FC Bayern in Katar:Zwischen Schimpfen und Schwitzen

Trainingslager FC Bayern München in Doha

Gemeinsam in Katar: Renato Sanches (li.) und Franck Ribéry auf dem Trainingsplatz.

(Foto: dpa)
  • Beim FC Bayern will man die Affäre um Ribérys Verbal-Ausraster nicht zu sehr thematisieren.
  • Manuel Neuer gibt sich gelassen, während Thomas Müller ein paar Erklärungsansätze bietet.

Franck Ribéry sprach von einer "großartigen Atmosphäre" in Doha und tat so, als sei nie etwas geschehen. Der Stress um sein goldenes Steak? Die Beschimpfungen im Netz? "Keine Sorgen, es geht mir gut. Und nun zurück zu ernsten Angelegenheiten, wir haben eine Menge Arbeit vor uns", schrieb der 35 Jahre alte Franzose in den sozialen Medien nach seinem Ausflug ins Vulgäre, der am Wochenende beim FC Bayern für Aufregung gesorgt hatte.

Wobei: Im Klub sind sie bemüht, den Vorfall um sein ungestümes Posting auf Twitter nach dem Restaurantbesuch in Dubai herunter zu spielen. So durfte im Trainingslager in Katar zum Beispiel Manuel Neuer Stellung beziehen - und der Kapitän positionierte sich so, wie man es erwarten konnte: Er sieht keinen Einfluss der Affäre auf den Fokus der Mannschaft der Münchner. Da bestehe derzeit überhaupt keine Gefahr, sagte der Torhüter am Montag in Doha. "Ich finde, das ist jetzt kein Thema. Ich finde nicht, dass man da eine Debatte draus machen sollte."

Ein wenig ausführlicher hatte sich zuvor schon Thomas Müller geäußert, der sagte: "Wir wissen, dass Franck ein absoluter Mannschaftsspieler ist. Und wenn er sich angegriffen fühlt, ist es schon öfter vorgekommen, dass er sich um Alles auf der Welt verteidigt." Das täte der Franzose "vielleicht mit Mitteln, die dann für andere durchaus überzogen sind. Er sieht das selbstverständlich dann eben anders, weil er anders fühlt."

"Für uns Spieler ist die Frage, wie trainiert und wie spielt er"

Ribéry hatte als Reaktion auf böse Worte gegen seine Person nach dem Verzehr des Gold-Steaks mit obszönen Beleidigungen im Internet reagiert. Vom Klub gab es dafür einen Rüffel sowie eine hohe Geldstrafe, wie Sportdirektor Hasan Salihamidzic verkündet hatte. Für Neuer ist die Sache damit erledigt, er selbst sehe kein internes Problem wegen der Wortwahl des Franzosen. "Wir sprechen immer miteinander, es ist ja nicht so, dass ich dann beleidigt bin und zwei Tage nicht mit einem spreche. Egal, was es ist, ob positiv oder negativ, wir reden immer miteinander", sagte Neuer.

Ob Ribérys Karriere Schaden nehme? Darauf hatte der Torwart dann aber doch eine eindeutige Antwort: "Für uns Spieler ist die Frage, wie trainiert und wie spielt er, wie gibt er sich auf dem Platz. Wenn ich sehe, wie er hier arbeitet für die Mannschaft, wie er das letzte Spiel für Frankfurt bestritten hat, dann gibt es da keine Zweifel". Für Neuer sei "das Entscheidende, was er für die Mannschaft macht."

Es soll beim FC Bayern also spürbar wieder um Sport gehen. Das ist angesichts der angestrebten Aufholjagd auf Spitzenreiter Borussia Dortmund und der Hammer-Aufgabe im Achtelfinale der Champions League gegen den FC Liverpool verständlich. Zwar gab Coach Niko Kovac seinen Profis im Trainingslager am Montagvormittag erst einmal frei, aber ansonsten setzt der 47-Jährige nach einer dürftigen Hinrunde auf volle Hingabe, auf Disziplin und Arbeitseifer.

Hummels oder Martinez nur noch Ersatz?

Die größte Herausforderung dürfte für Kovac sein, den Konkurrenzkampf in seinem Kader voller Berühmtheiten zu moderieren. Wie schon zum Ende der Hinrunde droht einigen dieser Berühmtheiten nämlich die Ersatzbank. "Ich würde lügen, wenn ich die Leistungen aus der Hinrunde nicht honorieren würde. Die Mannschaft, die in den letzten Wochen sehr erfolgreich gespielt hat, hat einen gewissen Vorteil", sagte er in Doha.

Auch im Training in der Aspire Academy wird hin und wieder sichtbar, wer im Moment beim zu den Begünstigten gehört - sehr zum Leidwesen von Spielern wie Mats Hummels, James oder Javi Martinez, die sich bei einigen Übungen schon mal in einer Gruppe mit den mitgereisten Nachwuchsspielern wiederfinden. Es wird eng für einige Etablierte, sollte Kovac weiter auf eine größere Rotation verzichten. Kommen auf den Außenbahnen Serge Gnabry und Kingsley Coman zum Einsatz, wären etwa Arjen Robben und Ribéry draußen. Zudem würde es neben dem lange verletzten James, Hummels und Martinez noch Rafinha, Sandro Wagner, Renato Sanches und Zugang Alphonso Davies treffen. Corentin Tolisso kehrt erst im März zurück. Dennoch müssten sogar drei Profis zum Ligastart gegen Hoffenheim am 18. Januar auf die Tribüne.

Bisher blieb es trotz der brisanten Lage ruhig - abgesehen von kleineren Spitzen. Hummels etwa zog am Montag via Twitter "eine kleine persönliche Vorrundenbilanz". Er habe 15 Spiele absolviert mit zwei Niederlagen und dabei "neun Mal zu Null" gespielt: "Darf jeder für sich selbst interpretieren."

Neuer sieht die Situation dagegen gelassen. "Jeder will spielen, das ist auch gut so. Wie sich das entwickeln wird, wird man sehen", sagte er. Bei Nationalspieler Leon Goretzka findet der vor Weihnachten von Kovac eingeschlagene Kurs durchaus Anklang. "Es gibt eine gewisse Selbstsicherheit, weil man besser weiß, was der andere macht, wenn ein gewisser Kern auf dem Platz steht", erklärte Goretzka. Doch Kovac will seine Profis nicht allzu sehr in Sicherheit wiegen und machte vorsichtshalber schon einmal Druck. "Wenn ich das Gefühl habe, dass einer denkt, er ist schon fix drin", betonte er, "kann es passieren, dass er auch fix draußen ist." Das mit der großartigen Atmosphäre, wie Ribéry es nannte, kann also auch schnell wieder vergehen.

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