FC Bayern gegen Schalke:Täuschungsmanöver abgeschlossen

FC Bayern Muenchen v FC Schalke 04 - Bundesliga

Schoss ein Jubiläumstor in der Arena: Thomas Müller.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern bezwingt Schalke 5:0 (2:0) und hinterlässt einen ganz starken Eindruck.
  • Nach einer Winterpause voller Debatten steht der Rekordmeister nun im Jahr 2020 bei zwei Siegen und 9:0 Toren.
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Aus dem Stadion von Tim Brack

Im Rückblick muss die Winter-Aufführung des FC Bayern der Konkurrenz in Leipzig, Dortmund und Mönchengladbach wie ein Täuschungsmanöver vorkommen. Waren die Münchner sich nicht öffentlich in die Haare geraten ob der Transferfrage? Hatte der Rekordmeister nicht eine ellenlange Verletztenliste, die ein Training fast unmöglich machte? Zusammengefasst: War da nicht große Unruhe beim FC Bayern?

Es sind erst zwei Partien gespielt in dieser jungen Rückrunde, doch statt Unruhe ist da beim FC Bayern nun Zufriedenheit. Neun Tore schossen die Spieler von Hansi Flick schon, zeitgleich ließen sie keins zu. Gegen Schalke stand es am Ende 5:0 (2:0). In den Toren schwang viel Überzeugung, Spielfreude und eine Botschaft mit: Liebe Konkurrenten aus Leipzig, Mönchengladbach und Dortmund, leistet euch bloß keine Schwächen, denn wir, die Münchner, sind wieder zur Stelle.

Die Leistung gegen Schalke, das in der Vorwoche noch Gladbach geschlagen hatte, musste größtenteils alleine für sich sprechen, denn einen verbalen Angriff wollte nach dem überzeugenden Sieg kein Bayern-Profi ausrufen. "Es bringt jetzt nichts, Ende Januar große Lobeshymnen auf uns alle anzustimmen", mahnte Thomas Müller, der mit seinem 2:0 sein 100. Tor in der heimischen Arena erzielt hatte. In drei, vier Wochen könne ja alles schon wieder anders aussehen. Die Bayern sind sich ihrer Jägerrolle weiterhin bewusst, auch wenn der Rückstand auf Tabellenführer RB Leipzig auf einen Punkt geschmolzen ist. Die Mannschaft von Julian Nagelsmann hatte 0:2 in Frankfurt verloren.

Müller fordert weitere dominante Auftritte

Den Respekt vor den Leipzigern brachte Torwart Manuel Neuer zum Ausdruck. "Die haben eine starke Mannschaft, deswegen gibt es jetzt keine Kampfansagen. Starke Mannschaften haben schon in Frankfurt verloren", meinte der Bayern-Kapitän vielsagend und schob vorsichtshalber zur Verdeutlichung hinterher: "Wir auch." Neuer hatte beim Besuch in Frankfurt sogar fünf Mal hinter sich greifen müssen. So ein Ereignis erschüttert das Münchner Selbstbewusstsein vielleicht nicht dauerhaft, aber es lehrt Bescheidenheit in Zeiten des Erfolgs.

Das 5:0 gegen Schalke wurde von den Bayern aber durchaus als Zeichen des Aufbruchs interpretiert. Es soll wieder dahingehen, dass die Gegner so viel von den Münchner halten, wie sie es an der Säbener Straße selbst tun. "Ich denke, dass alle in der Bundesliga wissen, dass der FC Bayern wieder da ist", sagte Leon Goretzka, "aber wir wissen auch, dass die Konkurrenz nicht schläft." Jubiläums-Schütze Müller forderte, die dominanten Auftritte fortzusetzen: "Dann ist es so, dass die Gegner diesen Respekt, den man vom FC Bayern zeitweise in den letzten zehn Jahre hatte, wieder haben."

Dass beim FC Bayern wieder ein Selbstverständnis an die Oberfläche strebt, das sich über Teile der Hinrunde im Inneren verkrochen hatte, zeigte Leon Goretzkas Tor zum 3:0. Der Mittelfeldspieler beförderte einen abgeblockten Kopfballversuch reaktionsschnell ins Tor, indem er sich quer in die Luft legte und den Ball per Scherenschlag abschloss. "Natürlich spielst du einen anderen Fußball, wenn du selbstbewusst bist. Das merkt man immer wieder. Das hat man nicht nur bei mir gesehen, sondern bei der ganzen Mannschaft", sagte Goretzka.

Gegen den Ex-Verein des Torschützen hatten sich die Münchner Trends bestätigt, die schon in der Hinrunde unter Hansi Flick zu erkennen waren, sich aber offenbar im winterlichen Trainingslager in Katar vertieften: kollektives Verteidigen und Angreifen. "Alle machen mit, auch die Offensivspieler", lobte Neuer, der qua Berufsstand ein besonderes Auge auf die Defensive hat: "Wir stehen kompakt, sind hinten meistens mit Spielern in Überzahl. Das ist auch wichtig für uns in der Verteidigung."

Flick erhält abermals großes Lob

Doch selbst offensiver positionierte Bayern-Spieler wie Müller stellten das aktive Verteidigen in den Vordergrund. "Die Intensität des Attackierens und die Präsenz, die wir in den Zweikämpfen zeigen" sei wichtig, sagte der Stürmer. Unter Flicks Vorgänger Niko Kovac waren die Münchner noch häufig mit einer zögerlichen Haltung ans Verteidigen herangegangen. Das Naturell der Mannschaft ist nach Jahren unter Guardiola und Heynckes aber ein anderes.

Der Bayern-Trainer Flick bekam an diesem Abend jedenfalls viel Lob. "Er hat uns in einer schwierigen Situation übernommen und hat dann relativ schnell ein Klima geschaffen, in dem wir uns alle wohlgefühlt haben", sagte Goretzka. Das sei die Grundvoraussetzung für die Leistungen: "Darüber hinaus hat er an der ein oder anderen Schraube gedreht, was taktische Dinge betrifft. Da lag im Winter ein Hauptaugenmerk drauf." Auch Hasan Salihamidzic sprach von einem "hervorragenden Spiel" und "richtig gutem Fußball".

Das Comeback von Hernández und Coman rückt näher

Mit dem Sportdirektor hatte Flick sich in der Winterpause noch über Transfers gekabbelt, weil das Trainingslager aufgrund der vielen Verletzten unter erschwerten Bedingungen stattgefunden hatte. Gegen Schalke wurde nun wieder Serge Gnabry eingewechselt, der sogar noch glücklich den Endstand besorgte, das erste Tor hatte Robert Lewandowski geschossen.

Neben Gnabry kamen Philippe Coutinho und Corentin Tolisso von der Bank. Keine schlechten Alternativen. Es helfe, sagte Goretzka, "dass man Jungs reinwerfen kann, die frischen Wind reinbringen, die vielleicht den Unterschied ausmachen können. Das ist mit Sicherheit, das, was Bayern in Vergangenheit stark gemacht hat".

Die Rückkehr von Lucas Hernández und Kingsley Coman rückt immer näher. Dass der FC Bayern noch mal auf dem Transfermarkt aktiv wird, ist deswegen eher unwahrscheinlich. "Wenn man sieht, wie sich die Situation im Kader entwickelt hat, hat der Trainer wieder Optionen", sagte Salihamidzic. "Ich sehe das sehr gelassen", sagte der Sportchef mit Blick auf das Ende der Transferfrist am kommenden Freitag. Genug Spieler hat Flick nun für seine Trainingseinheiten. Am Sonntag findet dennoch kein Training statt. Flick gab der Mannschaft frei, was der Zufriedenheit weiter förderlich sein dürfte.

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