FC Bayern:Schreck beim Check-in

Die Funktionäre des FC Bayern wurden von der Nachricht der Kriminal-Ermittlungen um 1860 am Flughafen überrascht. Bayern-Manager Uli Hoeneß betonte, der FC werde "in dieser Angelegenheit in keinster Weise beschuldigt".

Von Andreas Burkert

Ein wenig erschüttert sahen sie aus, als sie in der Lobby des schicken "Hotel Villa Magna" die Neuigkeiten aus München zu verarbeiten versuchten. Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge steckten die Köpfe zusammen, sie telefonierten mit ihren Mitarbeitern in der Klubzentrale und senkten dabei immer wieder ihren Blick auf den Marmorboden, denn mit so etwas hatten sie wohl nicht gerechnet.

Von den Festnahmen ihrer Amtskollegen beim Ortsnachbarn TSV 1860 hatten sie kurz vor der Abreise nach Madrid erfahren, "da wurden wir informiert, dass die Staatsanwaltschaft bei uns im Büro ist", berichtete Bayern-Manager Hoeneß.

Den Durchsuchungsbeschluss nahm schließlich Finanzvorstand Karl Hopfner von den Ermittlungsbeamten in Empfang, er war vom Münchner Airport zurück in die Geschäftsstelle des FC Bayern an der Säbener Straße geeilt. Zwei Stunden stand Hopfner in München den Beamten Rede und Antwort, ehe er um 15Uhr erneut zum Flughafen fuhr und nach Madrid nachreiste.

Stets Kontakt von Madrid nach München

"Denn ich will hier nochmal betonen", sagte Uli Hoeneß in Madrid, "dass wir in dieser Angelegenheit in keinster Weise beschuldigt werden." Die Ermittler des Landeskriminalamtes waren am Dienstagmorgen im Bürotrakt der Bayern-Geschäftsstelle vorstellig geworden. Die Mannschaft und die Klubdelegation befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits am Check-in des Münchner Flughafens.

Um zehn Uhr bestieg die von den unangenehmen Nachrichten informierte Reisegruppe die Maschine. Nach der Landung auf dem Airport Barajas im Nordosten Madrids hielten Hoeneß und Vorstandschef Rummenigge bereits im Ankunftsbereich und später auch im Mannschaftsbus Kontakt mit München.

"Wir können zu der Sache im Moment nichts sagen", sagte Hoeneß später im Teamhotel. Nach der Ankunft Karl Hopfners in Madrid werde man sich in der Angelegenheit weiter beraten und gegebenenfalls am Abend (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) eine offizielle Mitteilung abgeben.

Fritz Scherer aus "gesundheitlichen Gründen" ausgeschieden

Sprecher Markus Hörwick sagte auf der offiziellen Pressekonferenz, der FC Bayern sei "von dem Vorfall zurzeit nur indirekt betroffen". Bayern München ist zur Hälfte an der Stadion GmbH beteiligt, die Bauherr der neuen Arena im nördlichen Stadtteil Fröttmaning ist.

Neben Karl-Heinz Wildmoser junior saß bis vergangene Woche der frühere Vizepräsident des Vereins, Fritz Scherer, als einer der beiden Geschäftsführer in der Betreibergesellschaft. Scherer hat diese Position kürzlich aufgegeben, "aus gesundheitlichen Gründen", wie Uli Hoeneß am gestrigen Dienstag noch einmal betonte und jeden Zusammenhang mit den Betrugsvorwürfen gegen Löwen-Präsident Karl-Heinz Wildmoser und dessen Sohn vehement zurückwies.

Scherer-Nachfolge: "Den kennt niemand"

Scherers Nachfolger will der Verein in naher Zukunft vorstellen. Uli Hoeneß sagte nach der Landung in Madrid, der neue Geschäftsführer der Stadion GmbH werde nicht aus dem unmittelbaren Führungszirkel des Vereins rekrutiert. "Den kennt niemand."

Die Profis haben von den spektakulären Vorfällen gehört, wie Trainer Ottmar Hitzfeld bestätigte: "Natürlich kursiert das Thema bei uns, auch in der Mannschaft." Doch daran werde es heute Abend nicht scheitern, "wir haben ein sportliches Ziel, wir dürfen uns von dieser Sache nicht ablenken lassen."

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