FC Bayern:Benjamin Pavard ist jetzt noch wertvoller

FC Bayern: Weltmeister im Anflug: Benjamin Pavard – noch VfB Stuttgart, aber wohl bald beim FC Bayern – feiert den Titelgewinn mit Frankreich.

Weltmeister im Anflug: Benjamin Pavard – noch VfB Stuttgart, aber wohl bald beim FC Bayern – feiert den Titelgewinn mit Frankreich.

(Foto: Franck Fife/AFP)
  • Der FC Bayern plant den Zukauf von Verteidiger Benjamin Pavard vom VfB Stuttgart.
  • Die Frage ist, ob der Weltmeister schon diesen Sommer kommt - oder erst kommende Saison.
  • Trainer Niko Kovac kündigt an, dass er den Kader der Münchner eher klein halten will.

Von Sebastian Fischer

Niko Kovac kam vom Training, das seine Mannschaft in mintgrünen Poloshirts mit lila Streifen absolviert hatte. Wer weiß, vielleicht war das zwanglose Üben am Vormittag in den neuen Auswärtstrikots der Grund, Kovac hatte sogar ein bisschen mitgekickt, jedenfalls war der Trainer des FC Bayern bester Laune, und er machte einen Witz. Er werde sich mit den aktuell 22 Feldspielern im Kader des Meisters auf die Saison vorbereiten. "Stand jetzt", sagte er. "Kleiner Running Gag." Kovac zwinkerte.

"Stand jetzt", das hatte Kovac im Frühling auch auf die Frage geantwortet, ob er bis 2019 Trainer von Eintracht Frankfurt bleiben werde. Ein paar Wochen später war der Stand dann bekanntlich ein anderer. Und auch während der Saisonvorbereitung des Meisters, das deutet sich in diesen Tagen an, wird der jetzige Stand sich noch ein paar Mal überholen.

Am Donnerstag berichtete der SWR, dass der französische Weltmeister Benjamin Pavard vom VfB Stuttgart während der WM einen von 2019 an gültigen Vertrag in München unterschrieben habe, beide Klubs aber über einen sofortigen Transfer verhandeln. Einen solchen hatte Stuttgarts Sportdirektor Michael Reschke in den vergangenen Wochen immer wieder quasi ausgeschlossen: Auch für 50 Millionen Euro werde er Pavard nicht verkaufen. Kovac verwies auf die Zuständigkeit von Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Es ist kein Geheimnis, dass die Münchner den Transfer planen, spätestens 2019, wenn Pavard wegen einer Ausstiegsklausel festgeschriebene 35 Millionen Euro kostet.

Man ist wohl recht nah bei der Wahrheit, wenn man sich die Videoaufnahmen aus Jeurmont anschaut. In seiner Heimatstadt nahe der belgischen Grenze wurde Pavard am Mittwoch empfangen. "Je vous aime", krächzte er mit angeschlagener Stimme den Menschen entgegen, ich liebe euch. Er sprach wohlwollende Sätze über Stuttgart. Doch er sagte auch: "Ich weiß noch nicht, wo ich in Zukunft spielen werde."

In naher Zukunft. Pavard, 22, war schon nach seiner starken Bundesliga-Saison als Innenverteidiger begehrt. Durch sechs Spiele als Rechtsverteidiger in Russland, jeweils über 90 Minuten, ist er noch wertvoller geworden, durch sein Tor im Achtelfinale gegen Argentinien sogar berühmt, als er den Ball unplanbar traf und ein Schuss in den Winkel dabei herauskam. Er wäre nicht der erste Spieler, der seinen Aufstieg mit solchen ruhmreichen Bildern beschleunigt. Pavard berichtete auch von seinen Plänen, bald mal in der Champions League spielen zu wollen.

Er könne "schon bestätigen, dass das ein richtig guter Spieler ist", sagte Kovac über Pavard. "Das hat er auch bei der Weltmeisterschaft bewiesen."

Nun haben sie in München einerseits in Joshua Kimmich bereits einen Rechtsverteidiger, der in diesem Jahr in der Champions League spielen wird. Andererseits wäre der Nationalspieler gerne eines Tages wieder ein Mittelfeldspieler. Pavard ist nach einer WM als Außenverteidiger aber auch immer noch ein guter Innenverteidiger. Und überhaupt scheinen unter Kovac taktische und damit personelle Fragen wieder mehr im Fluss zu sein als vorher.

Kovac will die Mannschaft variabler machen

Der Sommer-Terminplan der Bayern

1. Testspiel Samstag, 21. Juli (15.30 Uhr in Klagenfurt): FC Bayern - Paris Saint-Germain

23. bis 30. Juli: USA-Reise Donnerstag, 26. Juli (1 Uhr, in Philadelphia) FC Bayern - Juventus Turin

Sonntag, 29. Juli (1 Uhr, in Miami) FC Bayern - Manchester City

2. bis 9. August: Trainingslager Rottach-Egern Sonntag, 5. August (20.15 Uhr, in München) FC Bayern - Manchester United

DFL-Supercup Sonntag, 12. August (20.30 Uhr, in Frankfurt) Eintracht Frankfurt - FC Bayern

1. Runde DFB-Pokal Samstag, 18. August (15:30 Uhr) SV Drochtersen/Assel (4. Liga) - FC Bayern

1. Spieltag Bundesliga Freitag, 24. August (20.30 Uhr) FC Bayern - 1899 Hoffenheim

Abschiedsspiel Bastian Schweinsteiger Dienstag, 28. August (20:30 Uhr, in München) FC Bayern - Chicago Fir

Schon zum Einstand hatte er angekündigt, den FC Bayern variabler ausrichten zu wollen. Er präzisierte nun: Aus einer Viererkette im unter Jupp Heynckes bewährten 4-3-3-System könne schnell eine Dreierkette werden und somit ein 3-5-2- oder 3-4-3-System, so hatte er in Frankfurt meistens aufgestellt. Zwar wird der FC Bayern künftig keinen Konterfußball nach dem Frankfurter Modell spielen. Und Kovac schränkte ein, derzeit, da noch viele Jugendspieler im Training sind, werde er noch nicht experimentieren. Die WM-Fahrer kehren erst nach der am Montag startenden USA-Reise zurück. Doch ein paar Veränderungen dürfte es schon geben.

Kovac unterteilt das Fußballfeld im Training in der Breite in fünf "Schläuche", er erklärte: "Drei Fünftel werden bespielt, zwei Fünftel nicht." Andere sagen dazu meist: verschieben. Wenn er "Sandwich" ruft, meint er das Doppeln in der Verteidigung. Er lege wie in Frankfurt viel Wert auf Standards, die, darin habe ihn die WM bestätigt, man am besten in der Zone und nicht Mann gegen Mann verteidige - durch den Videobeweis würden mehr Elfmeter gepfiffen. Und zur Kaderplanung sagt er: "22 Feldspieler sind das Maximum." Wenn einer kommt, muss wohl ein anderer gehen.

Ob die Münchner in diesem Sommer viel Geld für den Verteidiger Pavard zahlen werden, könnte auch damit zusammenhängen, ob sie zumindest ähnlich viel Geld bekommen, sollte jemand den Verteidiger Jérôme Boateng verpflichten wollen - eine Personalie, in der die Münchner Gesprächsbereitschaft signalisiert haben. Ähnliches soll auch für Thiago gelten, über dessen Rückkehr zum FC Barcelona die spanische Zeitung AS spekuliert, sowie für Juan Bernat und Arturo Vidal. Zum noch für ein Jahr von Real Madrid geliehenen James Rodríguez sagte Kovac hingegen: "Es sieht ganz klar so aus, dass er hier bleibt."

Der Trainer lobte ungefragt den Eifer von Arjen Robben und, danach gefragt, die Fähigkeiten von Serge Gnabry. Er sagte über die Egos seiner Spieler: "Wenn jeder denkt, nur ich bin wichtig, wird es Probleme geben."

Benjamin Pavard gilt übrigens als ausgesprochen selbstloser Fußballer.

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