FC-Bayern-Niederlage auf US-Tour:Schweinsteiger-Schreck beim Sommerkick

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Bastian Schweinsteiger (rechts) spürt die Härte seiner Gegner, hier von Maurice Edu. (Foto: AFP)

Der FC Bayern präsentiert auf der Werbereise in der USA seine WM-Helden. Doch dann liegt Bastian Schweinsteiger verletzt am Boden - genau das hatten die Verantwortlichen vermeiden wollen. Trainer Pep Guardiola verweigert dem US-Trainer den Handschlag.

Von Jürgen Schmieder, Portland

Bastian Schweinsteiger waren die Entzugserscheinungen am deutlichsten anzumerken. Als er mit seinen Kollegen Manuel Neuer, Philipp Lahm, Jérome Boateng, Mario Götze, Thomas Müller und Arjen Robben zum US-Hauptquartier ihres Ausrüsters in Portland kam, entdeckte er dort einen Ball. Er lief sofort hin, schnappte sich die Kugel und vollführte einige ansehnliche Tricks.

Nur: Es war kein Fußball, mit dem Schweinsteiger da herumalberte, sondern ein Basketball. Er warf ein paar Mal auf den Korb (Trefferquote: vier von fünf), dann sprach er über diese verrückte Reise.

"Für uns ist es ein wenig unglücklich mit dieser Hin- und Herfliegerei, weil wir nur einen Tag hier sind und nicht so viel mitbekommen", sagte Schweinsteiger. Der werbewirksame Besuch der Münchner WM-Helden dauerte exakt elf Stunden und 18 Minuten. Um 12.42 Uhr war die Maschine auf dem Flughafen in Portland gelandet, exakt um Mitternacht hob sie wieder ab. Dazwischen lag Schweinsteiger auf dem Rasen, krümmte sich, hielt sich den verletzten Knöchel, nach einem rüden Foul des Gegners.

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"Nichts Dramatisches", twitterten die Bayern am Donnerstagmorgen, nach dem 1:2 gegen eine Auswahl der US-Liga MLS, nur eine Prellung. Auch Schweinsteiger hatte direkt nach dem Spiel Entwarnung gegeben. Trotzdem, genau das hatte bei einem sportlich mäßig bedeutsamen Testkick eigentlich nicht passieren sollen.

Überdimensionale Bayern-Plakate

Die Perspektive für den FC Bayern war freilich, den amerikanischen Fans jene Akteure zu präsentieren, die vor wenigen Wochen in Brasilien die Weltmeisterschaft gewonnen hatten oder zumindest durch famose Auftritte auffällig geworden waren. Nur so verankert man sich im kollektiven Gedächtnis der Amerikaner, genau das war ja das erklärte Ziel dieser Reise.

Und natürlich war auf zahlreichen überdimensionalen Plakaten in der Stadt verkündet worden, dass "mehr als 20 WM-Stars" zu sehen sein würden. Der Werbewert dieser Kurzauftritte dürfte immens sein - und natürlich brüllten die Fans im Stadion bei der Ankunft der Bayern-Spieler nicht "Contento" oder "Rode", sondern eben: "Esweinsteigööör".

Bei Gesprächen mit Verantwortlichen des Vereins war bereits die gewaltige Furcht herauszuhören, dass sich einer der Kurzbesucher verletzt. Natürlich kann sich ein Mensch auch beim Golfen wehtun, der Urlaubsbeschäftigung von Philipp Lahm, doch sollte sich tunlichst nicht einer jener Akteure verletzen, die vor allem zum 15-Minuten-Bejubelnlassen eingeflogen wurden.

Das bedeutete nicht, dass diese Partie komplett ohne sportlichen Wert war, schließlich ist zu erwarten, dass beim Supercup am kommenden Mittwoch in Dortmund viele Akteure auf dem Feld stehen werden, die nun auch in Portland viel Spielzeit bekamen. Vor allem Xherdan Shaqiri und Robert Lewandowski wetteiferten bei diesem Schönheitswettbewerb. Shaqiri wuselte, warf sich in Zweikämpfe, spielte seine Kollegen frei. Er beschwerte sich über jeden Ball, den er nicht bekam - weil er es als entgangene Chance betrachtete, seinen Trainer mit einer gelungenen Aktion zu beeindrucken.

Lewandowski glänzte mit einigen trickreichen Dribblings - und natürlich dem Treffer zum 1:0, bei dem er den Ball schön annahm und ihn nach einer feinen Finte ins Tor prügelte. Danach entwickelte sich eine Sommerabend-Partie ohne größere Höhepunkte, die Gegentreffer durch Bradley Wright-Phillips und Landon Donovan wurden kopfschüttelnd, aber ohne allzu große Wut hingenommen.

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Auch das gehörte zu diesem Abend, dass der von Jürgen Klinsmann nicht in den WM-Kader berufene Donovan einen Treffer erzielte und am Ende - wie bei amerikanischen Sportereignissen üblich - als "wertvollster Spieler der Partie" ausgezeichnet wurde. Nach und nach (in der 62. Spielminute durfte Neuer ins Tor, Robben war in der 85. Minute der Letzte) wurden dann die WM-Teilnehmer eingewechselt, Schweinsteiger schnappte sich schnell den Ball und probierte einen Torschuss (Trefferquote: null von eins).

Guardiola verweigert Handschlag

Kurz dem Ende sorgte er jedoch dafür, dass alle Verantwortlichen des FC Bayern mindestens einen Herzschlag ausließen. Will Johnson nämlich versuchte sich aktiv im Gegner-Foulen (Trefferquote: eins von eins) und trat Schweinsteiger sämtliche Entzugserscheinungen aus den Knochen. Der lag auf dem Boden, hielt sich den linken Knöchel und forderte medizinische Hilfe an. Ein paar Sekunden später stand er wieder auf, erklärte die Partie jedoch nach Rücksprache mit Guardiola für beendet - noch vor dem Schlusspfiff stapfte er in die Kabine. Bloß nichts mehr riskieren gegen diesen wilden Johnson. "Ich habe Glück gehabt", sagte Schweinsteiger danach.

Guardiola freilich gefiel dieser Moment gar nicht, er verweigerte seinem Kollegen Caleb Porter zunächst den Handschlag (holte ihn später aber nach) und beschwerte sich auf der Pressekonferenz über die harte Spielweise der Amerikaner in der zweiten Halbzeit: "Unsere Spieler saßen zwölf Stunden im Flugzeug, um 15 Minuten zu spielen und sich den Fans in Portland zu zeigen. Sie haben sich an das Fair Play gehalten, das war bei unserem Gegner nicht unbedingt der Fall."

Als er wütend vom Feld stapfte, sah Schweinsteiger nicht so aus, als hätte er noch Entzugserscheinungen.

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