FC Bayern siegt 1:0 in Nürnberg:Schlau gedoubelt in Richtung Titel

Beim knappen Sieg in Nürnberg kultiviert der FC Bayern seinen Ergebnisfußball und rückt in der Meisterschaft bis auf drei Punkte an Borussia Dortmund heran. Die Münchner haben ihre Ziele nun wieder selbst in der Hand - der direkte Vergleich am 11. April rückt in den Rang eines Endspiels um den Titel.

Maik Rosner, Nürnberg

Manuel Neuer rannte in die Arme der Ersatzspieler, auf der anderen Seite strömten die übrigen Bayern-Profis vor der Fankurve zusammen und herzten den Torschützen Arjen Robben. Meisterlich geknuddelt wurde allerorten, und vieles erzählte in jenen Szenen von der Anspannung, die in dieser 69. Minute entwichen war genauso wie von der Freunde, es nun selbst wieder richten zu können.

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Zufrieden über den eigenen Ergebnisfußball: Arjen Robben (links) und Holger Badstuber.

(Foto: AFP)

Es hätte auch noch anders kommen könnnen, kurz vor Schluss, als Torwart Neuer bei Almog Cohens Schuss aus 30 Metern eine verunglückte Faustabwehr einstreute und der Ball gegen die Latte sprang. Doch wenig später bestand Gewissheit, dass der FC Bayern wieder selbst darüber entscheiden kann, an wen der Titel vergeben wird.

Durch den 1:0 (0:0)-Sieg beim 1. FC Nürnberg haben die Münchner den Abstand auf Meister Borussia Dortmund auf drei Punkte verkürzt. Mit einem Sieg beim Titelverteidiger am 11. April könnten sie vorbeiziehen, der besseren Tordifferenz sei Dank. Der direkte Vergleich rückt nun in den Rang eines Endspiels um den Titel. "Das Thema Meisterschaft steht und fällt mit dem Spiel in Dortmund", sagte Thomas Müller, verzichtete aber auf Prognosen: "Die Rechnung ist einfach, die Umsetzung nicht so."

Es ist tatsächlich eine ziemlich simple Kalkulation, und in diese sind neben dem 11. April noch fünf weitere Fallstricke eingebaut. Gewinnen die Münchner alle ausstehenden sechs Ligaspiele, dürften sie mit dem Titel belohnt werden. Doch neben dem zehrenden Fernduell versuchen die Bayern ja auch noch in schneller Abfolge das Finale der Champions League zu erreichen.

Bereits am Dienstag steht das Viertelfinal-Rückspiel gegen Olympique Marseille auf dem Programm, nach dem 2:0 am vergangenen Mittwoch in Südfrankreich ein vergleichsweise entspanntes Wiedersehen. Vom ziemlich sicher folgenden Treffen mit Real Madrid kann das nicht behauptet werden, zumal die Bayern bis Ende April in jeder Woche in drei Spielen bestehen müssen.

"Es ist ganz, ganz schwierig", prustete Torschütze Robben, das habe man in diesem engen Spiel in Nürnberg wieder gesehen, "man hat einfach nicht alle Kräfte". Auch Müller, Fernsehzuschauer beim Dortmunder 4:4 gegen Stuttgart am Freitagabend, traut der Hochrechnung noch nicht. Allein schon wegen der hohen Belastung, die Trainer Jupp Heynckes mit Rotation zu mildern versucht.

Vor allem aber, weil der BVB auch gegen den VfB die bessere Mannschaft gewesen sei, befand Müller, zu steilen Thesen bestehe deshalb kein Anlass. "Wir lassen die großen Reden jetzt sein und schauen, dass wir erstmal große Leistungen bringen", sagte Müller. "Schlau spielen", empfahl Robben, sei nun das Rezept der Wahl.

"Wer solche Spiele gewinnt...“

Die Zurückhaltung nach dem Spiel erinnerte an die Dortmunder, die sich lange beharrlich geweigert hatten, über die mögliche Meisterschaft zu reden. Die immer gleichen und nervenden Frage-keine-Antwort-Spielchen hatten sich darum entsponnen, mehr als ein paar Sticheleien von beiden Seiten gab das aber nicht her. Die Zeit der großen Sprüche sei vorbei, sagte Bastian Schweinsteiger nach seinem zweiten Teilzeiteinsatz, der diesmal wichtige Impulse für den siebten Erfolg in Serie brachte, "es bringt nichts, etwas in Richtung Dortmund zu sagen. Die spielen seit zwei Jahren fantastischen Fußball. Dortmund ist ein sehr starker Konkurrent."

Es verwunderte nicht, dass das Frage-Antwort-Spiel von Nürnberg ebenfalls nichts Spektakuläres hervorbrachte. "Wer solche Spiele gewinnt...", wurde Robben aufgefordert zu vervollständigen. "Jaja", lachte der Niederländer nach seinem elften Saisontor, er wisse schon, worauf das jetzt hinauslaufen solle: "Das sind Meisterschaftsspiele, aber davon hat Dortmund auch schon einige gehabt in den letzten Wochen." Auch in dieser Hinsicht holen die Bayern auf. Wettbewerbsübergreifend war das mühsam errungene 1:0 in Nürnberg schon das vierte knapp gewonnene Spiel hintereinander. Schlau gedoubelt.

Ausschlaggebend war diesmal die Steigerung in der zweiten Halbzeit durch die Einwechselungen anfangs geschonter Kräfte. Neben Schweinsteiger belebte vor allem Franck Ribéry die bis dahin überschaubaren Offensivbemühungen deutlich. Seinen noch abgewehrten Versuch brachte Robben im Nachschuss im Tor unter, was bei den Nürnbergern für viel Verdruss sorgte. "Wir haben sehr engagiert gespielt und uns wieder nicht belohnt", klagte Innenverteidiger Philipp Wollscheid.

Erschwerend hinzu kamen die Siege der meisten Konkurrenten. Nach vier Niederlagen in Folge ist die Abstiegsregion wieder ziemlich nahe gerückt, am kommenden Samstag geht es ohne den gesperrten Wollscheid zum SC Freiburg. Der im Winter verpflichtete Adam Hlousek fällt mit einem Kreuzbandriss bis weit über das Saisonende hinweg aus.

Trainer Dieter Hecking sieht immerhin den Vorteil, dass sie sich auskennen beim FCN mit ernsten Lagen. "Die Situation ist uns ja nicht unbekannt. Wir wussten vom ersten Spieltag an, dass wir in so eine Situation kommen können", sagte Hecking. Und Markus Feulner stellte bereits eine Hochrechnung auf, wie der "Club" um das Alleinstellungsmerkmal "Rekordabsteiger" herumkommen könnte. "Wir müssen dran bleiben, weiter diese Leistung zeigen, dann werden wir irgendwann belohnt. Uns fehlen zwei Siege zum Klassenerhalt", meinte Feulner. Er hat früher beim FC Bayern und in Dortmund gespielt.

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