Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:"Über dieses Szenario brauchen wir nicht sprechen"

  • Nationalstürmer Timo Werner scheint klar zu einem Wechsel zum FC Bayern zu tendieren.
  • Die Leipziger wollen ihn schon 2019 verkaufen - für eine stattliche Ablöse. Und nicht erst 2020 gehen lassen, dann gebührenfrei.
  • "Einen solchen Fall wird es zwischen uns und Timo nicht geben", betont RB-Sportchef Ralf Rangnick.

Von Moritz Kielbassa

Der FC Bayern hat Großes vor im Sommer, bei der Neugestaltung des Kaders finden diesmal Tiefenbohrungen statt, nicht nur eine Feinpolitur: "Wenn Sie wüssten, was wir alles schon sicher haben für die neue Saison", hatte Präsident Uli Hoeneß zuletzt im Sonntagstalk von Sport 1 gesagt - ein Satz, der alle Branchenspekulanten elektrisiert hat und sicher auch im aktuellen Team, das am Samstag geschwächt (ohne Ribéry, Coman, Goretzka, Alaba und Robben) zum Topspiel in Gladbach antritt, mit gespitzten Ohren wahrgenommen wurde.

Einige Personalien sind ja bereits Allgemeinwissen: Weltmeister Benjamin Pavard (vom VfB Stuttgart) und Sturmtalent Jann Fiete Arp (vom HSV) kommen nach München. Und sonst? Es soll ein Umbruchs- und Verjüngungssommer werden - im Anschluss an eine Saison, in der die Bayern eher diskret transferiert und laut Hoeneß sogar Titelverluste einkalkuliert hatten, um verdienten Kräften wie Ribéry und Robben eine Abschiedstournee zu ermöglichen. Jetzt aber wird's wuchtig, der Geldspeicher ist gefüllt, die Investitionsbereitschaft hoch.

Für Lucas Hernandez von Atlético Madrid wären vertraglich festgelegte 80 Millionen Euro fällig, mehr denn je für einen Münchner Zugang. Käme der 23-Jährige, der laut spanischem Marktgetuschel bereits in München vorstellig war, dann hätten die Bayern beide Außenverteidiger der französischen Weltmeisterelf neu im Kader - mit dem Zusatzvorteil, dass sich Pavard und Hernandez in der Abwehr auch für den Innendienst eignen. Der junge Engländer Callum Hudson-Odoi, 18, den Chelsea im Winter nicht ziehen ließ, könnte ebenfalls noch in der Verlosung sein. Und vor weiteren Überraschungen ist man nie gefeit beim Rekordmeister.

Wenn Werner weg will, dann gebührenpflichtig

Dass Timo Werner zum Einkaufspaket gehören wird, käme allerdings so überraschend wie Ostern im Frühjahr. Der Nationalstürmer, beraten von Karlheinz Förster, scheint klar zu den Bayern zu tendieren. Knifflig könnten jedoch die Transfer-details werden. RB Leipzig hatte Werner eine Verlängerung seines Vertrags bis 2020 angeboten, mit einer Zustimmung des 22-Jährigen rechnet aber niemand mehr. Als Werner 2016 aus Stuttgart kam und sich nur für vier Jahre an RB binden wollte, gab es die Absprache mit dem Klub, frühzeitig über einen Anschlussvertrag zu entscheiden. Und die in ihrer Personalpolitik recht prinzipienfesten Leipziger wollen dementsprechend handeln. Heißt: Wenn Werner weg will, dann schon in diesem Sommer - angemessen gebührenpflichtig. Ein ablösefreier Wechsel 2020 kommt für RB nicht in Frage: "Diese Option existiert nicht, über dieses Szenario brauchen wir nicht sprechen", bekräftigte Sportchef Ralf Rangnick.

Was bei Leipzig als "No go" gilt, könnten Werner und die Bayern ja durchaus charmant finden: den Wechsel erst 2020 kostenfrei abzuwickeln. So könnte der flinke Angreifer noch ein Fortbildungsjahr beim auch in München angesehenen neuen RB-Trainer Julian Nagelsmann genießen, statt sich schon jetzt der Konkurrenz zu FCB-Torjäger Robert Lewandowski zu stellen. In ähnlicher Weise hatten die Bayern 2014 Lewandowski (aus Dortmund) und zuletzt Leon Goretzka (aus Schalke) zum Nulltarif erworben. "Einen solchen Fall wird es zwischen uns und Timo nicht geben", betont Rangnick,

Von Berater Förster wird bei RB nun zeitnah eine verbindliche Erklärung erwartet. Möchte der zuletzt grippegeplagte Werner wechseln, dann, so Rangnick, "sollen sich Vereine, die ihn wollen, melden. Dann finden wir eine faire Lösung". Dass Leipzig 60 Millionen Euro für einen Wechsel fordert, ist bisher Spekulation. Falls es aber zu keiner Einigung für diesen Sommer kommt, wäre RB entschlossen, dennoch einen neuen Stürmer zu holen - und Werner in der nächsten Saison notfalls auf die Tribüne zu setzen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4351221
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 02.03.2019/ebc
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.