Süddeutsche Zeitung

FC-Bayern-Sieg gegen Rom:Spaziergang im Herbst

Der FC Bayern zieht dank eines souveränen 2:0 gegen den AS Rom frühzeitig ins Achtelfinale der Champions League ein - und verbessert eine historische Klubmarke. David Alaba droht eine längere Pause.

Die Sprechchöre fielen diesmal aus. Zuletzt hatte das Münchner Publikum den Einsatz ihres Lieblings-Mittelfeldspielers Franck Ribéry lautstark bei Trainer Pep Guardiola angemeldet (Ribbery, Ribbery, Ribbery), diesmal betrat Ribéry den Platz ohne Huldigungen. Er stand in der Startelf. 90-minütige Diensteinsätze von Franck Ribéry waren bis zuletzt ein seltenes Naturschauspiel.

Guardiola hatte es sich zuletzt ja wiederholt erlaubt, seinen Mittelfeldwirbler erst im späteren Spielverlauf einzuwechseln, wenn der Gegner sich müde verteidigt hatte. Vor der Champions-League-Übung gegen den AS Rom tauchte Ribérys Name dann plötzlich in der Startformation auf, erst zum zweiten Mal überhaupt im laufenden Saisonbetrieb. Der Niederländer Arjen Robben war vor der Partie mit akutem Magen-Darm-Infekt wieder nach Hause gefahren. Der Stürmer hatte seine Mitspieler aber wohl nicht nachhaltig angesteckt, der FC Bayern lenkte die Partie entspannt ins Ziel und gewann 2:0 (1:0).

Dank des vierten Sieges im vierten Gruppenspiels meldeten sich die Münchner zudem verbindlich als Gruppensieger für das Achtelfinale an, so früh wie noch nie in ihrer Klub-Historie. Wobei die Römer zunächst deutlich mehr Gegenwehr zeigten als beim denkwürdigen 1:7 im Hinspiel.

Guardiola verzichtete gegen den AS Rom neben Robben und Thomas Müller notgedrungen auch auf Claudio Pizarro, der Peruaner hatte sich vor der Partie wegen eines Muskelbündelriss für vier Wochen abgemeldet. Ansonsten kleidete Guardiola seine Mannschaft im zuletzt bewährten 3-3-3-1-Gewand, mit der familiären Dreierkette. Die Formation machte allerdings bald diverse Metamorphosen durch, abhängig von Ballbesitz und Verhalten der Römer - taktische Verhaltensweisen der Bayern sind derzeit ja ungefähr so schwer zu bestimmen wie Ankunftszeiten von Zügen der Deutschen Bahn.

Bei den Römern stand natürlich Francesco Totti im Fokus. Der ewige Kapitän der Römer war vor dem Spiel durch Lobpreisungen des deutschen Fußballs aufgefallen. "Dieses Jahr wäre es fair, wenn ein deutscher Spieler die Weltfußballer-Wahl gewinnt", hatte Totti gesagt, womit der 38-Jährige ja indirekt seine Bewunderung für das Personal des FC Bayern zum Ausdruck gebracht hatte. Ansonsten fiel Totti nur dadurch auf, dass er sich zu Spielbeginn auf der Ersatzbank niederließ.

Der 38-Jährige ging auf diese Weise zunächst sämtlichen Gesundheitsrisiken aus dem Weg. Neben dem gestiegenen Magen-Darm-Risiko war auch das Erkältungspotenzial recht hoch an diesem herbstlichen, nasskalten Münchner Abend. Das geringste Risiko für den FC Bayern ging zunächst vom Gegner aus. Die Römer versammelten sich nach einigen (erfolglosen) Pressingvorstößen um den eigenen Strafraum, wo sie es sich bis zum Ende der ersten Hälfte gemütlich machten, in einem gefühlten 9-1-0. "Es war ein langsames Spiel", sagte Guardiola später, er schenkte dem Auftritt des Gegners allerdings Verständnis: "Sie sind Profis, sie sind Italiener."

Die Münchner Offensive startete entsprechend gedrosselt. Nach 18 Minuten schmuggelte Philipp Lahm den Ball zu Juan Bernat, die römische Neunerkette am Fünfmeterraum blockte dessen Schuss souverän ab. Roms Torwart Lukasz Skorupski ließ den Ball nach einem Schuss von Götze fahrlässig abprallen (21.), kurz darauf lenkte er eine abgefälschte Flanke von Bernat gerade noch über die Latte. Die 1:7-Römer aus dem Hinspiel hatten sich in vorerst in eine 0:0-Auswahl verwandelt.

Nach 25 Minuten führten dann auch die Gäste eine offensive Aktion vor, Nainggolan sank im Strafraum der Bayern zu Boden, allerdings ohne Beteiligung von Mauel Neuer oder eines anderen Münchners. Vermutlich die ersten Schwächesymptome einer Magen-Darm-Erkrankung.

Ach ja, und Franck Ribéry? 37 Minuten lang war es kein Spiel für den Franzosen. Die Römer verdichteten das Zentrum, zogen sich derart weit zurück, dass Ribéry selten Anlauf nehmen durfte für seine Sprinteinlagen auf den Flügeln. Nach 38 Minuten fing Jérôme Boateng dann einen Abschlag von Skorupski ab. Ribéry schnappte sich den Ball, scherte nach links aus, passte zu Alaba, lockte die Römer auf den Flügel, währenddessen brachte sich Ribéry im Strafraum in Position, von dort schob er den Ball lässig ins Tor - 1:0 (39.).

"Franck kann nix, das ist ja bekannt", sagte Philipp Lahm nach dem Spiel, bevor er seine Meinung leicht revidierte: "Er beschäftigt den Gegner, wird oft gedoppelt, das schafft dann wieder Räume für andere." Die zäh erarbeitete Führung dampfte das Selbstvertrauen der Römer bereits gehörig ein. David Alaba köpfte nach dem Seitentausch knapp übers Tor, Medhi Benatia stocherte den Ball am leeren Tor vorbei. Boateng erwarb sich Zusatzkompetenzen im Fachbereich Spieleröffnung, Lewandowski servierte Mario Götze den Ball zum 2:0 (64.), spätestens zu diesem Zeitpunkt habe man "dominiert", befand Guardiola. Ribéry wirbelte, als sei er gerade erst eingewechselt worden, die Römer näherten sich minütlich ihrer 1:7-Form.

Torwart Manuel Neuer musste erst kurz vor Spielende zwei Mal rettend in Aktion treten; David Alaba humpelte mit einer Innenbandverletzung vom Platz, ihm droht eine Pause. Blieb nur noch die Frage zu klären, wen Guardiola nun einwechseln würde. Ribbery, Ribbery, Ribbery verblieb auf dem Platz, auch die spielerisch wie lautmalerisch bewährte Lösung Pizarro (Pizza, Pizza, Pizza) war diesmal keine Option. Guardiola entschied sich dann für Xherdan Shaqiri, Sebastian Rode und Pierre-Emile Hojbjerg.

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SZ vom 06.11.2014 / SZ
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