaltmomente Torgefahr heraufzubeschwören. Weder ging dieser Plan auf, noch war zu erkennen, wie sich die Leipziger die Defensivarbeit bei Ballbesitz der Münchner vorgestellt hatten. Kevin Kampl war im defensiven Mittelfeld neben dem bedrückt wirkenden Laimer überfordert, Rechtsfuß Benjamin Henrichs als Linksverteidiger ebenso, Stellungsfehler nach Standards taten ihr Übriges, um den Bayern eine kommode Führung zu ermöglichen: Zur Halbzeit stand es bereits 3:0.

Das erste Lächeln zauberte der zum wiederholten Male faszinierende Jamal Musiala auf die Gesichter der Münchner. Nach einer Ecke landete der Ball im Strafraum bei der phantasievollen Offensivkraft, weil die Leipziger den Ball nicht geklärt bekamen, Innenverteidiger Lucas Hernández nachsetzte und den Ball - unter Beteiligung von Laimer - zu Musiala spitzelte (14. Minute). Wenig später landete dieser zwar im Netz der Münchner, doch der ansonsten überaus unauffällige Schütze Christopher Nkunku stand im Abseits.

Ansonsten rissen die Bayern den Ballbesitz an sich, entwickelten Spielfreude und kamen durch Mané zum verdienten zweiten Treffer. Nach einer schönen, raumgreifenden Kombination kamen die Bayern hinter die Abwehrkette der Leipziger; Serge Gnabry legte zum Abschluss den Ball quer auf den sechs Meter vorm Leipziger Tor völlig frei stehenden Mané (31.). Das 3:0 für die Bayern folgte wieder nach einer Ecke, die im Grunde jeden Leipziger auf dem falschen Fuß erwischte. Es traf Rechtsverteidiger Benjamin Pavard nach Vorlage von Musiala (45.).

Leipzig wurde in der zweiten Halbzeit deutlich stärker

Leipzigs Trainer Domenico Tedesco ließ seine Startelf nach der Halbzeitpause fünf Minuten gewähren - und brachte erst danach Dani Olmo für Emil Forsberg sowie André Silva für Kevin Kampl. Das sorgte umgehend für eine Revitalisierung der Leipziger. Silva führte sich mit einem Kopfball an die Unterkante der Querlatte ein (56.), danach traf Marcel Halstenberg - ebenfalls nach einer Ecke und per Kopf - ins Tor (61.). Das keimende Gefühl, es könnte sich so etwas wie ein Spiel entwickeln, erstickten die Bayern aber nur fünf Minuten später mit einem Konter, der so zielstrebig und rasch gefahren wurde, wie es sich die Leipziger wohl anfangs für sich selbst gewünscht hatten. Den Schuss von Thomas Müller konnte Peter Gulacsi noch abwehren, den Abpraller jagte Serge Gnabry dann jedoch zum 4:1 ins Netz (66.). "Deutscher Meister wird nur der FCB", lautete der Kommentar der Anhänger im FC-Bayern-Block.

Gleichwohl: In der 77. Minute verkürzte Nkunku per Strafstoß, zuvor hatte Pavard Dani Olmo am Strafraumrand von den Beinen geholt. Und in der 89. Minute traf Olmo selbst zum 3:4, mit einem Schuss in die kurze Torwartecke aus 14 Metern. Das aber trug sich zu, als Bayern-Trainer Nagelsmann schon begonnen hatte, anderen Zugängen wie Matthijs de Ligt, Ryan Gravenberch und Nouassir Mazraoui zwecks Integration Minuten zu schenken, auch Coman und Sané durften spielen. Und es änderte nichts am Gesamteindruck: Es steht eine Fortsetzung der Tyrannei des Rekordmeisters ins Haus - wenn der FC Bayern nicht die Konzentration verliert wie in der zweiten Halbzeit. Es war Sané, der das unterstrich, indem er in der achten Minute der Nachspielzeit ein Solo mit dem Treffer zum 5:3 abschloss.

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