Profis für ein Jahr beim FC Bayern:Mia san wieder weg

Sie hießen "El Tren" oder "Hubschrauber": So manchen Profi hielt es kaum länger als ein Jahr bei Bayern - so wie jetzt Coutinho und Odriozola, die sich zum Trainingsstart längst wieder verabschiedet haben.

Von Jonas Beckenkamp

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FC Bayern feiert den Champions-League-Sieg 2020

Quelle: Getty Images

Zugegeben, so kann ein Kurz-Aufenthalt beim FC Bayern natürlich auch richtig Spaß machen: Philippe Coutinho (mit Pokal) und Álvaro Odriozola (rechts) verbrachten kaum mehr als ein paar Monate in München - und feierten trotzdem riesige Erfolge. Sie dürfen sich nun Triple-Gewinner nennen, obwohl ihre Beiträge überschaubar waren. Der spanische Rechtsverteidiger Odriozola spielte nach seiner Leihe von Real Madrid kaum und wurde kürzlich wieder zurück geschickt - für Coutinho, den deftig teuren Brasilianer lief es nur unwesentlich besser: Zwar traf er im Viertelfinale der Champions League doppelt gegen Barcelona, doch auch er blieb meist nur Ersatzspieler. Für ihn geht es ebenfalls zurück nach Spanien. Aber immerhin haben beide quasi alles erreicht beim Rekordmeister.

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Sebastian Rudy

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Quelle: AFP

Man kann nicht sagen, dass Sebastian Rudy beim FC Bayern gescheitert ist. Es war nur so, dass er halt der eine Mittelfeldspieler zu viel im Kader war - Rudy wechselte im Sommer 2018 zum FC Schalke und eigentlich schien das für alle Beteiligten ein guter Deal zu sein. Bayern bekam eine stattliche Ablöse von rund 16 Millionen Euro, Schalke einen Nationalspieler, der fast immer ordentlich spielt, wenn er spielt. Doch dann lief es für ihn nicht gut - er wurde nach Hoffenheim verliehen und kehrt nun wieder zurück nach Gelsenkirchen. In München hallten Rudy immerhin nette Worte nach: "Ich darf mich bei Sebastian für seine Leistungen bedanken", so Karl-Heinz Rummenigge, "er hat in der vergangenen Saison einen wichtigen Teil zum Gewinn der sechsten Meisterschaft in Folge beigetragen. Wir wünschen Sebastian für seine Zukunft alles Gute."

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Radmilo Mihajlović

FC Bayern München gegen Apoel Nikosia Radmilo Mihajlovic; Radmilo Mihajilovic

Quelle: imago/Fred Joch

Lange ist es her, da plagte den FC Bayern ein Problem - und zwar ein jahrelanges: Egal welcher Stürmer nach München kam, er traf das Tor kaum. Einer dieser unglücklichen Männer hieß Radmilo Mihajlović und er war Teil des legendär unerfolgreichen Sturmduos "Mic&Mac". Mihajlović und sein nicht gerade kongenialer schottischer Kollege Alan McInally schossen so wenige Tore, das sich heute kaum noch jemand an sie erinnert. Während Mac immerhin etwas länger in München blieb, war Mic bald schon wieder weg. Nach etwas mehr als einem Jahr floh er in der Winterpause der Saison 1990/91 zum damaligen Zweitligisten (!) FC Schalke.

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Bernardo

Bernardo FC Bayern

Quelle: imago

Den wackeren Mazinho und seinen Kollegen Bernardo Fernandes da Silva (li.) gab es nur im Doppelpack, ließen die brasilianischen Berater den FC Bayern wissen. Also verpflichtete Manager Uli Hoeneß im Sommer 1991 auch noch den schmächtigen Mittelfeldspieler Bernardo. Als Beiwerk avancierte er dann in München zum beispielhaften Transferflop: Bereits ein halbes Jahr nach Ankunft wechselte er wieder in die Heimat, für den FCB bestritt er lediglich vier Bundesliga-Spiele. Eine Geschichte blieb aber doch haften: Bei einer Floßfahrt des Teams zu Beginn der Saison warf ihn Klaus Augenthaler in die Isar, schrie "Crocodiles!", und Bernardo schwamm um sein Leben. Augenthaler sagte danach: "Wie Mark Spitz ist der geschwommen."

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Adolfo Valencia

FC Bayern München Adolfo Valencia Bruno Labbadia jubeln 3 1994 HM; Adolfo Valencia

Quelle: imago/Horstmüller

Eigentlich hatte dieser Kolumbianer gar keine so schlechte Bilanz. Adolfo Valencia (re.) hielt es aber auch nur eine Saison in München aus. Dabei war er 1993/94 in 26 Bundesligaspielen sogar elfmal erfolgreich. "El Tren", so sein Spitzname aus der Heimat, war ein Mann mit Wucht, eine Lokomotive von einem Stürmer. Seine Kraft führte manchmal aber auch zu weit, etwa wenn er daneben schoss oder gleich ins Gebüsch hinter dem Trainingsplatz. Franz Beckenbauer nahm dies zum Anlass für einen der schönsten Kosenamen in der Geschichte des FC Bayern: er nannte Valencia "Entlauber".

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Emil Kostadinow

Emil Kostadinow

Quelle: imago

Mitte der Neunziger hatten die Bayern sich immer noch nicht von ihrer Phase des Stürmer-Mittelmaß erholt: Erst holte man einen gewissen Jean-Pierre Papin, genannt "Schapapapa" (ebenfalls ein Kosename von Franz B.), der in seiner Münchner Zeit gerade mal drei mickrige Treffer erzielte und fast nur verletzt war. Und dann kam 1995 ein Bulgare namens Emil Kostadinow. Dieser Mann hatte beim FC Porto zuvor durchaus einige Treffer erzielt, aber in München versteckte er seine Qualitäten geschickt. Kostadinow trug eine feine Fußballermatte, traf nahezu nie - aber er gewann den Uefa Cup mit den Bayern. Nach etwas mehr als einem Jahr war er wieder weg. Und schoss darauf recht wenige Tore für: Fenerbahce, ZSKA Sofia, Tigres in Mexiko und den FSV Mainz. Ja, wirklich Mainz (ein Tor).

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Alain Sutter

Alain Sutter FC Bayern München gegen Andreas Herzog und Mirko Votava beide SV Werder Bremen; Alain Sutter

Quelle: imago/Fred Joch

Diesen Schweizer mit der langen blonden Mähne kennen wohl nur noch Liebhaber: Alain Sutter empfahl sich beim 1. FC Nürnberg für einen Wechsel nach München, indem er bei einem Gastspiel in München groß aufspielte (es war das 2:1 der Bayern, als Thomas Helmer ein Phantomtor erzielte). Im Sommer 1994 schlugen die Münchner zu und dachten, sie würden sich einen echten Zauberer holen. Sutter, der Freigeist, der Techniker, der beste Schweizer Fußballer der Neunzigerjahre - nicht ganz. Der offensive Mittelfeldspieler bestritt für den FC Bayern 22 Bundesligaspiele, einmal knockte er sich bei einer Ballannahme selbst aus - und das halbe Olympiastadion schmunzelte. "Der FC Bayern war damals eine Nummer zu groß für mich", räumte Sutter später ein. Auch, weil er sich selbst zu stark unter Druck gesetzt habe. Beim SC Freiburg fühlte er sich dann schon deutlich wohler. Sutter hatte übrigens ein Hobby, das damals irgendwie als trendy galt: er war Harley-Davidson-Fahrer.

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Andreas Herzog

Andreas Herzog

Quelle: imago

Die Idee war nicht schlecht: Der vom Boulevard als "Fußball-Mozart" und "Alpen-Maradona" titulierte Andreas Herzog wechselte im Sommer 1995 gemeinsam mit Trainer Otto Rehhagel vom beschaulichen Bremen nach München. 28 Bundesligaspiele absolvierte der Wiener sogar, doch irgendwie erinnert man sich nur an diese eine Szene: Als Oliver Kahn seinen Mitspieler im Duell mit dem VfB Stuttgart am Schlafittchen packte und ihn ordentlich durchschüttelte. Herzog wechselte dann nach Bremen zurück - er sprach stets feinstes Wienerisch und trainiert heute Israels Nationalteam.

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Ali Daei

HANNOVER 96 - BAYERN MÜNCHEN

Quelle: DPA

"Hooray, Hooray, Ali Ali Daei" - so brüllte es damals die Südkurve im Münchner Olympiastadion. Gemeint war jener iranische Stürmer, den die Bayern 1998 von Arminia Bielefeld geholt hatten. In Iran war Daei schon ein Fußball-Idol, als er in der Bundesliga spielte - in München war sein Platz die Auswechselbank. Seine Konkurrenten waren damals unter anderen Giovane Elber und Carsten Jancker. Daei, passionierter Schnauzbartträger, kam zwar auf 23 Bundesligaspiele, in denen er sogar sechs Tore erzielte. Mehr als ein wohl besungenes Maskottchen war er aber nicht. Daei zog die Konsequenzen und wechselte zu Hertha BSC, wo er immerhin noch drei Spielzeiten blieb.

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Vahid Hashemian

Per Mertesacker 2004

Quelle: dpa

Und noch ein Iraner, der nur ein Jahr blieb: Vahid Hashemian zog in München ein mit der Empfehlung, in Bochum 34 Tore erzielt zu haben. "Hubschrauber" hatten sie ihn dort genannt, weil er sich zu Kopfbällen gerne in die Höhe schraubte. 2004 holten ihn die Bayern, wohl mehr als Spezialkraft denn als echte Alternative. Doch es reichte nur zu neun Einsätzen in München. Immerhin konnte Hashemian sich später noch in einem Länderspiel gegen den jungen Per Mertesacker (re.) versuchen.

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Torsten Frings

UEFA Champions League - Bayern Munich v Juventus

Quelle: Getty Images

Im gleichen Jahr wie Hashemian kam auch ein stiller Kerl namens Torsten Frings nach München. In Aachen hatte der seine Karriere als Stürmer begonnen, doch in Bremen und Dortmund rückte er immer weiter nach hinten, als die Verantwortlichen merkten: Hoppla, da kann ja einer richtig gut kämpfen, ackern und grätschen. Genau das tat Frings auch in München, einmal sogar gegen einen gewissen Zlatan Ibrahimovic (li.) von Juventus Turin. 27 Einsätze summierten sich bei Frings, er erzielte drei Tore. Aber sein ruhiger Charakter und seine Spielweise waren irgendwie nicht gefragt. Nach einer Saison ging Frings zurück nach Bremen, ließ sich eine gefährliche Rockermatte wachsen, trug Koteletten und war über Jahre einer der besten Mittelfeldspieler Deutschlands.

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Marcell Jansen

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Quelle: imago sportfotodienst

Wer vom Niederrhein kommt, kann eigentlich nur ein feiner Kerl sein. Und das war Marcell Jansen wahrlich. Der gebürtige Mönchengladbacher wurde bei der Borussia ab 2004 rasant berühmt, weil er zu einer seltenen Spezies gehörte: Er war Linksverteidiger, konnte flanken, schießen und, wenn es sein musste, auch mal dem Nahkampf frönen. Natürlich musste so einen auch der FC Bayern holen. 2007 legten die Münchner satte 14 Millionen Euro für den Nationalspieler hin. Jansen spielte in seiner einzigen Saison in München sogar regelmäßig - und er war dabei als in Getafe im Uefa Cup ein Wunder in der Nachspielzeit passierte. Er jubelte mit Oliver Kahn, Mark van Bommel und Miroslav Klose - dann verließ er die Bayern Richtung Hamburg.

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Jan Schlaudraff

Kroos

Quelle: imago

Im selben Jahr erinnerten sich die Bayern an eine alte Weisheit: Wer gegen uns Tore erzielt, er wird kurzerhand verpflichtet. Der Aachener Jan Schlaudraff (ganz rechts) hatte sich im Dezember 2006 sogar erdreistet, die Münchner aus dem DFB-Pokal zu schießen - so einen musste Uli Hoeneß natürlich verpflichten. Schlaudraff, in gesundem Zustand ein Dribbler mit exquisitem Antritt, kam für 1,5 Millionen Euro, doch er war leider fast nur malad. Eine Rücken-OP machte ihm zu schaffen, er brachte es nur auf acht Einsätze, dabei gelang ihm kein einziger Treffer. Immerhin war er als Einwechselspieler dabei, als die Bayern in Belgrad im Uefa Cup ein verloren geglaubtes Spiel mit 3:2 gewannen. Umjubelter Debütant damals übrigens: Toni Kroos, damals zarte 17 (ganz links im Bild).

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Massimo Oddo

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Quelle: AFP

Im Sommer 2008 hielten sie es beim FC Bayern für eine gute Idee, einen Italiener vom AC Mailand auszuleihen. Massimo Oddo war ein etwas in die Jahre gekommener Außenverteidiger, der rechts spielen sollte, wenn ein gewisser Philipp Lahm mal links spielte - oder verletzt war. Und so kam es, dass Massimo Oddo Teil jener Mannschaft wurde, die beim 0:4 in Barcelona eine der schlimmsten Stunden des FC Bayern erlebte. Udo Lattek soll auf der Tribüne geweint haben vor Pein, denn es gab schon in der ersten Hälfte vier Gegentreffer. Oddo, Christian Lell und andere Überforderte bekamen von Lionel Messi Knoten in die Beine gespielt. Dass der FC Bayern die Kaufoption bei Oddo nach 18 mäßigen Auftritten verstreichen ließ - nunja.

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Tim Borowski

Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Im Anschluss holten die Bayern wieder mal einen Mann aus Bremen. Tim Borowski kam mit der Empfehlung einiger guter Auftritte als Nationalspieler bei der WM 2006. Und er hatte seinen prägendsten Auftritt ausgerechnet im Ligaspiel gegen seinen Ex-Klub Werder Bremen. Borowski gelangen zwei Treffer - doch die gingen an diesem Tag unter, denn die Bayern verloren auf fatale Weise 2:5. Danach war Borowski das, was im Fachjargon "Ergänzungsspieler" heißt - nach einem Jahr und 26 meist kurzen Einsätzen ging er zurück nach Bremen.

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Alexander Baumjohann

FC Bayern München - Fototermin Neuzugänge

Quelle: dpa

Nein, Edson Braafheid (re.) war keiner der bayerischen Einjahresprofis - er blieb trotz überschaubarem Erfolg sogar länger. Das galt auch für Danijel Pranjic (li.). Der Mann, der wirklich nur ein Jahr verweilte, ist Alexander Baumjohann (Zweiter v. re.). Ein Jahrhundertdribbling samt Tor des Monats hatte ihn 2008 in Mönchengladbach berühmt gemacht. Klar, dass die Bayern ihn im Jahr darauf holten. Mit nur drei Einsätzen ist er aber der wohl vergessenste Profi der FCB-Historie. Nach wenigen Monaten wechselte er zu Schalke - über Stationen in Kaiserslautern, Berlin und Brasilien ging es für ihn zuletzt nach Australien zu den Western Sydney Wanderers. Immerhin kann er auf eine Meisterschaft mit dem FC Bayern im Jahr 2010 zurückblicken.

© SZ.de/jbe/vit
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