FC Bayern in der Einzelkritik:Hernández schreit vor Schmerz

Der nächste Abwehrspieler verletzt sich, auch Javi Martínez geht es nicht gut. Thomas Müller macht mehr Kilometer als König Sisyphus. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider, Piräus

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Manuel Neuer

Champions League - Group B - Olympiacos v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Hat in seiner ganzen Karriere - und die dauert nun auch schon gut 14 Jahre - definitiv noch nie einen Ball so knapp nicht gehalten wie den Kopfball von Youssef El-Arabi zum 1:0. Die Torlinientechnik zeigte, dass der Ball höchstens um Olivenblattesbreite hinter der Linie war. Aber Schuld hatte Neuer nicht, es war eher faszinierend, dass er überhaupt noch an den Ball kam. Wurde in der 31. Minute dann von Lucas Hernández geprüft, der eine Flanke in die Arme seines eigenen Torhüters köpfte. Griechische Fans hinter seinem Tor versuchten, ihn per grünem Laserstrahl zu blenden - widerstand dem mit der Ruhe einer ionischen Säule. Kassierte allerdings Gelb, weil er den Schiedsrichter zu intensiv davon überzeugen wollte, dass Joshua Kimmich kein Foul begangen habe. Kurz vor Schluss wacklig gegen Daniel Podence - das wäre fast das 3:3 gewesen.

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Joshua Kimmich

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Quelle: AFP

Wird ja in der Regel - auch in dieser Einzelkritik - sehr oft gelobt, sehr oft auch zurecht, aber wenn er Außenverteidiger spielt, sollte er sich mal daran erinnern, dass das Wort "Verteidiger" darin vorkommt. Bei der Flanke vor dem 0:1 zu weit von Giorgos Masouras weg, in der 31. Minute gegen den gleichen Spieler zu passiv - was beinahe das 0:2 zur Folge hatte. Zwischen seiner Position auf dem Feld und der Position eines Rechtsverteidigers klaffte oft eine Strecke wie von Athen nach Marathon (gefühlt). Einmal sehr aufmerksam, als er einen Eckball-Trick von Olympiakos antizipierte. Foulte aber beim Versuch, den zu verhindern, auch wenn Neuer das anders sah. Dennoch eines seiner schwächeren Bayern-Spiele.

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Benjamin Pavard

Olympiakos Piräus - Bayern München

Quelle: dpa

Tauchte Anfang der zweiten Halbzeit ebenfalls unter einer Flanke durch und hatte das Glück, dass El-Arabi neben das Tor köpfte. Trug seinen Teil dazu bei, dass nahezu jede Flanke in den Bayern-Strafraum zur Gefahr wurde. Immerhin mit ein paar guten, klärenden Aktionen und im Spielaufbau ruhiger als Hernández. Weil Süle und vermutlich auch Hernández ausfallen, wird er seinen Platz in der Innenverteidigung sicher haben. Muss an der Aufgabe wachsen.

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Lucas Hernández

Champions League - Group B - Olympiacos v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

War angeschlagen und niemand weiß, wie fit er wirklich ist. Spielte außerdem in dieser Saison oft Außenverteidiger. Vielleicht waren auch das Gründe, warum er oft hektisch bis nervös wirkte. Trug die Hauptschuld am 0:1, weil er die Flanke von Masouras völlig falsch einschätzte und drunter durch tauchte. Prüfte kurz danach den eigenen Torhüter mit einem Kopfball in dessen Arme. Im Spielaufbau auch wacklig, bei einem Dribbling nach vorne mit einem tendenziell gefährlichen Ballverlust, der folgenlos blieb. Bei einem Befreiungsschlag in der 54. Minute griff er sich sofort an die linke Wade und schrie vor Schmerz. Humpelte vom Feld und schaffte den Weg zur Bank nur mit Hilfe von Vereinsarzt Müller-Wohlfahrt. Eine Knöchelverletzung an der Innenseite, hieß es später. Für ihn kam Jérôme Boateng.

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David Alaba

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Quelle: AFP

Dienstältester Abwehrspieler des FC Bayern und als solcher dringend gefordert, mehr Stabilität in dieses Konstrukt zu bringen. Kommt gerade aus einer Verletzungspause - und trug vielleicht auch deswegen nicht dazu bei, dass die Münchner hinten sicherer standen. Gegen Ende des Spiels mehrfach überlaufen. Aber wie gesagt: War gerade erst verletzt.

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Javi Martínez

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Quelle: AFP

War mal hauptberuflich Wellenbrecher, ist jetzt ein Politikum. Uli Hoeneß forderte oder empfahl, je nachdem wie man es sehen mag, Martínez solle ab jetzt auf der Sechs spielen. Spielte auch auf der Sechs und erledigte die erste Wellenbrecher-Aufgabe nach drei Minuten mit einem Foul. Das zweite Foul erfolgte nach zehn Minuten - aber beide verübte er so weit vorne, dass es keine gelbe Karte gab. Auch das ist vielleicht Können. Flankte vor dem 1:1 entscheidend auf Lewandowski. Auch sonst stabil wie ein baskischer Hoplit - trug aber weder Schild noch Helm. Musste zur Halbzeit in der Kabine bleiben, weil der Oberschenkel zwickte. Für ihn kam Corentin Tolisso.

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Thiago

Olympiacos FC v Bayern Muenchen: Group B - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hat noch nie ein Tor mit der Hand erzielt, was ja auch schwierig ist, weil das normalerweise abgepfiffen wird. Hätte auf den Eintrag im Fußball-Lebenslauf auch gern verzichtet, aber Guilherme schoss in der 79. Minute aufs Tor, Thiago grätschte in die Schussbahn und weil sein Arm nach oben abstand, flog der Ball dagegen und wurde unhaltbar für Neuer abgefälscht. Unglückliche Aktion in einem ansonsten ordentlichen Spiel.

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Thomas Müller

Champions League - Group B - Olympiacos v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

War mal hauptberuflich Thomas Müller, ist jetzt ein Politikum. Forderte selbst, dass er spielen müsse und spielte nun tatsächlich auch. Aber nicht statt, sondern neben Coutinho, was insofern spannend ist, weil Niko Kovac das mal ausgeschlossen hatte ("zu offensiv") und Uli Hoeneß am Flughafen meinte, dass Müller die Position auf Außen nicht so gut könne und nicht so gern möge. Spielte auf der Position, die er angeblich nicht so mag und kann, ziemlich gut. Engagiert und beweglich - wenn Bayern Gefahr erzeugte, dann meistens über Müller. Machte mehr Kilometer als König Sisyphus den Berg hinauf und widerlegte eindrücklich den Mythos, er könne der Mannschaft eh nicht mehr helfen. Bereitete beide Tore von Lewandowski vor, Mitte der ersten Halbzeit ordnete Kovac sogar an, dass er auf seine Lieblingsposition in die Mitte rotieren solle - Coutinho rückte auf Außen. Was das für die Zukunft bedeutet? Dass Coutinho und Müller doch zusammen spielen können. Ob sie es auch tun? Mal schauen.

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Philippe Coutinho

Olympiacos FC v Bayern Muenchen: Group B - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ist einer dieser Spieler, die immer für Gefahr sorgen, weil man nie weiß, was sie als nächstes tun. Hatte viele Aktionen - aber Olympiakos hatte sich sichtlich auf ihn eingestellt. Aber wenn einer besonders bewacht wird, dann ist ein anderer eben frei. Als er in der zweiten Halbzeit an zwei Abwehrspielern hängen blieb, versenkte Tolisso zum im Nachhinein wichtigen 3:1.

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Serge Gnabry

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Quelle: AP

Ist in dieser Champions-League-Saison für das Außergewöhnliche zuständig, aber man kann nicht an jedem Tag vier Tore schießen. Das schafft nicht mal Robert Lewandowski (siehe dort). Engagiert, aber unauffällig. Verteidigte aber fleißig nach hinten, was wirklich nötig war.

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Robert Lewandowski

Champions League - Group B - Olympiacos v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Der griechische Held Herakles hat Eber gefangen, Löwen erwürgt und eine Hydra erledigt, aber nie in 13 Pflichtspielen 18 Tore geschossen. Robert Lewandowski schon. Der ist auf dem Weg selbst so was wie eine Sagengestalt zu werden. Dazu müsste nur jemand seine Torquote auf eine Tontafel ritzen und in 3000 Jahren wird man dann statt von den zwölf Aufgaben des Herakles von den XX Toren des Lewandowski erzählen (endgültige Torezahl am Ende der Saison bitte einritzen). Wie er sie diesmal gemacht hat: zwei Abstauber nach Müller-Vorlagen. Am Ende steht über dem Spiel: Lewandowskles rettete - mal wieder - den FC Bayern.

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Einwechselspieler

Olympiacos FC v Bayern Muenchen: Group B - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Corentin Tolisso: Man hatte ja schon fast vergessen, dass er einen rechten Fuß mit der Präzision eines Lasers hat. Erinnerte eindrucksvoll daran, als er den Ball im rechten Eck zum 3:1 versenkte.

Jérôme Boateng: Hoeneß empfahl ihm "als Freund" den Verein zu wechseln. Hat auf diesen Rat zum Glück für Hoeneß nicht gehört. Ist nun einer von zwei verbliebenen fitten Innenverteidigern. Blockte mindestens einen Schuss entscheidend.

Ivan Perisic: Kam auch noch.

© SZ.de/tbr/ebc
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