FC Bayern nur Remis in Nürnberg:Schweinsteiger beschwert sich über Nürnberger Härte

"Nürnberg kann ja nicht anders als so, besonders im Derby." Münchens Nationalspieler reagiert stinksauer auf die Spielweise und angeblichen Provokationen der Franken. Dabei holt der 1. FC Nürnberg verdient einen Punkt gegen den Tabellenführer. Gegen eine stark veränderte Mannschaft des FC Bayern wäre sogar mehr möglich gewesen.

1. FC Nuernberg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Privatduell auf dem Platz: Bastian Schweinsteiger (von hinten) gegen Nürnbergs Timo Gebhart, der mit Gelb-Rot vom Platz geht.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Bayern München hat drei Wochen nach der ersten Saisonniederlage an der Tabellenspitze einen weiteren kleinen Dämpfer hinnehmen müssen. Ausgerechnet im Derby gegen den 1. FC Nürnberg kam die stark rotierte Mannschaft des Rekordmeisters am Samstag nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus und gab den Verfolgern die Chance, den Vorsprung von zuvor sieben Punkten ein wenig zu verkleinern.

Mit dem Remis waren die weitgehend enttäuschenden Münchner Fußballer am Ende sogar noch gut bedient. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt blieben die Bayern ihren zahlreich mitgereisten Fans unter den 50.000 Zuschauern vieles schuldig.

Stinksauer war indessen Bastian Schweinsteiger nach dem Spiel. Er warf den Nürnbergern vor, viel provoziert und ständig versucht zu haben, den Schiedsrichter zu beeinflussen. "Wir haben bestimmt auch Fouls gemacht, aber die haben schon oft auf den Körper gezielt. Ich lass mir das nicht gefallen, denn ich habe genug Verletzungen gehabt", sagte Schweinsteiger im TV-Sender Sky und schloss daraus: "Nürnberg kann ja nicht anders als so, besonders im Derby."

Manuel Neuer kann hingegen bestimmt anders als beim Nürnberger Ausgleich. Als der Torwart zum ersten Mal in dieser Saison in einem Auswärtsspiel ein Tor hinnehmen musste, da bebte das Nürnberger Stadion. Markus Feulner hatte im Mittelfeld von einem schlampigen Fehlpass von Toni Kroos profitiert, nahm einige Meter Anlauf und drosch dann etwa 30 Meter entfernt von Neuer gegen die Kugel. Er traf sie leicht mit dem Außenrist und so machte sie in der Luft eine erhebliche Linkskurve - dennoch sah Neuer sehr behäbig aus. Der Ball schlug knapp neben ihm ein und es hieß nach 50 Sekunden in der zweiten Halbzeit plötzlich 1:1.

Die Münchner mussten also nach eigener Führung einen Ausgleich hinnehmen - auch das zum ersten Mal in dieser Saison. Dabei hatte es so fröhlich begonnen für den Tabellenführer. Schon nach zwei Minuten und 27 Sekunden hatte Mario Mandzukic eine Hereingabe von Kroos zum 1:0 ins Tor bugsiert. Die Nürnberger hatten erst zweimal einen Fuß an den Ball bekommen, da lagen sie schon zurück.

Dabei durften sich die Franken diesmal durchaus etwas ausrechnen. Die Münchner mussten auf einige verletzte Spieler verzichten: Arjen Robben, Franck Ribéry, Jérome Boateng und Luiz Gustavo hatten die Reise ins rund 160 Kilometer entfernte Nürnberg nicht angetreten, auch Mario Gomez nicht. Dazu gönnte Trainer Jupp Heynckes Philipp Lahm und Javi Martínez eine Pause. Dafür begannen Rafinha, Daniel van Buyten und Anatolij Timoschtschuk sowie Xherdan Shaqiri.

Gelb-Rot für Gebhart

Einem frühen Rückstand hinterherzulaufen war das Erste, was der "Club" hatte vermeiden wollen, nun sah er sich gezwungen, selbst mehr als zunächst geplant für das Spiel zu tun. Einen schnellen Ausgleich verhinderte Dante, der Polters Schussversuch blockte (6.), weitere Chancen hatten Seltenheitswert, erst in der 20. Minute schoss Timo Gebhart auf das Tor von Manuel Neuer.

Der Club war sehr engagiert und verbuchte bis zur Halbzeitpause 63 Prozent gewonnene Zweikämpfe, leistete sich im Spielaufbau aber viele Ballverluste. Einer dieser Ballverluste hätte beinahe zum zweiten Treffer für den FC Bayern geführt: Der genesene Nürnberger Torwart Raphael Schäfer verhinderte diesen jedoch bei einem schnellen Münchner Konter gegen den freistehenden Rafinha mit einer Glanzparade (35.).

Dennoch wirkten die Nürnberger im Laufe der ersten Halbzeit immer mutiger. Aus der Kabine kamen sie dann mit enormer Angriffslust. Der sehr starke Feulner bolzte den Ball ins Tor, mit dem nächsten Angriff hätte sogar die Nürnberger Führung fallen müssen. Aber Sebastian Polter und Timo Gebhart konnten den blitzschnellen Konter nicht zum Ziel bringen.

Die Gastgeber gingen nun sehr engagiert und auch hart in die Zweikämpfe. Es gab einige gelbe Karten und einmal gerieten Gebhart und Bastian Schweinsteiger aneinander. Gebhart foulte, Schweinsteiger sprang auf und deutete einen Würgegriff an - es gab Gelb für beide. Das sollte für den Nürnberger noch Folgen haben, denn eine Viertelstunde vor Schluss verhielt er sich in einem Zweikampf mit Schweinsteiger wieder ungeschickt: Er schlug dem Münchner mit dem Arm ins Gesicht, und selbst wenn es keine Absicht gewesen sein sollte, es gab dennoch Gelb-Rot.

Damit war der Spielverlauf für die letzten Minuten vorbestimmt. Mit zehn Spielern versuchten die Nürnberger das Unentschieden über die Zeit zu retten, die Münchner konnten nun endlich wieder die Dominanz entwickeln, die sie in dieser Saison gewohnt sind. Doch die Überlegenheit führte zu keiner wirklichen Torchance mehr, das Spiel endete 1:1. Nürnbergs Trainer Dieter Hecking bilanzierte: "Ich glaube, wir haben uns den Punkt heute verdient." Sein Kollege Heynckes sagte: "Wir können mit dem 1:1 leben, ich denke, es ist kein Beinbruch. In der zweiten Halbzeit haben wir eine ganz andere Nürnberger Mannschaft erlebt, die engagiert nach vorne gespielt hat. Aufgrund der zweiten Halbzeit müssen wir akzeptieren, dass wir nur einen Punkt geholt haben."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: