Es ist gerade einmal zwei Wochen her, dass Mark van Bommel der SpVgg Greuther Fürth ein schönes Kompliment gemacht hat. Gerade eben hatte sein Team den Aufsteiger mit 2:0 besiegt, da sagte der Trainer des VfL Wolfsburg, dass es wahrscheinlich nicht allzu viele Mannschaften geben werde, die in dieser Saison im Fürther Ronhof drei Punkte holen. Van Bommel ließ zwar offen, ob er damit vielleicht auch die Fürther selbst gemeint hatte. Es war aber davon auszugehen, dass es einfach ein ziemlich netter Satz war, den van Bommel da loswerden wollte.
Am Freitagabend war es dann der Trainer Julian Nagelsmann, der sich brav einreihte und den Fürthern nach dem Spiel Mut zusprach, indem er ankündigte, dass sie bestimmt "noch einige Punkte holen" werden, "wenn sie immer so auftreten wie heute". Auch das war zwar ein ziemlich netter Satz, in den vorangegangen 90 Minuten war Nagelsmanns Mannschaft aber ganz und gar nicht nett gewesen. Der FC Bayern hatte sich herausgenommen, sich einfach nicht um van Bommels Worte zu scheren und das Spiel im Ronhof 3:1 zu gewinnen.
Für die Fürther bedeutet das: Sie bleiben Letzter und warten nach wie vor auf ihren ersten Sieg. Als Trainer Stefan Leitl seinen Spielern hinterher trotzdem "ein großes Kompliment" machte, da konnte man ihm nur zustimmen. Ja, Fürth hatte sich wacker geschlagen. Und ja, Fürth kann, wie Leitl sagte, "auf dieser Leistung aufbauen". Dennoch konnte man sich eines Eindrucks kaum erwehren, wenn man am Freitagabend auf der Tribüne saß: Leitls Mannschaft ist, wenn man so will, Gast auf einer Party, die eigentlich über ihren Verhältnissen ist.
In den nächsten Wochen kommen Mannschaften, gegen die die SpVgg punkten könnte
Nein, man kann den Fürthern nicht unterstellen, dass sie sich durch den Nebeneingang reingeschlichen haben, um auf der Party mit den Reichen und Schönen zu tanzen. Sie haben ihre Eintrittskarte schon rechtmäßig erworben, doch zu behaupten, dass sie so richtig dazugehören, das würde es auch nicht treffen. Sie stehen eher am Rand rum, die anderen Partygäste sind alle ein bisschen besser angezogen, und die Getränke sind auch sündhaft teuer. Die Fürther versuchen zwar, das Ganze zu genießen; gleich wieder zu gehen, das kommt ja auch nicht in Frage - aber insgeheim wissen sie doch, dass sie hier eigentlich keinen Platz haben.
Um trotzdem ein bisschen mitreden zu können, brachten sich die Franken am Freitagabend in eine besondere Stimmung. Einen Tag nach ihrem 118. Geburtstag warfen sie sich mit einem eigens für diesen Anlass angefertigten Hemd in Schale, das Flutlicht brannte, und die Partygäste auf der Tribüne beklatschten nicht nur jeden gewonnenen Zweikampf und jede Ecke (wovon es gerade in der ersten Hälfte einige gab) - sie applaudierten auch bei jedem Schuss, bei dem der Münchner Torwart Manuel Neuer eingreifen musste (wovon es in den gesamten 90 Minuten eher wenige gab).
Die Fans haben sich da was überlegt: Doch am Ende fuhr die Münchner Titanic am Fürther Eisberg vorbei.
(Foto: Wolfgang Zink/Zink/imago)Der Enthusiasmus von Fans und Mannschaft reichte zwar aus, um den Bayern ein borstiger Widersacher zu sein - in allzu große Verlegenheit brachten die Fürther die Prominenz aus München aber nicht. Immerhin reichte es nach den Toren durch Thomas Müller (10.), Joshua Kimmich (31.) und Sebastian Griesbeck (68., Eigentor) zu einem Ehrentreffer von Cedric Itten (87.).
Später meinte Leitl, er hoffe, "dass wir diese Leistung in den kommenden Wochen stabilisieren können und vielleicht noch einen Schritt machen". Denn dann, darauf zielte Fürths Trainer ab, "kommen Mannschaften, gegen die wir punkten können". Fürths nächster Gegner heißt Köln, dann stellt sich der VfL Bochum im Ronhof vor. Für Leitls Team eine Chance, van Bommels Worten Taten folgen zu lassen.