Basketballer des FC Bayern:Noch zu klein für den Champion

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Da stopft er wieder: Devin Booker beim Dunk, der Center war mit 15 Punkten bester Schütze der Bayern. (Foto: Giannis Alexopoulos/NurPhoto/Imago)

Die Münchner Basketballer unterliegen in Athen 79:94, doch gerade die zweite Hälfte gegen den Titelverteidiger zeigt auch: Es könnte dank einiger Verstärkungen mehr drin sein in dieser Saison.

Von Ralf Tögel

Dimitrios Giannakopoulos hat ganze Arbeit geleistet. Der exzentrische und impulsive Milliardär aus Athen besitzt neben einem Pharma-Imperium und weiteren Unternehmen auch die Basketballer von Panathinaikos Athen. Nach Niederlagen stürmt der 50-Jährige schon mal wutentbrannt in die Kabine, um den Spielern mitzuteilen, dass sie – anstatt bequem im Charterflieger – die Heimreise in einem Bus anzutreten haben. Vor mehr als einem Jahrzehnt hat er den Verein von seinem Vater übernommen und zunächst wenig Verlangen gespürt, die äußerst erfolgreiche Klubhistorie mit vier Euroleague-Titeln fortzuführen, sprich: Er drehte den Geldhahn zu.

Bis zur vergangenen Saison, als er sich umbesann und seinen Klub mit vielen Euros flutete. Mit dem erwünschten Ertrag: Griechenlands Rekordmeister jagte dem ungeliebten Konkurrenten Olympiakos Piräus, der dem ebenfalls sehr wohlhabenden Industriellen-Brüderpaar Angelopoulos gehört, den nationalen Titel nach zwei Jahren Abstinenz wieder ab. Und nicht nur das: Obendrein gewann man auch zum fünften Mal die europäische Krone.

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Und offensichtlich hat der Panathinkaikos-Mäzen Gefallen an diesen Erfolgen gefunden: Zunächst spendierte er der 18 500 Zuschauer fassenden Oaka-Arena im Athener Norden einen brandneuen LED-Videoglasboden, dann rüstete er den ohnehin sehr stark besetzten Kader weiter auf.

Der Ertrag stimmt erneut: Dem 87:77-Auftaktsieg in Berlin folgte am Donnerstagabend ein 94:79 gegen den FC Bayern, der Titelverteidiger bestätigte damit seine Rolle als Favorit der Euroleague. Denn zu Topspielern wie Kendrick Nunn (kam vor einem Jahr von den Washington Wizards), Kostas Sloukas (wertvollster Spieler beim Titelgewinn im Mai), dem französischen Nationalcenter Mathias Lessort oder Juancho Hernangomez (der spanische Nationalspieler kam vor einem Jahr nach sieben NBA-Spielzeiten aus Toronto) gesellten sich weitere Ausnahmekönner aus Übersee: Cedi Osman (San Antonio Spurs) entschied sich nach 494 NBA-Spielen für Athen – und damit sogar gegen eine Offerte der Los Angeles Lakers. Sein türkischer Landsmann Omer Yurtseven kam von den Utah Jazz, zudem Spielmacher Lorenzo Brown, der auch das Spiel der spanischen Nationalmannschaft anleitet, von Maccabi Tel Aviv.

Panathinaikos ist eine Ansammlung an ehemaligen NBA-Spielern, die Bayern kommen ihnen im letzten Viertel dennoch nahe

Allesamt hoch bezahlte Arbeitskräfte; jeder dieser Spieler würde den Finanzrahmen des FC Bayern sprengen. Der Glitzerboden dürfte die einzige Gemeinsamkeit mit dem Konkurrenten aus München sein, bekanntlich spielt der FC Bayern im BMW Park ebenfalls auf diesem überdimensionalen Flatscreen. Im Gegensatz zum bestbesetzten Gastgeber fehlten FCB-Trainer Gordon Herbert in den verletzten Niels Giffey, Elias Harris und Zugang Kevin Yebo drei Spieler, was für FCB-Sportdirektor Dragan Tarlac bei der Niederlage eine wichtige Rolle spielte: „Ich glaube, mit vollem Kader hätten wir die ganzen 40 Minuten mithalten können.“

Weltmeister Giffey etwa brachte beim famosen 97:89-Erfolg gegen das ähnlich stark besetzte Real Madrid (Finalgegner von Athen im vergangenen Jahr) wichtige Impulse, in Yebo und Harris fehlten zwei wichtige Korbverteidiger, der wohl gravierendste Nachteil in Athen. Die physisch enorm starken Griechen dominierten das Reboundspiel, wie Trainer Gordon Herbert feststellte: „Wir haben nur zu viele Kämpfe beim Rebound verloren, das waren viele zweite Chancen für sie.“ Wohlwollend nahm der Weltmeister-Coach indes die Resilienz in seinem Team zur Kenntnis: „Positiv ist, dass wir im dritten und vierten Viertel richtig zurückkommen sind. Da hatten wir die Chance, aber dann hatten sie große defensive Plays.“

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Nach einem schwachen Start (0:10, 3. Minute) und einem 34:47-Rückstand zur Pause kämpften sich die Bayern auf 65:70 im letzten Viertel heran, ehe die Griechen mit acht Punkten in Serie die Vorentscheidung herbeiführten. Neben den neuerlich gut aufgelegten Johannes Voigtmann und Topscorer Devin Booker (15 Punkte) überzeugte einmal mehr der quirlige Spielmacher Carsen Edwards (14), zudem offenbarte der israelische Nationalspieler Yam Madar (11) erstmals seine Qualitäten. Der spielfreudige 23-Jährige brachte viel Schwung aufs Parkett und könnte neben Zugang Shabazz Napier das Angriffsspiel der Münchner beschleunigen. Napier, wie Voigtmann vom Euroleague-Konkurrenten Mailand an die Isar gewechselt, konnte zwar nicht an die Galavorstellung beim Debütsieg im SAP Garden anknüpfen, akklimatisiert sich aber zusehends im Team.

Eine Niederlage beim Champion dürfte angesichts dessen individueller Übermacht eingepreist gewesen sein, gleichwohl durfte Trainer Herbert die Erkenntnis mit nach Hause nehmen, dass der Erfolg gegen Real kein Euphorie-beschleunigtes Zufallsprodukt gewesen ist. Wie sehr die mannschaftliche Geschlossenheit sein Team tragen kann, will selbiges schon am Sonntag unter Beweis stellen. Dann gastiert der FC Bayern zum Pokal-Achtelfinale bei den Telekom Baskets Bonn (18 Uhr), dem ersten K.-o.-Spiel der Münchner. Am Ziel lässt Sportdirektor Tarlac keinen Zweifel: „Das ist der erste Wettbewerb, den wir gewinnen wollen.“

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