FC Bayern siegt 3:0:Widerspruch zwecklos

Beim 3:0 gegen Maccabi Haifa krempelt Bayern-Trainer van Gaal wieder seine Offensive um. Der Leidtragende ist diesmal Gomez, auch Ribéry schmeckt eine Entscheidung nicht.

Andreas Burkert, Tel Aviv

Bastian Schweinsteiger schaute recht frisch aus, als er vor dem Anpfiff in Tel Aviv mit seinen Bayern Aufstellung nahm fürs obligatorische Gruppenfoto. Dabei war er am Morgen des Spieltages sehr früh geweckt worden, abrupt dazu und deutlich vor seiner Zeit, wie live in der hiesigen Radiostation Kol Rega zu hören war. Zwei Scherzkekse des Senders riefen im Münchner Quartier an der Strandpromenade Tel Avivs an - und wurde vom vermutlich ebenfalls noch nicht wachen Portier tatsächlich zu ihm durchgestellt.

"Is this Bastian Schweinsteiger von Bayern Munich", hörte der deutsche Nationalspieler aus dem Hörer und stellte seine Englischkenntnisse unter Beweis: "Yes?!" Rund eine Minute haben sie dann auf ihn eingeredet, die Bayern mögen es abends gegen Haifa bitte nicht so hoch ausfallen lassen, "ein 1:0 oder 2:0 reicht". - "Yes, okay", sagte Schweinsteiger schließlich und legte auf.

Schweinsteiger hat den Vorfall ganz sicher nicht seinem Vorgesetzten gemeldet, denn Louis van Gaal hätte ihn wohl dann nicht aufgestellt. Der neue Trainer des FC Bayern lässt ja nichts durchgehen an kleineren Unpässlichkeiten oder gar Formdellen, dies hat er auch bei seiner Aufstellung für Tel Aviv klargemacht: So erlebte der 35 Millionen Euro teure Stürmer Mario Gomez die Hymne der Königsklasse überraschend auf der Ersatzbank - van Gaal setzte in der Offensive auf jenes Quartett, das in Dortmund (5:1) die zweite Hälfte 4:0 gewonnen hatte: Olic als einzige Spitze, dahinter erstmals von Beginn die hochwertige Flügelzange mit Arjen Robben und Franck Ribéry sowie der letztjährige Fußballamateur Thomas Müller.

"Die Spieler wissen, dass ich entscheide", hatte van Gaal noch am Montag mit Genuss geantwortet, als er auch von Israelis nach dem Dauerthema Ribéry und dessen Rückkehr in die Startelf gefragt worden war. Nun, Ribéry empfahl sich in Dortmund mit seinem Tor und zur Schau gestellter Zuneigung zum Trainer, er durfte beginnen. Und den Jüngling Müller, 20, dem gleich zwei Treffer gelungen waren, feiert van Gaal zu Recht und ausdauernd als Entdeckung. Gut und schön, aber hatte Gomez nicht in Dortmund ebenfalls getroffen und somit bereits fünf Pflichtspieltore erzielt?

Ja, doch, hat er, aber van Gaal legt offenkundig nicht nur die Statistik seinen Entscheidungen zugrunde. Gomez hatte ja samstags auch einige schwere Stockfehler begangen. Gleiches galt für van Gaals Landsmann Edson Braafheid, dessen fehlerreiches Wirken allein die Offensive mit ihren Toren übertünchte - in Tel Aviv saß er beim Anpfiff in Gomez' Nähe, für ihn verteidigte Danijel Pranjic. Und zu Hause schwitzen übrigens weiterhin Luca Toni und Miroslav Klose, sie wissen genau, dass sie sich für van Gaal in Form bringen müssen.

In München regiert demnach das Leistungsprinzip wie lange nicht mehr, was aufrichtig schuftende Arbeitnehmer erfreuen wird. Und so sah man in Tel Aviv Müller und Schweinsteiger nach Ballverlusten, die sie sich durchaus leisteten, stets hastig nach hinten rennen. Niemand weiß ja, wen es als nächsten erwischt. Gegen Haifa war Ribéry nach einer Stunde reif, van Gaal hält ihn eben nicht für fit für 90 Minuten.

Ribéry schlich bedient und grußlos zur Auswechselbank, aber er wird wissen: Widerspruch zwecklos. Kurz darauf leistete sich zwar Gomez, für Ribéry eingewechselt, bei seinen ersten Ballkontakt einen Stockfehler vor dem Tor von Maccabi. Aber van Buyten staubte ab zum befreienden 1:0, ehe kurz vor Schluss zweimal welcher Bayern-Spieler erhöhte auf 3:0?

Natürlich Müller.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: