Sie haben jetzt wieder einen klaren Plan beim FC Bayern, einstudierte Laufwege, bewährte Automatismen. Am Dienstagmorgen treffen sie sich am Flughafen München, Terminal 2, Ebene 04, sie besteigen einen Airbus A321, Flugnummer LH 2570, planmäßige Ankunft in Basel-Mulhouse-Freiburg um 12:30 Uhr. Transfer ins Mannschaftshotel, internationale Pressekonferenz, Abschlusstraining.
Es ist jetzt wieder ihr Rhythmus, Champions-League-Rhythmus. Und möglicherweise, hofft der Trainer Jupp Heynckes, kommen ja im gewohnten Takt der englischen Wochen auch ein paar andere Routinen wieder zum Vorschein. Die auf dem Fußballfeld.
"Verbissenheit und die Charaktereigenschaft, dass die Mannschaft bereit ist, sich zu quälen." Das hat Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge seinen Fußballern vor dem Achtelfinal-Hinspiel beim FC Basel via Kicker als Handlungsanweisung mitgegeben. Spiele wie in Mönchengladbach (1:3) und am Samstag in Freiburg (0:0) dürfe man sich in der Champions League "nicht erlauben", denn: "Da bist du weg." Im letzten Saisondrittel müsse man nun "Vollgas geben, um nicht wie im Vorjahr mit leeren Händen dazustehen". Das ist natürlich leichter gesagt als umgesetzt.
Fakt bleibt zwar: Die Bayern hatten zuletzt vor allem ihre Chefs auf der Tribüne gequält, die um die Saisonziele bangen. Dass Kapitän Philipp Lahm und Manager Christian Nerlinger in Freiburg aber nicht mehr bloß Primärtugenden (Leidenschaft, Laufbereitschaft) vermissten, sondern auch die "nötige Spielanlage" anzweifelten, klang beunruhigend über Rummenigges Vollgas-Forderung hinaus: Da schimmerte bereits das Eingeständnis durch, dass möglicherweise Grundsätzlicheres im Argen liegt.
Für Selbstzweifel wiederum ist der Takt der Champions League kein guter Zeitpunkt, da gilt es, einen auf dicke Hose zu machen, schon um der dicken Hose willen. Mutmaßlich in dieser Absicht hatten Rummenigge und Klub-Präsident Uli Hoeneß - ohne Belege - bereits die Behauptung in die Welt gesetzt, die Schiedsrichter würden "gegen Bayern pfeifen".
Stiche gegen den BVB
Den nächsten Stich setzte Rummenigge nun ebenfalls im Kicker, indem er Tabellenführer Borussia Dortmund indirekt Verrat am nationalen Auftrag vorwarf: "Wenn ich Aussagen von Jürgen Klopp und Michael Zorc höre, kann man meinen, es habe Vorteile, in der Champions League früh auszuscheiden, wenn man sie nicht gewinnen kann", sagte er. Das habe ihn "irritiert".
Der Versuch der Bundesliga, in der Uefa-Fünfjahreswertung an Spanien vorbeizuziehen, sei durch Dortmunds frühes Scheitern unmöglich geworden. "Solche von Dortmund nicht geholten Punkte tun besonders weh." Beim BVB werden sie es ohne schlechtes Gewissen zur Kenntnis nehmen.
Auch interessant war am Montag aus Münchner Sicht, dass Gladbachs Innenverteidiger Dante eine Einigung mit dem FC Bayern für die kommende Saison zwar dementierte. Im Express aber einschränkte: "Wir müssen realistisch bleiben: Wenn Dante bei Borussia spielt, ist das das eine. Aber Dante bei Barcelona, Real Madrid, Bayern München oder Manchester United ist was ganz anderes." Was ganz anderes! Das hören sie beim FC Bayern gern.