FC-Bayern-Profi Breno:"Es sieht gut aus"

Breno ist zurück im Mannschaftstraining des FC Bayern und hat auch schon sein Comeback bei der Reserve gegeben. Der Brasilianer wirkt gelöst - für einen Neustart ist es aber noch zu früh: Die Ermittlungen wegen schwerer Brandstiftung laufen weiter, Breno ist nur auf Kaution frei.

Michael Neudecker

Breno steht am Spielfeldrand, die anderen kommen auf ihn zu, dann fliegen die Bälle. Breno hält das Netz auf, dreht es, er atmet Wölkchen in die kalte Luft. Er fängt alle Bälle, und dann schultert er das Ballnetz wie einen schweren Sack. Ein normaler Trainingstag an der Säbener Straße, auf dem Klubgelände des FC Bayern, nur ohne die Nationalspieler, die diese Woche bei Länderspielen waren und erst seit Mittwoch zurück sind.

FC Bayern Muenchen Training

Breno ist zurück an der Säbenerstraße: Seit ein paar Tagen nimmt er wieder regelmäßig am Mannschaftstraining teil.

(Foto: dapd)

Das Training ist jetzt vorbei, fast zwei Stunden hat es gedauert, die Spieler gehen ins Klubhaus. Bälle einsammeln ist im Fußball eine Hierarchiefrage, es ist der Job der Jungen, der Frischlinge. Und jetzt stehen da der Dolmetscher des Japaners Takashi Usami - und Breno, 21, Ablösesumme rund zwölf Millionen Euro.

Man könnte sagen: Breno, der so talentierte Brasilianer, startet derzeit seine Karriere neu. Vielleicht sogar sein ganzes Leben, aber da ist vieles noch zu ungewiss, es wird immer noch wegen schwerer Brandstiftung ermittelt, noch ist unklar, wann Anklage erhoben wird. Er ist auf Kaution frei, und wenn er geduscht ist, wird er tun, was er jeden Abend tut: Er wird zur Polizei fahren und unterschreiben. Er muss sich jeden Tag auf der Dienststelle melden, das ist eine der Auflagen der vorübergehenden Freilassung.

Es ist nun ein paar Wochen her, dass in allen deutschen und vielen brasilianischen Medien über Breno berichtet wurde, den Fußballer vom FC Bayern, der in scheinbar alkoholisiertem Zustand sein Haus angezündet haben soll. Von psychischen Problemen war die Rede, von Depressionen und sonst was - von Dingen, über die doch kaum einer so wirklich Bescheid wusste. Breno selbst schwieg in der Öffentlichkeit, natürlich tut er das, was sein Anwalt ihm empfiehlt.

Drüben, zwischen dem Eingang zur Geschäftsstelle und dem Trainingsplatz, steht Christian Nerlinger, der Sportdirektor der Bayern. "Es gibt nicht viel zu sagen", sagt er. Ob es Breno gut gehe? "Es sieht gut aus", sagt er, dann geht er. Was sonst soll er auch sagen, es ist viel genug über Breno geredet worden. Trainer Jupp Heynckes hat neulich gesagt, Breno mache "sehr gute Fortschritte", er habe "keine Probleme mehr mit dem operierten Knie".

Comeback in der Reserve

Seit einiger Zeit macht Breno immer wieder im Mannschaftstraining mit, in den vergangenen Tagen regelmäßig, und jetzt, da wieder der übliche Trainingsbetrieb mit dem ganzen Kader begonnen hat, ist auch Breno wieder voll dabei. Wie ein normales Teammitglied. Am Mittwochabend bestritt er sogar erstmals wieder ein Spiel, einen Test mit der Reserve beim Bezirksoberligisten Markt Schwaben (2:1). 65 Minuten war Breno dabei: "Er war sehr engagiert", lobte Andries Jonker, der Bayern II-Trainer.

Wenn man Breno beobachtet, wie er über den Platz sprintet, aufs Tor schießt, in Zweikämpfe geht, dann stellt man fest: Er sieht gut aus. Schlanker irgendwie, fitter, athletischer. Wäre er ein normaler Langzeitverletzter, würde man wohl sagen: Er ist bereit. Am Schluss der Einheit lässt Co-Trainer Peter Hermann Fünf gegen Fünf spielen; Parteispiel, so heißt die Übungsform im Trainerdeutsch. Es geht zur Sache, der Außenverteidiger Rafinha grätscht den Außenverteidiger Contento um, der wälzt sich auf dem Rasen. Breno ist mittendrin, er fällt kaum auf, das ist gut. Er ist so dabei, als wäre er immer dabei gewesen.

Dabei war er in dieser Saison meist allein. Sein zweimal operiertes Knie machte ihm zu schaffen. Immer wieder wurde es dick, immer wieder hatte er Schmerzen, zuletzt drohte eine dritte Operation, das war kurz vor dem Brand in der gemieteten Villa in Grünwald. Deshalb waren vor allem Bayerns Fitnesstrainer für ihn zuständig, "die kümmern sich um ihn", sagt Nerlinger. Sie haben sich offenbar gut gekümmert. Breno sprintet, lacht, grätscht, schießt. Und was das Private angeht: Der Klub hat dafür gesorgt, dass er wieder eine Unterkunft hat, dem Vernehmen nach wohnen Breno und seine Familie wieder in einem Haus in Grünwald.

Samstagabend empfängt Bayern Dortmund: Erster gegen Zweiter. Breno wird wohl auf der Tribüne der Arena sitzen, wie immer bei den Heimspielen. Es mag zurzeit wichtigere Fragen geben in seinem Leben, aber nun, er ist schließlich Fußballer. Wann er wieder bei den Profis mitspielen kann? Das zu fragen, wäre sinnlos. Niemand wüsste die Antwort. Aber Breno trainiert, völlig frei, und das ist schon was.

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