Wechsel von Julian Nagelsmann:"Bayern ist eine einmalige Gelegenheit"

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Nach Bekanntwerden seines Engagements bei den Bayern gibt sich Julian Nagelsmann selbstbewusst. Die Ablöse für den Leipziger Trainer soll bis zu 25 Millionen Euro betragen - seine Vertragslaufzeit zeigt: Er hat viel vor.

Mit dem guten Gefühl seines erfüllten "Lebenstraums" vom FC Bayern ließ sich Julian Nagelsmann leichten Herzens auf die Frage nach der Weltrekordablöse ein. "Was macht die mit mir? Nicht allzu viel", sagte der wohl begehrteste Mann der deutschen Trainerszene gut gelaunt über die unglaubliche Summe von bis zu 25 Millionen Euro, die der Rekordmeister für ihn an RB Leipzig überweist. "Ein Mensch", betonte der 33-Jährige, sei so viel Geld ohnehin "nicht wert".

Und nein, "mir ist jetzt nicht angst und bange, die Summe habe nicht ich hingeschrieben". Sondern RB, das Nagelsmann im Zuge einer spektakulären Trainer-Rochade "schweren Herzens" verlässt. "Für andere Klubs hätte ich diesen Vertrag nicht beendet", betonte er. Doch die Verlockung München, wo Nagelsmann bis 2026 unterschreibt, war zu groß.

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Er habe "nie einen Hehl daraus gemacht", dass ihn der Job dort reize, sagte Nagelsmann, das Engagement in München, wo Ehefrau Verena mit den beiden Kindern im Umland lebt, sei "etwas sehr Spezielles" und eine "vielleicht einmalige Gelegenheit". Er folgt im Sommer auf Alles-Gewinner Hansi Flick, dessen Wunsch nach Auflösung seines bis 2023 laufenden Vertrags die Bayern erfüllten - und den es als Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw zum DFB zieht.

Topfavorit auf Nagelsmanns Erbe ist Jesse Marsch von RB-Schwesterklub Salzburg. "Ich habe keine großen Bedenken oder bin ängstlich. Noch schlafe ich ganz gut", sagte Nagelsmann augenzwinkernd über seinen spektakulären Wechsel. Seine neue Aufgabe gehe er ebenso "top motiviert" an wie die Zielgerade in Leipzig mit dem möglichen Einzug ins DFB-Pokalfinale.

Bayern-Vorstand Oliver Kahn ist "überzeugt davon, dass wir die sportliche Zukunft zusammen mit Julian Nagelsmann sehr erfolgreich gestalten werden". Der langjährige Patron Uli Hoeneß, der als großer Nagelsmann-Fan gilt, sprach wie Fan-Idol Bastian Schweinsteiger von einer "guten Wahl". Dass er sich an der Isar neu beweisen müssen wird, ist Nagelsmann bewusst. Er werde "in der Überzeugung da aufschlagen, dass ich das leisten kann", sagte er selbstbewusst.

Einen Titel hat er als Profitrainer zwar noch nicht gewonnen, dennoch scheint er wie gemacht für den ruhmreichen FCB - nicht nur, weil er an der Seitenlinie gerne einen roten Mantel trägt. Nagelsmann macht Spieler besser. Und er konzentriert sich sehr zur Freude der Bayern-Bosse lieber auf seinen Kernjob, anstatt sich mit seinen Vorgesetzten in Transferfragen anzulegen.

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Nagelsmann stammt aus dem oberbayerischen Landsberg am Lech, Spieler in Leipzig begrüßte und verabschiedete er gerne mit den an der Isar gebräuchlichen Wendungen "Griaß di" und "Pfiat di". Seine "Liebe zur Weißwurst", sagte er kürzlich, sei "ungebrochen. Das Gleiche gilt für meine Liebe zu den Bergen." Hoeneß wollte ihn schon in dessen Zeit als Hoffenheimer U19-Coach verpflichten. Damals verweigerte TSG-Mäzen Dietmar Hopp die Freigabe.

Mit sechsjähriger Verspätung kommt die Traum-Ehe nun doch noch zustande. Auch, weil der FC Bayern laut RB-Boss Oliver Mintzlaff bereit war, die "extremst hohe Ablösesumme" zu bezahlen. Dass es erfolgsabhängig bis zu 25 Millionen Euro sein werden, wollte Mintzlaff "zumindest nicht dementieren". In München verabschiedete sich Flick nach "zwei unvergesslichen Jahren" mit demnächst wohl sieben Titeln und dem nervenden Dauerzwist mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic mit versöhnlichen Worten.

"Es war mir eine sehr große Ehre", sagte er, in seinen Dank bezog er Salihamidzic ausdrücklich ein. Flick, sagte Präsident Herbert Hainer, werde "immer einen Platz in den Geschichtsbüchern des FC Bayern haben". Als Löws Weltmeister-Assistent spielt Flick auch in der DFB-Historie eine Rolle, im Sommer dürfte er diese als neuer Bundestrainer fortschreiben. Flick ist als Erbe seines nach der EM scheidenden Ex-Chefs Löw die logische Wahl.

Noch aber hält sich der vom erbitterten Streit an seiner Spitze um den wankenden Präsidenten Fritz Keller zerrissene Verband bedeckt. Leipzig hat laut Mintzlaff bei der Regelung der Nagelsmann-Nachfolge "drei interessante Kandidaten" um Marsch im Blick, unterschrieben sei noch nichts. Eines aber versprach Mintzlaff schon jetzt: "Wir bleiben angriffslustig. Julian wird uns spüren."

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