FC Bayern steht im Champions-League-Finale:Gierig auf den ganz großen Triumph

Arjen Robben Bayern Barcelona Champions League, Fußball

Entledigte die Bayern mit seinem 1:0 aller Sorgen: Arjen Robben

(Foto: REUTERS)

Der FC Bayern zerlegt den FC Barcelona auch im Rückspiel mit aller Finesse und erreicht das Finale der Champions League gegen Borussia Dortmund. Bemerkenswert ist, welche Dringlichkeit das Team ausstrahlt, endlich den großen Titel zu gewinnen. Locker lassen die Spieler nicht einmal nach dem Schlusspfiff.

Von Jonas Beckenkamp, Barcelona

Was nach außen so funkelnd daherkommt, ist im Inneren ein rechter Kabelverhau. Das Camp Nou in Barcelona sollte jeder gemeine Fußballfan einmal besucht haben, wenn es ihm mit den Kathedralen der Zunft heilig ist - doch ganz tief drinnen, in den Katakomben, wo die Spieler sich mit den Berichterstattern zum Plausch begegnen, herrscht das Ambiente eines entkernten U-Bahn-Schachts.

Unter halb verputzten Schläuchen und Drähten standen nach diesem seltsam stressfrei verlaufenen Spiel gegen Barcelona die Münchner Final-Einzügler und gaben Auskunft über ihren Alkoholkonsum.

Er habe noch gar keine Zeit gehabt für ein Bier, sagte Mario Mandzukic, der als Erster aus der Dusche huschte. Im Gegensatz zu Manuel Neuer, der offen einräumte, dass "es schon ein Bierchen" gegeben habe. Und Thomas Müller, ganz bayerischer Biergenießer, erklärte: "Zwei habe ich getrunken, ab dem dritten wird's gefährlich."

Gründe für derlei Feierabendgestaltung gab es ja genug: Die Bayern hatten die einst so automatisch brillierenden Fußballroboter aus Barcelona auch in der zweiten Partie völlig dominiert. 3:0 (0:0) prangte es auf der Anzeigetafel der Arena. 7:0 stand es insgesamt in diesem Halbfinale. Gegen Barça, wohlgemerkt. Nicht gegen den FSV Schnabelwaid aus der Kreisliga. "Ich muss mich fast zwicken! Wir haben hier 3:0 gewonnen gegen die beste Mannschaft der Welt, das Hinspiel 4:0! Das ist unglaublich," jubilierte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.

Ob die bemitleidenswerten Katalanen weiterhin die Besten des Erdballs sind, sei dahingestellt - aber wie die Münchner an diesem lockerleichten Abend ins Finale spazierten, war bemerkenswert. Dass Barcelona durch den Ausfall von Lionel Messi quasi schon vor Anpfiff geschlagen schien: geschenkt. Gegen diese Bayern hätten wohl auch vier Messis und ein paar Fußballgötter nicht gereicht. Von der ersten Sekunde des Spiels an stülpte die Elf von Jupp Heynckes den hilflosen Gastgebern einfach ihre totale Entschlossenheit über. Das Motto der Bayern: Mia san mia - da könnt ihr noch so "mes que un club" sein.

3:0, 4:0, 5:0? Was soll's!

Was im Hinspiel noch wie ein Akt kräftiger Vehemenz wirkte, veredelten der hochkonzentrierte Franck Ribéry, der strategisch perfekte Bastian Schweinsteiger und all die anderen fleißigen Arbeiter diesmal mit unbändiger Präzision und Klasse. Heynckes selbst wusste, wie diese Leistung zustande kam: "Wir sind eine Mannschaft, die einen großen Zusammenhalt hat. Wir arbeiten überragend zusammen und haben großen Hunger nach Erfolg."

Es passte eben alles zusammen, so sehr sogar, dass Arjen Robben wieder mal ein typisches Robben-Tor erzielen durfte (48. Minute): Dribbling, nach innen gezogen und mit links ab in den Giebel. Doch das reichte diesen übergierigen Bayern nicht. Als sich Barça längst aufgegeben hatte, folgten ein Eigentor von Piqué (72.), sowie ein Kopfballtreffer von Müller (76.) - es war beinahe grotesk, wie verbissen die Münchner einfach weiteren Treffern hinterherjagten.

3:0, 4:0, 5:0? Was soll's, ist ja nur Barcelona. Immer nach vorne ging es, immer mit Plan, immer mit Haltung und endlosem Drang. "Wir haben sensationell gegen den Ball gespielt und sind auch nach der Führung noch gelaufen wie verrückt," stellte Müller fest.

Der Münchner traf diese bis ins Mark durchdringende Demonstration seiner Mannschaft damit auf den Kopf. Was die Bayern so stark macht, ist ihre Überzeugung, ihr Wille und ihr Fokus auf diesen einen verdammten Titel, die Krone Europas. "Wenn man so dominant spielt, ist man nur noch stolz, ein Teil dieser Mannschaft zu sein," sagte schließlich sogar Robben, der sonst nicht immer zu den selbstlosesten Teambuildern gehörte.

Und so blieb vor lauter Siegeshunger auf die Champions League selbst in dieser magischen Nacht keine Gelegenheit für mehr als ein paar schnell heruntergekippte Kaltgetränke. "In der Kabine war es verhältnismäßig ruhig," sagte Kapitän Philipp Lahm mit gewohnter Nüchternheit, "vielleicht wird es ja jetzt auf der Heimfahrt noch etwas euphorischer."

Das deutsch-deutsche Jahrhundertfinale gegen Dortmund spukt bereits in den Köpfen herum, das war zwischen den herumbaumelnden Kabeln im Kabinentrakt des Nou Camp zu spüren - und bevor das Spiel aller Spiele am 25. Mai in London nicht gewonnen ist, werden diese Bayern wohl keinen Zentimeter nachlassen.

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