FC Bayern:Neuer Bayern-Trainer Ancelotti rät Mario Götze zum Wechsel

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Mario Götze auf der Bank - dieses Bild soll es in München bald nicht mehr geben. (Foto: dpa)
  • Mario Götze ist beim FC Bayern nicht glücklich, weil er unter Trainer Pep Guardiola selten in der ersten Elf steht - und denkt schon länger über einen Wechsel nach.
  • Jetzt gab es nach SZ-Informationen ein Gespräch mit dem kommenden Coach Carlo Ancelotti.
  • Der FC Liverpool, der von Götzes altem Förderer Jürgen Klopp trainiert wird, soll sich bereits in München nach dem Spieler erkundigt haben.

Von Christof Kneer und Birgit Schönau

Vor zwei Jahren griff Carlo Ancelotti zum Telefon und wählte die Nummer von Toni Kroos. Weil Ancelotti kein Norddeutsch und Kroos kein Norditalienisch kann, haben sie sich auf Englisch unterhalten, und die Verständigung klappte immerhin so gut, dass hinterher keine Fragen mehr offen waren.

Ancelotti hat Kroos erklärt, dass er das Spiel von Real Madrid verändern wolle, er plane weniger Konter und mehr Ballbesitz, und er sei überzeugt, dass Kroos der perfekte Spieler dafür sei. Real könne durch Kroos besser werden, versicherte Ancelotti dem Spieler noch und präsentierte sodann sein Fazit: Er, Ancelotti, wolle ihn, Kroos, unbedingt.

Kroos ist nach der WM 2014 dann tatsächlich zu Real gewechselt, wo ihm Ancelotti eine prägende Rolle anvertraut hat.

Im Moment wartet Europa wieder gespannt darauf, dass Ancelotti telefoniert. Auf dem internationalen Transfermarkt hängt alles mit allem zusammen, jede Personalie kann zu dem Dominostein werden, der alles in Bewegung bringt. So ist seit Dienstag klar, dass jene Klubs, die etwa auf den 18-jährigen Renato Sanches spekuliert haben, sich anderweitig orientieren müssen. Sanches geht zum FC Bayern, angeblich auf ausdrücklichen Wunsch des neuen Trainers Ancelotti. Im Gegenzug könnten sich enttäuschte Interessenten aber mit einem Weltmeister trösten: Mario Götze ist jetzt auf dem Markt.

Wie die SZ aus Ancelottis Umfeld erfuhr, hat Carlo Ancelotti in der vergangenen Woche tatsächlich schon mal telefoniert, aber es war ein anderes Gespräch als damals bei Toni Kroos. Ancelotti hat Mario Götze eröffnet, dass er ihm beim FC Bayern keine andere Rolle versprechen könne als jene, die er im Moment einnimmt. Ancelotti schätzt die exquisiten Qualitäten des Weltmeisters, aber beim ersten Rundgang durch seinen künftigen Kader ist er offenbar zum selben Ergebnis gekommen wie zuletzt Pep Guardiola.

Auf jenen Positionen, die Götze liebt, gilt es bereits jetzt einen Überfluss zu verwalten: Auf der zentralen Angriffsposition liegen Robert Lewandowski und Thomas Müller vorn, im zentralen offensiven Mittelfeld kommen neben Müller mindestens noch Thiago und Arturo Vidal in Frage.

Was Ancelotti aufgefallen ist

Ancelotti hat die Münchner zuletzt präzise studiert, und ihm ist offenbar kein Grund eingefallen, warum er Struktur oder Hierarchie des Kaders dramatisch verändern sollte. Und die Hierarchie war zuletzt ja so, dass Guardiola im Halbfinal-Rückspiel gegen Atlético Madrid nur einen einzigen Wechsel vorgenommen hat, obwohl er dringend ein weiteres Tor brauchte. Herein kam Kingsley Coman. Draußen blieb Mario Götze.

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Von Christof Kneer

Der FC Bayern wollte das Gespräch zwischen Ancelotti und Götze auf SZ-Anfrage weder bestätigen noch dementieren, aber nach SZ-Informationen hat Götze von Ancelotti in der vergangenen Woche das klare Signal empfangen: Wenn Götze regelmäßig spielen wolle, so Ancelotti, dann empfehle er ihm, den Verein zu wechseln.

Am Dienstag hat der FC Bayern das Fenster zur Zukunft ein wenig aufgemacht, gewährt wurde ein erster Blick auf die Kaderplanung der kommenden Spielzeiten. Die beiden - gemeinsam über 70 Millionen Euro schweren - Zugänge Mats Hummels und Renato Sanches haben sich ebenso bis ins magische Jahr 2021 gebunden wie zuvor schon Manuel Neuer, Thomas Müller, Jérôme Boateng, Javi Martínez und David Alaba.

Bekannt ist, dass die Münchner gerade versuchen, sich auch mit Robert Lewandowski bis 2021 zu verabreden, von Götze ist in diesem Zusammenhang nie die Rede gewesen. Der ehemalige Dortmunder ist noch bis 2017 an Bayern gebunden, aber das Telefonat mit Ancelotti dürfte eine neue Dynamik in den Fall bringen.

Sowohl der Verein als auch der Spieler dürften ab sofort ein verschärftes Interesse daran besitzen, sich in diesem Sommer in aller Freundschaft zu trennen. Die Bayern könnten für ihren Weltmeister jetzt noch Geld kassieren, wenn auch gewiss nicht mehr jene 37 Millionen, mit denen sie einst in Vorleistung gingen. Und Götze müsste seine nach wie vor außergewöhnliche Begabung nicht ein weiteres Jahr auf der Ersatzbank verschwenden. Vom FC Liverpool, wo Götzes alter Förderer Jürgen Klopp tätig ist, wird bereits ein ernsthaftes Interesse gemeldet; auch bei Borussia Dortmund, beim FC Arsenal und bei Juventus Turin beschäftigt der Name "Götze" offenbar die zuständigen Funktionäre. Für 20 Millionen Euro plus x, hört man, könnte der Weltmeister zu haben sein.

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Der Fall Götze zeigt, dass sich der Fußball mitunter einen Spaß daraus macht, sich einer seriösen Kaderplanung zu entziehen. Als die Münchner den Dortmundern vor drei Jahren ihren kostbarsten Schatz entwendeten, regte sich das Land fürchterlich auf, aber inhaltlich schien die Sache zunächst einleuchtend zu sein: Götze, der Junge mit den feinsten Füßen im Land, geht zu dem Trainer, der die feinen Füße liebt.

Zwar versichern sich Spieler und Verein bis heute ihre gegenseitige Wertschätzung, dennoch ist Götze, 23, in München bisher eine große Fantasie geblieben: Er hat immer wieder gespielt, oft auch gut, aber fürs große Ganze ist er nicht relevant geworden, zumal er nicht der Flügelspieler ist, den die Münchner anfangs in ihm gesehen haben. Als Götze im vorigen Herbst ein bemerkenswert kämpferisches Bekenntnis abgab ("Ich würde gern ein Gesicht des FC Bayern werden"), verletzte er sich gleich danach so schwer an den Adduktoren, dass er monatelang ausfiel. Und als er wieder zurück war, waren seine Lieblingsplätze im Team erst recht alle belegt. Toni Kroos hat vor zwei Jahren eine große WM gespielt, danach ist er zu Real gewechselt. Mario Götze kann Europa jetzt bei der EM zeigen, wie gut er ist.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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