FC Bayern:Salihamidzics erste Krisenerklärung

Audi Cup - Bayern München - SSC Neapel

Gut gelaunt trotz Krisenstimmung: Der neue Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

(Foto: dpa)
  • Der FC Bayern verliert auch sein letztes Spiel beim Audi Cup - mit 0:2 gegen Neapel.
  • Anschließend versucht Hasan Salihamidzic, der neue Sportdirektor, die Krise zu moderieren.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

Als Hasan Salihamidzic seine erste Krisenerklärung als Sportdirektor des FC Bayern abgab, hatte er die Hände in den Hosentaschen. Er trug ein weißes Hemd, eine dunkle Hose und wann immer es das Gespräch zuließ, versuchte er zu lachen. Nach dem 0:3 gegen Liverpool am Abend zuvor hatte er noch geschwiegen, jetzt sprach er erst mal über eine Sache, auf die er sich freue: den Supercup. "Das ist unser Fokus jetzt, alles andere können wir vergessen", sagte er und mit "alles andere" meinte er auch die fünfte Testspielniederlage im sechsten Spiel.

Der FC Bayern hat 0:2 gegen den SSC Neapel verloren, im sogenannten Spiel um Platz drei beim eigenen Sponsoren-Turnier. Damit hat es der Klub geschafft, ohne Tor im eigenen Stadion Letzter zu werden. Gegen Neapel war das zwar ein stückweit kalkuliert, Carlo Ancelotti schickte die halben Bayern-Amateure auf den Platz (es spielten von Beginn an: Christian Früchtl, Timothy Tilmann, Marco Friedl, Lukas Mai und Manuel Wintzheimer) aber am Ende pfiff das Publikum in der Arena. Und es pfiff laut und eindeutig.

Keine einfache Situation für einen Neuen wie Salihamidzic, es kommt ja nicht so oft vor, dass Bayern-Fans die eigene Mannschaft auspfeifen, es gab ganze Saisons, da lieferte die Mannschaft keinen Anlass dazu. Also, was sagt der neue Sportdirektor zu den Pfiffen? "Das versteht man doch. Wenn man zweimal hintereinander verliert, dann haben die Fans das Recht, zu pfeifen", sagte Salihamidzic. "Aber wir müssen das auch nicht überbewerten."

Salihamidzic wählt die Ist-doch-alles-halb-so-wild-Taktik

Muss man sich Sorgen um den FC Bayern machen? "Sie müssen sich um den FC Bayern nicht sorgen. Wie haben einen sehr guten Kader und einen sehr guten Trainer." Und die Niederlage gegen Liverpool, war die nicht desaströs? "Ich hätte lieber gewonnen, aber es ist halt so, es ist schade, aber mein Gott." Und was können Sie persönlich als Sportdirektor nun tun? "Gestern war mein erster Arbeitstag. Lassen Sie mich doch erst mal ankommen und dann schauen wir, was wir alle zusammen machen werden."

Salihamidzic wählte an seinem zweiten Arbeitstag tatsächlich die Ist-doch-alles-halb-so-wild-Taktik, nachdem sein Chef Karl-Heinz Rummenigge am Abend zuvor noch die Wir-sollten-schnellstmöglich-die-Kurve-kriegen-Richtung eingeschlagen hatte. Vielleicht hatten sie sich abgesprochen, vielleicht auch nicht. Jedenfalls trat Minuten vor Salihamidzic Mats Hummels vor die Mikrofone. Auch er hatte wie der neue Sportdirektor am Tag zuvor geschwiegen und wenn Salihamidzic beschwichtigen wollte, dann hielt Hummels davon offensichtlich nichts.

Audi-Cup in München: Die Bayern-Spiele

FC Bayern - FC Liverpool 0:3 (0:2)

München: Ulreich - Rafinha, Martinez, Hummels, Alaba (79. Friedl) - Thiago (21. Sanches), Tolisso (74. Vidal) - Müller, James Rodriguez (62. Coman), Ribéry - Lewandowski. - Trainer: Ancelotti. Tore: 0:1 Mané (7.), 0:2 Salah (34.), 0:3 Sturridge (83.).

FC Bayern - SSC Neapel 0:2 (0:1)

München: Früchtl - Kimmich, Süle (78. Awoudja), Mai, Friedl - Rudy (78. Fein), Sanches - Tillman, Vidal (64. Tolisso), Coman (64. Ribéry) - Wintzheimer (64. Crnicki). - Trainer: Ancelotti.

Tore: 0:1 Koulibaly (14.), 0:2 Giaccherini (55.).

"Das war das schlechteste Spiel, seitdem ich bei Bayern bin", sagte Hummels zum 0:3 gegen Liverpool und in der Regel benutzt er keine Superlative in seinen Ausführungen. "Wir haben viel Verbesserungsbedarf. Ich bin auch einer, der - wenn man verliert - mal sagt, das war eigentlich ein gutes Spiel, aber das war gestern nicht der Fall." Man sei in allen Punkten noch nicht da, wo man sein wollte, und für viele Dinge könne man die Vorbereitung auch nicht als Alibi nehmen. "Manchmal ist es gut, einen vor den Bug zu kriegen, jetzt haben wir schon zwei, drei vor den Bug bekommen. Das sollte jetzt auch zum letzten Mal der Fall gewesen sein", sagte Hummels.

Hummels kritisiert die Pfiffe

Und die Pfiffe? "Die waren bei der jungen Mannschaft heute falsch getimt. Gestern wären sie angebracht gewesen." Die Spieler, die sich einen Kopf ums große Ganze machen, die würden sich jetzt noch mal ein paar Sachen anschauen, meinte er dann noch und verließ die Arena.

Der Spalt, den Mats Hummels zum Innenleben des FC Bayern aufmachte, war klein, aber er passte ins Gesamtbild. Der Klub ist nervös, er befürchtet einen Stotter-Start und das obwohl der FC Bayern traditionell nach EM-und-WM-freien Sommern mit ausgeruhten Nationalspielern eher furios in die Saison geht. Dazu fallen Thiago und James erst mal verletzt aus, James sogar bis zu einen Monat lang.

Am Samstag spielt der FC Bayern im Supercup gegen Borussia Dortmund. Offiziell ist das Spiel zwischen Meister und Pokalsieger das erste Pflichtspiel der Saison, wie wichtig man es nimmt, das war jedem immer ein bisschen selbst überlassen. Hummels, Thomas Müller und auch Salihamidzic haben sich nun dazu entschieden, das Spiel sehr wichtig zu nehmen. Weil man mit einem Sieg beim ebenfalls schwächelnden Rivalen die fünf Niederlagen wieder zum Teil revidieren könnte. Nur die Alles-halb-so-wild-Karte kann man eben nicht mehr spielen, wenn man vor dem Spiel sagt, dass es schon wichtig sei, das Spiel zu gewinnen. Es wird dann übrigens Hasan Salihamidzics vierter Arbeitstag sein.

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